IG Metall vor der Tarifrunde

Wunsch nach mehr Geld – und nach sicheren Jobs

90 000 Beschäftigte haben sich an einer Befragung der IG Metall Baden-Württemberg beteiligt. Die Resultate geben der Gewerkschaft die Richtung für die nächste Tarifrunde vor – sie sind allerdings nicht eindeutig.

„Eine tabellenwirksame Entgelterhöhung hat für uns oberste Priorität“, sagt Barbara Resch, die Gewerkschaftschefin im Südwesten.

© Julian Rettig

„Eine tabellenwirksame Entgelterhöhung hat für uns oberste Priorität“, sagt Barbara Resch, die Gewerkschaftschefin im Südwesten.

Von Matthias Schiermeyer

Ganz im Zeichen der Transformation der Metall- und Elektroindustrie stehen die Ergebnisse einer großen Beschäftigtenbefragung der IG Metall. Mehr als 90 000 Teilnehmer allein aus Baden-Württemberg hatten darin bis Ende Mai ihre Prioritäten für die Tarifrunde angegeben.

Die fallen durchaus zwiespältig aus – denn neben einer deutlichen Erhöhung der Einkommen und weiteren Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld soll die Gewerkschaft einen Schwerpunkt auf den Arbeitsplatzerhalt legen. 93 der Befragten sprachen sich dafür aus, dass sie sich mit Standort- und Beschäftigungssicherung befasst, für 88 Prozent sind Alterssicherung und Altersteilzeit elementar, für 78 Prozent ist es die Qualifizierung für neue Berufe.

Vielfacher Wunsch nach Wahloptionen zwischen Zeit und Geld

Die Belastungen durch gestiegene Lebenshaltungs- und Energiekosten seien weiterhin sehr hoch, sagte die Bezirksleiterin Barbara Resch vor der Großen Tarifkommission. Deswegen erwarteten die Beschäftigten „zu Recht eine Entgelterhöhung, die in die Tabellen einfließt“. Dies habe für die IG Metall „oberste Priorität“. Laut der Erhebung streben mehr als 70 Prozent der Befragten einen Inflationsausgleich und eine Stärkung der Kaufkraft an. Zudem wünschen sich fast 80 Prozent mehr individuelle Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld. Auch die Souveränität und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit wird den Beschäftigten immer wichtiger. So geben nahezu 85 Prozent an, dass das Thema große Bedeutung für sie hat.

Zugleich herrscht viel Skepsis vor: Lediglich knapp 20 Prozent betrachten die wirtschaftliche Situation im Land als „gut“ oder „sehr gut“, 40 Prozent beantworten die Frage mit „geht so“ und 40 Prozent mit „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die Stimmung im eigenen Betrieb wird positiver wahrgenommen. Hier erachten fast 40 Prozent die Lage als „sehr gut“ oder „gut“, und 20 Prozent halten sie für „schlecht“ oder „sehr schlecht“.

Große Bandbreite der wirtschaftlichen Lage

„Die Bandbreite der Betriebe in Baden-Württemberg ist sehr groß“, sagt Resch. „Einigen Betrieben geht es sehr gut, sie haben volle Auftragsbücher und schütten hohe Dividenden aus – andere hingegen haben Schwierigkeiten und kündigen Personalabbau an.“ Diese Bandbreite werde bei der Forderung berücksichtigt. Aus anderen Bezirken der Gewerkschaft, wo ebenfalls die Umfrageresultate präsentiert wurden, dringen deutlich aggressivere Töne durch. Demnach wird den Arbeitgebern etwa „Jammerei“ und „Lamentiererei“ vorgeworfen – es gebe aber „keinen Grund, alles schwarz zu malen“.

Am 21. Juni beschließen die Tarifkommissionen ihre Forderung. Spätester Verhandlungsbeginn ist der 16. September. Die Entgeltverträge laufen Ende September aus, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober.

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Erstellt:
6. Juni 2024, 16:36 Uhr

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