Polizei beendet Habeck-Projektion
XXXL-Habeck erstrahlt illegal in neuem Licht
Panne bei Wahlkampagne oder Guerilla-Marketing? Eine Stunde lang strahlt das Porträt von Robert Habeck im XXXL-Format vom Münchner Siegestor. Die Polizei bricht die Projektion des Grünen-Kanzlerkandidaten nach einer Stunde ab. Die CSU spricht von „Größenwahn“. Und die illegale Aktion hat nun Folgen.
Von Markus Brauer
„So ein netter Kerl. Wäre Robert Habeck nicht der bessere Kandidat für die Grünen gewesen – gerade wegen seiner alternativen Art von Männlichkeit?“, titelte das politische Online-Magazin „der Freitag“ im Vorfeld des letzten Bundestagswahl 2021. Jetzt ist Robert Habeck der offizielle „Kanzlerkandidat“ der Grünen und hat Annalena Baerbock hinter sich gelassen.
Robert-Habeck-Wahlkampf: Was läuft da schief?
Was treibt den grünen Wahlkämpfer derzeit um? Erst der hochnotpeinliche Aufritt des 55-Jährigen mit dem perfekt gestylten Wuschelkopf am Küchentisch, die einen grünen Kanzler für das „einfache“ Volk“ suggerierten sollten. Und jetzt eine Projektion des – wenn es um persönlichen Beleidigungen von Bürgern gegen seine Person im Internet geht – klagefreudigen Grünen auf dem Münchener Siegestor.
Zur historischen Erinnerung: Der klassizistische Triumphbogen wurde 1843 bis 1850 nach Plänen von Friedrich von Gärtner errichtet. Er bildet den nördlichen Abschluss der Ludwigstraße und stellt das architektonisch-städtebauliche Gegenstück zur Feldherrnhalle dar. Beide Ensemble sind die Symbole in der bajuwarischen Landeshauptstadt für den Sieg über den französischen Kaiser Napoleon I., der Bayern in fünf Kriege verwickelt hatte.
Dass der grüne Frontmann Habeck auf Sieg setzt, ist ja noch nachvollziehbar. Doch warum ausgerechnet an diesem geschichtsträchtigen Ort? Weder führt Habeck Krieg wie einst der französische Kaiser noch sind seine politischen Kontrahenten Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) vom historischen Kaliber eines Napoleon Bonparte.
Martin Huber (CSU): „Völliger grüner Größenwahn“
CSU-Generalsekretär Martin Huber bezeichnet die Aktion auf der Online-Plattform „X“ als einen Skandal: „Völliger Größenwahn bei Robert Habeck und den Grünen: illegal ein Kulturdenkmal für selbstverliebte politische Botschaften nutzen ist eine neue Dimension grüner Arroganz.“
Völliger Größenwahn bei Robert Habeck und den Grünen: illegal ein Kulturdenkmal für selbstverliebte politische Botschaften nutzen ist eine neue Dimension grüner Arroganz. Das ist ein Skandal! Das zeigt: die Grünen sind Aktivisten, aber nicht regierungsfähig. #keinschwarzgrünpic.twitter.com/Hw9Wq6AiXx — Martin Huber (@MartinHuberCSU) January 6, 2025
Völliger Größenwahn bei Robert Habeck! #Siegestor#keinschwarzgrünpic.twitter.com/hVWlLxiwbV — Martin Huber (@MartinHuberCSU) January 7, 2025
Das übliche Wahlkampfgetöse? Klar!. Doch stimmt das überhaupt, was der CSU-Grande Huber behauptet? Unterziehen wir seinen „X“-Beitrag doch einmal einem Faktencheck:
„Illegale Aktion“ im Robert-Habeck-Wahlkampf?
- Fakten: Die Projektion mit XXXL-Habeck war polizeilich nicht genehmigt. Demnach war sie tatsächlich illegal. Aber was soll’s. Hauptsache die Aktion generiert Aufmerksamkeit, könnte man aus Sicht der grünen Wahlkämpfer argumentieren.
- Nachspiel: Das illuminierte Mega-Porträt des Grünen-Kanzlerkandidaten hat ein polizeiliches und wohl auch ein juristisches Nachspiel. Die Ordnungshüter hätten bereits ein Bußgeldverfahren eingeleitet, das die Stadt weiterführen werde, teilte das Kreisverwaltungsreferat der Stadt München mit. „Wahlwerbung auf Denkmälern ist grundsätzlich nicht genehmigungsfähig“, betonte die Behörde.
- Einschätzung: Diese behördliche Verbot gilt für alle im Lande. Außer für Robert Habeck? Die Grünen-Zentrale in Berlin hat sich bisher offiziell nicht zu der Aktion geäußert.
"Selbstverliebter" Robert-Habeck-Wahlkampf?
- Fakten: Die Projektion hatte am Freitag (3. Januar) eine Stunde lang das spitzbübisch-verschmitzte Konterfei von Habeck mit grünem Hintergrund auf den Triumphbogen geworfen. Darunter stand das Schlagwort, fett in Großbuchstaben: „Bündniskanzler“ Und darunter etwas kleiner: „Ein Mensch. Ein Wort.“
- Nachspiel: Die Polizei ließ die Projektion nach eigenen Angaben abschalten, weil die Verantwortlichen vor Ort keine Genehmigung der Stadt vorweisen konnten. Der Projektor befand sich dem Kreisverwaltungsreferat zufolge in einem geparkten Auto in der Nähe des Denkmals. Die ausführende Firma hatte Medienberichten zufolge angegeben, im Auftrag der Grünen zu arbeiten.
- Einschätzung: Im „Merck Manual“ (MSD: Merck Manual of Diagnosis and Therapy – Manual der Diagnostik und Therapie), einem berühmten Handbuch für Medizin, das vom Verlag Merck & Co. erstmals im Jahr 1899 veröffentlicht wurde, ist zu „Selbstverliebtheit“ – der psychologische Fachbegriff heißt Narzissmus – Folgendes zu lesen:
„Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung überschätzen ihre Fähigkeiten, übertreiben ihre Leistungen und neigen dazu, die Fähigkeiten anderer herunterzuspielen. Ärzte diagnostizieren eine narzisstische Persönlichkeitsstörung anhand der spezifischen Symptome, z. B. an der übertriebenen, unbegründeten Meinung, wichtig und besonders talentiert zu sein, dem Drang ständig bewundert werden zu wollen und einer Anspruchshaltung. Eine Psychotherapie, die sich auf die zugrunde liegenden Konflikte konzentriert, kann hilfreich sein.“
Robert Habeck im Wahlkampf: „Neue Dimension grüner Arroganz“?
- Fakten: Nach ersten Erkenntnissen der Polizei gehören die Verantwortlichen zu einer nicht näher genannten Firma. Unklar sei, wer den Auftrag für die Projektion gegeben habe, erklärte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München. Die Grünen hatten zuvor eine Kampagne mit Projektionen von Robert Habeck in verschiedenen deutschen Großstädten an Fassaden angekündigt.
- Nachspiel: Das Bußgeldverfahren richtet sich nach Angaben des Kreisverwaltungsreferats erst einmal an die Personen, welche die Polizei vor Ort angetroffen hat. Im Raum stehen demnach unter anderem mögliche Verstöße gegen die Plakatierungsverordnung der Landeshauptstadt und den Denkmalschutz. Danach richte sich die Höhe des Bußgeldes.
- Einschätzung: Wenn stellvertretend ein grüner "Untergebener" für diese Tat „bluten“ sollte, handelt es sich um ein klassisches „Bauernopfer“. Der selbst ernannte „Bündniskanzler“ Habeck wäre dann fein raus. Die Botschaft: Sollen sich doch andere die Hände schmutzig machen, der „Chef“ wäscht seine Hände in Unschuld. Salopp formuliert nennt man so etwas psychologisch auch das Pontius-Pilatus-Syndrom: Seife reinigt das Gewissen!
Zeugt die Robert-Habeck-Aktion von „Größenwahn“?
CSU-Politiker Martin Huber ist fest davon überzeugt: „Völliger Größenwahn bei Robert Habeck und den Grünen."
- Fakten: Die Bundestagswahl findet am 23. Februar 2025 statt. In Umfragen lagen die Grünen zuletzt bei 13 bis 14 Prozent. Sieht so ein „Bündniskanzler“ aus? Vielleicht ein „Bündnisminister“, aber niemand, der im Berliner Chefsessel Platz nimmt.
- Einschätzung: Der „Pschyrembel“ – ein weltweit anerkanntes medizinisches Nachschlagewerk – definiert Größenwahn wie folgt:
„Form des Wahns mit pathologischer Ich-Überschätzung, der auch als geschlossenes Wahnsystem auftreten kann. Es kommt zur Selbstzuschreibung von Eigenschaften, Talenten und Fähigkeiten, über welche die Person nicht verfügt. Zu Größenwahn kommt es im Rahmen von Manie, Schizophrenie, wahnhafter Störung und organisch bedingten Psychosen.“
Um noch mal das „ Merck Manual“ zu zitieren: Laut diesem Psycho-Klassiker verbirgt sich hinter „Größenwahn“ immer eine „narzisstische Persönlichkeitsstörung“. Dabei handelt es sich um eine „psychische Gesundheitsstörung, die gekennzeichnet ist durch ein tiefgreifendes Muster des Überlegenheitsgefühls (Größenwahn), dem Drang nach Bewunderung und fehlendem Mitgefühl“.
Und weiter heißt es im MSD:
„Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung haben ein überzogenes Selbstwertgefühl (Größenwahn). Sie haben auch Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Um ihr Überlegenheitsgefühl und ihr Selbstwertgefühl zu stärken, machen Sie das Folgende:
- Sie verkehren mit besonderen Personen.
- Sie treten Einrichtungen von Rang und Namen bei.
- Sie werten andere Menschen ab.
- Sie möchten ebenfalls bewundert werden.
- Schätzungen darüber, wie häufig eine narzisstische Persönlichkeitsstörung auftritt, schwanken. Studien deuten darauf hin, dass die Störung bei etwa 2 Prozent der Menschen auftritt. Sie ist verbreiteter unter Männern.“
Fazit: Martin Huber könnte Recht haben
Nach akribischer Prüfung der (Wahlkampf-)Aussagen von Martin Huber, kann man zu dem sachlich berechtigten Schluss kommen: So ganz abwegig ist es nicht, was der CSU-Politiker auf der Online-Plattform „X“ schreibt:
- Völliger Größenwahn? Eher Ja als Jein!
- Illegal? Eindeutig Ja!
- Kulturdenkmal? Absolut korrekt!
- Selbstverliebt? Psychologisch 100-prozentig!
- Politische Botschaften? Sehr, sehr mager!
- Neue Dimension grüner Arroganz? Wenn schon nicht neu, erfüllt die Aktion aus psychologischer Sicht eindeutig den Tatbestand der Arroganz.
Und "Grün“ war die Aktion allemal. Das würde selbst „Heizungsminister“ Robert Habeck nicht leugnen (mit dpa-Agenturmaterial).