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Woher die meisten Meteoriten stammen

Immer wieder fallen Meteoriten auf die Erde. Nun zeigt eine Studie, dass der Großteil davon aus nur drei Asteroiden-Familien stammt. Eine davon ist besonders interessant.

Ein imaginärer Meteorit nimmt Kurs auf die Erde.

© Imago/YAY Images

Ein imaginärer Meteorit nimmt Kurs auf die Erde.

Von Rainer Kayser (dpa)/Markus Brauer

Die meisten Meteoriten, die in der heutigen Zeit auf die Erde fallen, stammen von lediglich drei Kollisionen im Asteroidengürtel, die in – astronomisch gesehen – jüngster Vergangenheit stattgefunden haben. Das zeigen Laboruntersuchungen und spektroskopische Beobachtungen eines internationalen Forscherteams.

Drei Asteroiden-„Familien“ als Ursprung

Die Wissenschaftler haben systematisch die Zusammensetzung von kleinen Himmelskörpern im Asteroidengürtel untersucht und mit jener von Meteoriten verglichen. So konnten sie drei „Familien“ von Asteroiden als Ursprung identifizieren, wie sie im Fachblatt „Nature“ berichten.

Meteorites are messengers from deep time, telling the story of the solar system's creation. But most of them have had unknown origins — until now. A team of scientists has managed to trace them to just a few tremendous collisions within the asteroid belt. https://t.co/AfBvzmdx5J — Science News (@ScienceNews) October 16, 2024

Die meisten Meteoriten stammen demnach aus dem Asteroidengürtel jenseits des Mars. Woher genau, war für einen Großteil der Gesteinsbrocken jedoch bislang unklar. „Bislang konnte erst für sechs Prozent aller Meteoriten der Ursprung festgestellt werden“, schreiben Mira Broz von der Karls-Universität in Prag und sein Team. Diese wenigen Meteoriten stammen vom Mond, Mars oder von dem Asteroiden Vesta.

 

 

Chondriten machen 90 Prozent der Meteoriten aus

Die Wissenschaftler haben sich nun auf die häufigste Art von Meteoriten, die gewöhnlichen Chondriten, konzentriert. Sie machen über 90 Prozent der Meteoriten aus und haben ihren Namen von kleinen Silikatkügelchen, den Chondren, die in ihr feinkörniges Gestein eingebettet sind. Die Forscher haben aber nicht die Einschlüsse untersucht, sondern, wie lange die kleinen Gesteinsbrocken der kosmischen Strahlung ausgesetzt waren.

 

 

Kilometergroße Asteroiden vor Kurzem aufeinandergeprallt

Hierzu haben Broz und sein Team analysiert, wie häufig die Isotope von Argon (Argon ist das häufigste auf der Erde vorkommende Edelgas) im Gestein vorkommen. Da sich die Häufigkeiten dieser verschiedenen Atomvarianten durch kosmische Strahlung verändert haben, ließ sich so ableiten, wie lange kosmische Strahlung auf die Meteoriten eingeprasselt war.

So zeigte sich: Gewöhnliche Chondrite kommen in drei klar abgegrenzten Gruppen vor. Solche der ersten Gruppe sind 5,8 Millionen Jahre alt, die der anderen Gruppen 7,6 beziehungsweise 40 Millionen Jahre alt. Sie sind astronomisch gesehen also sehr jung, denn das Sonnensystem ist 4,5 Milliarden Jahre alt.

 

 

Ursprung im Asteroidengürtel

Zudem zeigt die Zusammensetzung, dass die Meteoriten aus dem Asteroidengürtel und nicht vom Mond oder vom Mars kommen. Der Asteroidengürtel, auch Planetoidengürtel oder Hauptgürtel genannt, ist ein Bereich im Sonnensystem mit einer gehäuften Ansammlung von Asteroiden, der sich zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter befindet. Der Zwergplanet Ceres und ein Großteil der bisher bekannten Asteroiden des Sonnensystems befinden sich in diesem Bereich.

Es muss sich bei den Meteoriten also um Trümmer nach Kollisionen von Asteroiden handeln, folgern die Forscher. Solche Zusammenstöße zertrümmern die ursprünglichen Himmelskörper und lassen ganze Familien von Asteroiden mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung entstehen.

 

 

Karin, Koronis und Massalia

Um den Ursprung der gewöhnlichen Chondrite aufzuspüren, hat Broz mit seinen Kollegen noch weitere Untersuchungen angestellt. Sie analysierten das Licht aller Asteroiden-Familien im Weltall und identifizierten so, aus welchen davon die meisten heutigen Meteoriten stammen: Karin, Koronis und Massalia.

  • Karin: (832) Karin ist ein Asteroid des Asteroiden-Hauptgürtel mit einem mittleren Durchmesser von 19,2 Kilometern, der am 20. September 1916 vom deutschen Astronomen Max Wolf in Heidelberg entdeckt wurde.
  • Koronis: (158) Koronis ist ein Asteroid des äußeren Hauptgürtels mit einem mittleren Durchmesser von 39 Kilometern, der am 4. Januar 1876 vom russisch-deutschen Astronomen Viktor Knorre an der Berliner Sternwarte in Friedrichstadt entdeckt wurde.
  • Massalia: (20) Massalia ist ein Asteroid des Asteroiden-Hauptgürtels, der am 19. Juli 1852 von Annibale De Gasparis als zwanzigster Asteroid entdeckt wurde. Mit einem mittleren Durchmesser von 145 Kilometern gehört Massalia zu den größeren Asteroiden des Hauptgürtels.

„Etwa 70 Prozent aller heutigen Meteoriten stammen also von drei Zusammenstößen von Asteroiden, die größer als 30 Kilometer waren“, lautet das Fazit.

Info: Meteoriten und Asteroiden

Meteoriten Meteoriten nennt man die Brocken, die von einem Himmelskörper wie einem Asteroiden auf der Erdoberfläche ankommen.

Astronomische Objekte Meteoriten sind vergleichsweise winzige astronomische Objekte, die sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne befinden und zum Teil auch die Erdumlaufbahn kreuzen. Ihre Größe variiert von einigen Millimetern bis zu etlichen Metern. Damit sind sie größer als interplanetarer Staub, aber deutlich kleiner als Asteroiden. Sie stammen von Asteroiden, Kometen, Zwergplaneten oder Planeten und sind durch Einschlag, Zusammenprall oder planetarische Anziehungskräfte herausgelöst und ins Weltall geschleudert worden.

Meteore Meteoriten, die in die Erdatmosphäre eintauchen, werden Meteore genannt. Durch das Verglühen von Luft, geladenen Teilchen, Wasser und Schwebeteilchen entsteht das charakteristische Leuchten am Nachthimmel. Größere Leuchtphänomene heißen Feuerkugeln oder Boliden, kleinere Erscheinungen Sternschnuppen.

Asteroiden Asteroiden sind Kleinplaneten – sogenannte Planetoide – mit einem Durchmesser von wenigen Metern bis zu mehreren hundert Kilometern, die sich um die Sonne bewegen, größer als Meteoroide und kleiner als Zwergplaneten sind.

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Erstellt:
16. Oktober 2024, 19:21 Uhr
Aktualisiert:
16. Oktober 2024, 19:35 Uhr

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