Wirtschaftliche Lage im Rems-Murr-Kreis schlechter als erwartet

Die Unternehmen im Rems-Murr-Kreis zeigen sich laut aktuellem Konjunkturbericht der IHK weniger optimistisch als zu Beginn des Jahres.

Die Lage und Erwartung der Gesamtwirtschaft hat sich seit Jahresbeginn leicht verschlechtert. Grafik: IHK Stuttgart

Die Lage und Erwartung der Gesamtwirtschaft hat sich seit Jahresbeginn leicht verschlechtert. Grafik: IHK Stuttgart

Von Anja La Roche

Rems-Murr. Viele Firmen würden sich zwar nicht mehr im akuten Krisenmodus befinden, „doch sehen sich viele Betriebe aufgrund der unsicheren Weltwirtschaftslage, der hohen Energie- und Rohstoffpreise, der steigenden Arbeitskosten sowie der aktuellen Zinsbedingungen großen Herausforderungen gegenüber“, so die Einschätzung zur aktuellen Konjunkturumfrage von Claus Paal, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart.

Ihre aktuelle Lage beurteilen die Unternehmen etwas schlechter als in der Umfrage zum Jahresbeginn. In Summe melden 43,5 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage, was im Vergleich zum Jahresbeginn ein nahezu gleicher Wert ist. Weiterhin sind 38,9 zufrieden mit ihrer aktuellen Situation, etwas weniger als Anfang des Jahres. Lediglich 17,6 Prozent berichten von einer schlechten Lage. Der Gesamtsaldo der Konjunkturumfrage verschlechterte sich um 5,8 Punkte auf 25,9.

Während die Industrie die aktuelle Lage mehrheitlich positiv sieht, lassen die Einschätzungen in Handel und Dienstleistungsbereich wieder nach. Im Baugewerbe hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt. Insgesamt sind die Betriebe allerdings stabil durch den Winter gekommen, so die Einschätzung von IHK-Präsident Paal. Dabei geholfen hätten unternehmerische, staatliche Maßnahmen und nicht zuletzt die milden Temperaturen.

Das größte Risiko für die meisten Betriebe: der Fachkräftemangel

Zu schaffen macht den Unternehmen seit Jahren der Fachkräftemangel. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen hierin eines der größten Risiken für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. Markus Beier, leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr, kritisiert: „Die Zuwanderung qualifizierter Fach- und Arbeitskräfte ist immer noch schleppend und zäh. Hier klemmt es an vielen Stellen.“

Darüber hinaus kritisieren viele Unternehmer und Unternehmerinnen die steigenden Arbeitskosten. Die inflationsbedingt hohen Tarifabschlüsse belasten die Unternehmen zusätzlich. Deutlich zurück geht hingegen die Risikoeinschätzung in Bezug auf die hohen Energiekosten. Waren es Anfang des Jahres noch 71,5 Prozent der Betriebe, die hierin ein großes wirtschaftliches Risiko gesehen haben, sind es nun noch 55,4 Prozent.

Mehr Sorgen im Vergleich zum Jahresbeginn bereiten die Exportgeschäfte. 34,4 Prozent der Unternehmer erwarten steigende Exporte (Jahresbeginn: 38 Prozent) und 21,1 Prozent rechnen mit einer Abnahme (Jahresbeginn: 17,9 Prozent). Die meistgenannten Gründe für die schlechteren Prognosen sind zunehmende geopolitische Risiken und Sanktionen, immer wieder aufkeimende Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten, die nach wie vor hohe Inflationsrate in vielen Ländern sowie gestiegene Zinsen.

Die Investitionen bleiben verhalten

Aufgrund der stagnierenden Geschäftserwartungen bleibt auch das Investitionsklima für die gewerbliche Wirtschaft verhalten. So geben gesamtwirtschaftlich betrachtet 32,1 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Ausgaben hierfür steigen werden. Die Hälfte rechnet mit gleichbleibenden Investitionen, ein Viertel plant, die Investitionen zurückzufahren. Wenn investiert wird, dann bleibt der Ersatzbedarf mit 64,7 Prozent das vorherrschende Investitionsmotiv, dicht gefolgt von Investitionen in die Digitalisierung der Unternehmen mit 61,4 Prozent (Mehrfachnennung war möglich).

Der Umweltschutz liegt mit 37,7 Prozent auf Platz vier der Investitionsmotive, ein Rückgang um 5,2 Prozentpunkte. Für IHK-Präsident Paal steht fest: „Was fehlt, sind klare rechtliche und politische Rahmenbedingungen. Ohne Planungssicherheit wird kaum in größerem Umfang in Klimaschutz-, Umweltschutz- und Energieeffizienzmaßnahmen investiert werden.“

Der Arbeitskräftemangel wirkt sich auch auf die Beschäftigungserwartungen aus, die aktuell zurückgegangen sind. Deutliches Schlusslicht bildet der Handel. Angesichts der schwierigen Geschäftslage haben sich dort die Beschäftigungsabsichten eingetrübt. Zudem ist es speziell im Einzelhandel zunehmend schwierig, geeignetes Fachpersonal zu gewinnen.

Über die Umfrage Die IHK Stuttgart befragt dreimal im Jahr die hiesigen Unternehmen, wie sie ihre Geschäftslage einschätzen und was sie in den kommenden Monaten erwarten. Für den aktuellen Konjunkturbericht des Rems-Murr-Kreises haben insgesamt 109 Firmeninhaber und -inhaberinnen ihre Wirtschaftslage eingeschätzt. Die Unternehmer konnten vom 18. April bis zum 5. Mai ihre Einschätzung abgeben.

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Erstellt:
2. Juni 2023, 06:00 Uhr

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