Konjunktur

Wirtschaftsforscher erwarten null Wachstum im laufenden Jahr

Die Forschungsinstitute Ifo, RWI und IWH sehen die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten. Exporte, Investitionen und Exporte kommen nicht in Schwung.

Nach den Worten von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser steckt die deutsche Wirtschaft fest. (Archivbild)

© Christian Charisius/dpa

Nach den Worten von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser steckt die deutsche Wirtschaft fest. (Archivbild)

Von dpa

München - Drei führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen am Donnerstag deutlich gesenkt. Das Münchner Ifo-Institut und das IWH in Halle rechnen für dieses Jahr jetzt mit null Wirtschaftswachstum, das RWI in Essen mit 0,1 Prozent. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagt: "Die deutsche Wirtschaft steckt fest", während "andere Länder den Aufwind spüren". Das liege nicht nur an der Konjunktur: "Wir haben eine strukturelle Krise." 

Die Auftragspolster in der Industrie und auf dem Bau seien abgeschmolzen, beide Branchen schrumpften, es herrsche weithin Auftragsmangel. Vor allem in der Industrie werde zu wenig investiert, die Produktivität trete schon seit Jahren auf der Stelle, sagt der Münchner Professor. Obwohl die Weltwirtschaft wächst, schwächelt der Export: "Die deutschen Unternehmen verlieren dadurch Weltmarktanteile", sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt.

Schwierige Standortbedingungen 

Als Gründe führen die Forscher die Klimawende, Energiepreise, Digitalisierung, Demografie und die wachsende Konkurrenz Chinas an, aber auch hausgemachte Hürden wie im internationalen Vergleich hohe Unternehmenssteuern und sehr hohe Bürokratielasten. "Die Unternehmen brauchen bessere Standortbedingungen, damit sie wieder investieren und Beschäftigte einstellen", sagt Wollmershäuser. Punktuelle Subventionen seien da kaum hilfreich. 

Zu den grundlegenden Problemen kommt noch eine konjunkturelle Krise dazu. Die Löhne steigen, und die Inflation geht deutlich zurück. Aber "die Kaufkraftgewinne führen nicht zu steigendem Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, weil die Leute verunsichert sind", sagt Wollmershäuser. Nach 5,9 Prozent Inflation im vergangenen Jahr erwarten die drei Institute dieses Jahr eine Inflationsrate von 2,2 oder 2,3 Prozent, nächstes Jahr zwischen 2,0 und 2,4 Prozent. 

Arbeitsmarkt insgesamt relativ robust

Die Arbeitslosenquote dürfte nach ihren Prognosen von 5,7 Prozent auf 6,0 Prozent im laufenden Jahr steigen. Für nächstes Jahr erwartet das IWH einen weiteren leichten Anstieg, Ifo und RWI einen leichten Rückgang. 

Das Wirtschaftswachstum dürfte nach Einschätzung der drei Institute nächtses Jahr zwischen 0,9 und 1,0 Prozent betragen. Aber bei den mittelfristigen Prognosen "liegen wir seit einigen Jahren systematisch falsch", sagt Wollmershäuser.

Hoffnungsschimmer und Lichtblicke 

Als "Hoffnungsschimmer" wertet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, dass der Auftragseingang der deutschen Industrie im Juli gegenüber Juni um 2,9 Prozent gestiegen ist und im Drei-Monats-Vergleich um 1,7 Prozent. Allerdings ist der Anstieg im Juli nur auf Großaufträge zurückzuführen - ohne sie wäre der Auftragseingang wieder geschrumpft. 

Im Mittelstand hat sich das Geschäftsklima nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW im August zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Die aktuelle Lage werde so schlecht eingeschätzt wie seit vier Jahren nicht mehr. Es gebe nur wenige Lichtblicke, darunter beim mittelständischen Einzelhandel und bei Großunternehmen der Bauindustrie, die im Tiefbau oder Wirtschaftsbau tätig sind. 

Die Kaufkraftgewinne führen laut dem Ifo nicht zu steigendem Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, weil die Leute verunsichert seien. (Archivbild)

© Marijan Murat/dpa

Die Kaufkraftgewinne führen laut dem Ifo nicht zu steigendem Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, weil die Leute verunsichert seien. (Archivbild)

Das Baugewerbe dürfte laut der Ifo-Prognose dieses Jahr um 3,1 Prozent schrumpfen. (Archivbild)

© Monika Skolimowska/dpa

Das Baugewerbe dürfte laut der Ifo-Prognose dieses Jahr um 3,1 Prozent schrumpfen. (Archivbild)

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Erstellt:
5. September 2024, 15:16 Uhr

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