Bundesamt für Bevölkerungsschutz

„Wir wissen von Cyber-Angriffen und Sabotage“

Etwas schwammig sprach das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) vergangene Woche von „hybriden und steigenden Angriffen auf den Energiesektor in Deutschland“. Was genau dahinter steckt, dazu hat sich das BBK gegenüber unserer Zeitung geäußert.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz rät Bürgern, sich auf Stromausfälle vorzubereiten. (Symbolbild)

© IMAGO/Bihlmayerfotografie

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz rät Bürgern, sich auf Stromausfälle vorzubereiten. (Symbolbild)

Von Sandra Hartmann

Es sind drastische Worte, zu denen der Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) René Funk vergangenen Woche gegriffen hat: „Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor, dies kann auch länger andauernder Stromausfall sein.“ Weiter sagte er in einem Gespräch mit dem Portal t-online.de: „Notlagen müssen nicht eintreten, sind aber jederzeit möglich.“

Unter anderem nannte das BBK „vermehrte, hybride Angriffe“ von außen auf die Energiesektoren in Deutschland als Grund für diese präventiven Maßnahmen. Unsere Zeitung hat das BBK gefragt, was genau es damit auf sich hat. Pressesprecherin Carolin Kielhorn hat unsere Fragen beantwortet.

Inwiefern steigt die Zahl der Attacken auf die kritische Infrastruktur Deutschlands, wie es das BBK unlängst postuliert hat? Gibt es hierzu konkrete Zahlen?

Wir wissen, dass Cyber-Angriffe und physische Sabotage im Umfeld kritischer Infrastrukturen stattfinden. Detaillierte Daten liegen dem BBK jedoch nicht vor.

Was bedeutet „hybride Angriffe“?

„Hybride Bedrohungen“ verfolgen als oberstes strategisches Ziel die Destabilisierung demokratischer Gesellschaften, die ein Staat oder staatlich gesteuerter Akteur durch illegitime Einflussnahme, mittels koordinierten Einsatzes von „hybriden Angriffen“ und unter aktiver Verschleierung der Urheberschaft erreichen möchte. „Hybride Angriffe“ können sich aus (konventionellen und nicht-konventionellen) militärischen und vor allem nicht-militärischen Mitteln zusammensetzen. Ihre Wirkung können sie demnach sowohl im physischen (etwa Sabotage und Terrorismus) als auch im digitalen (zum Beispiel Cyberangriffe und Spionage) Raum entfalten und die Gesellschaft als Gesamtes betreffen. Aufgrund des vergleichsweise geringen Aufwands und der großen destabilisierenden Wirkung kommen Desinformationskampagnen dabei eine besondere Bedeutung zu.

Von welchen Ländern kommen diese Attacken?

Hier müssen wir an die Nachrichtendienste verweisen.

Wie verteidigt man sich konkret gegen diese Vielzahl an Angriffen?

Hybride Bedrohungen betreffen eine Gesellschaft als Ganzes. Insofern ist eine gesamtgesellschaftliche Steigerung der Widerstandsfähigkeit gegen hybride Angriffe der Schlüssel. Dabei geht es unter anderem um Aufklärung von Desinformation, Aufdecken von Cyber-Aktivitäten oder Verhinderung von Sabotageakten beziehungsweise Ermittlungen nach Sabotageakten. Für eine erfolgreiche Abwehr dieser Angriffe tragen eine Vielzahl von Akteuren bei, beispielsweise das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Aufklärung und Verfolgung von hybriden Angriffen durch diese Akteure trägt maßgeblich zu Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung und damit zu einer gesteigerten Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegenüber hybriden Bedrohungen insgesamt bei. Nicht alle Schäden können vermieden werden. Daher ist eine Vorbereitung auf den Ausfall sogenannter Kritischer Infrastrukturen sinnvoll.

Gibt es auch die Gefahr eines längerfristigen Stromausfalls über 72 Stunden hinaus?

Grundsätzlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass längerfristige Stromausfälle (über 72 Stunden hinaus) – beispielsweise als Folge eines Naturereignisses (Hochwasser, Erdbeben, Sturm) – auftreten können. Die von Herrn Dr. Funk angesprochenen 72 Stunden beziehen sich auf eine Empfehlung des BBK, sich mindestens für diesen Zeitraum autark zu Hause versorgen zu können. Viele Störungen in der öffentlichen Stromversorgung können innerhalb von 72 Stunden behoben werden. Sollte ein Stromausfall über einen längeren Zeitraum anhalten, bieten 72 Stunden einen Puffer, um die Betriebsfähigkeit in kritischen Infrastrukturen wieder herzustellen. So kann zum Beispiel bei Dieselaggregaten oder Brennstoffzellen innerhalb dieser Zeit die Zufuhr von zusätzlichem Kraftstoff eingeleitet und ein Nachtanken ermöglicht werden.

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Erstellt:
18. Dezember 2024, 15:58 Uhr
Aktualisiert:
20. Dezember 2024, 08:21 Uhr

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