Wohnungsmangel in Deutschland

Wohnen und Mieten: Der vergessene Wahlkampfhit

Die Wohnungskrise in den Großstädten bewegt viele Menschen, spielt im Wahlkampf aber kaum eine Rolle. Davon profitiert vor allem eine Partei – die aber auch nur Scheinlösungen anbietet, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

In Deutschland sinkt die Zahl der neugebauten Wohnungen Jahr für Jahr.

© dpa/Martin Schutt

In Deutschland sinkt die Zahl der neugebauten Wohnungen Jahr für Jahr.

Von Tobias Heimbach

Im Bundestagswahlkampf sprechen die Parteien vor allem über Migration, Wirtschaft und innere Sicherheit. Das Thema Mieten und Wohnen spielt hingegen kaum eine Rolle, dabei gehört es zu den größten Alltagssorgen vieler Menschen. Schließlich ist in vielen Großstädten der Wohnraum knapp und teuer. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil.

Das lässt sich an neuen Zahlen festmachen: Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit lediglich 215 900 Baugenehmigungen für Wohnungen vergeben. Ganze 16,8 Prozent weniger als 2023. Die Zahl der Baugenehmigungen erreicht damit den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2010. Schon jetzt ist absehbar: Das Wohnungsproblem wird sich verschärfen. Eine Wohnung, die in diesem Jahr nicht genehmigt wird, kann in zwei Jahren nicht bezogen werden.

Dass das Thema ein Wahlkampfhit sein kann, ist eigentlich bekannt. 2021 gewann die SPD auch deshalb die Wahl, weil Olaf Scholz versprochen hatte, dass jedes Jahr neue 400 000 Wohnungen gebaut werden sollen. Wohnen ist ein Erfolgsthema, weil es so viele Menschen betrifft – gerade in den Ballungsräumen.

Im aktuellen Wahlkampf haben die meisten Parteien das Thema ignoriert – mit einer Ausnahme: die Linke. Sie war bereits totgesagt, rangierte in Umfragen schon unterhalb der Messbarkeitsgrenze. Seit einigen Wochen erlebt sie einen Aufschwung, auch weil sie das Thema Mieten und Wohnen als zentralen Punkt in ihrer Kampagne herausstellt.

Der Haken: Die Konzepte der Linken gegen die Wohnungsnot würden das Problem nur noch verschlimmern. Im Wahlprogramm fordern sie eine gesetzliche Deckelung der Mieten oder die Enteignung von Wohnungskonzernen. Das würde eher dazu führen, dass noch weniger gebaut wird, weil es Bauherren verschreckt. Solche Ideen bringen möglicherweise Wählerstimmen. Das Problem lösen sie nicht.

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Erstellt:
18. Februar 2025, 15:58 Uhr

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