Straßburg
Wirbel um Koran-Rezitation in Kirche
Mit dem Rücken zum Altarraum und in einem islamischen Gewand spricht ein Influencer in einer Kirche im Elsass Koranverse. Er selbst sieht es als positive Botschaft. Doch sein Video erntet Kritik.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand
In einer Straßburger Kirche rezitierte ein Influencer Koranverse. (Symbolbild)
Von red/dpa
Im Elsass gibt es Ärger um einen Influencer, der Koranverse in einer Kirche rezitiert hat. Von einer „nicht zu tolerierenden Beleidigung“ schrieb die Straßburger Große Moschee in einer Stellungnahme auf Facebook. Mit tiefer Bestürzung habe man von der „provokativen und respektlosen Tat“ in der Stadt erfahren. Der Mann habe ohne Einladung gehandelt und die Heiligkeit der Kirche Saint-Pierre-le-Jeune verletzt. Dies verurteile man scharf. Auch die Straßburger Diözese zeigte sich bestürzt und verurteilte den Vorfall.
Der Tiktoker Fobus hatte am 9. März ein Video geteilt, auf dem er in der Kirche die Sure Maryam rezitierte, die von Maria erzählt. Nach eigener Angabe wollte er diese anlässlich des Weltfrauentags am 8. März würdigen und eine Botschaft der Liebe und der Toleranz aussenden. Der Student trug dabei ein Qamis, ein islamisches Gewand, und saß mit dem Rücken zum Altarraum. Auf dem Video ist zu hören, wie eine Frau ihn mehrfach vergeblich bittet, das Gotteshaus zu verlassen. Es folgt eine längliche Diskussion.
Straßburger Moschee wirft Arroganz vor
Von der Moschee hieß es dazu: „Wir Straßburger Muslime tolerieren es nicht, dass Individuen auf der Suche nach Hype und Sichtbarkeit durch ihre Ignoranz und Arroganz die grundlegendsten Prinzipien des Respekts mit Füßen treten und Jahre der Anstrengungen und der gemeinsamen Arbeit gefährden.“ Die Religionsgemeinschaften in Straßburg hätten immer einen respektvollen und offenen Umgang gepflegt.
Die Diözese dankte für die Unterstützung und mahnte: „Lasst uns nicht vom Weg abkommen, denn das Böse macht immer mehr Lärm als das Gute.“
Der Tiktoker hat sich nach eigener Aussage in seiner algerischen Heimat schon früh auch für christliche Baukunst interessiert. Die meisten seiner Videos veröffentlicht der Mann auf Arabisch - die Videos zur Aktion in der Kirche sind auf Französisch.
Seit geraumer Zeit verschärft sich der Ton der französischen Regierung gegenüber Algerien erheblich. Ob es einen Zusammenhang zwischen der politischen Situation und der Aktion in der Kirche gibt, ist ungewiss.