Zehn Jahre nach dem Aus: Vermisst wer noch die Glühlampe?

Vor einem Jahrzehnt wurde das Ende eingeläutet – Mit der Gemütlichkeit war es in vielen deutschen Wohnzimmern erst mal vorbei

Brüssel /DPA - Als die Glühlampe in der EU aus den Regalen flog, war die Aufregung groß. Manche Politiker sprachen von Bevormundung der Verbraucher, andere sahen Brüsseler Regulierungswut am Werk. Zehn Jahre ist der Anfang vom Ende der Glühbirne her: Am 18. März 2009 wurde die Verordnung der EU-Kommission erlassen.

Knapp sechs Monate später, ab September, ging es der Glühlampe dann tatsächlich an den Kragen: Erst verschwanden die größten Stromfresser mit mehr als 100 Watt, Anfang 2010 jene mit mehr als 40 Watt, zwei Jahre später auch noch die Schwächeren.

Die vor 140 Jahren, 1879, von US-Tüftler Thomas Alva Edison entwickelte Glühlampe galt irgendwann als riesiger Stromfresser. Im Verhältnis zum Verbrauch wandelt sie nur etwa fünf Prozent der Energie in Licht um, der Rest verpuffte als Wärme. Die EU-Vorgaben zur Energieeffizienz erfüllte die Glühlampe 2009 somit nicht, deshalb musste sie aus dem Handel. Ausnahmen gibt es noch heute – etwa für Backofen- und Kühlschranklampen.

Seit September 2018 dürfen in der EU auch die meisten Halogenlampen nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Leuchtmittel unterhalb der Energieeffizienzklasse B sind in der EU tabu. Denn nach und nach sollen vor allem jene Produkte vom Markt, die besonders viel Strom fressen – also schlecht für die Umwelt sind.

So kommt es, dass die alte, bauchige Glühlampe mittlerweile nicht nur aus den Regalen der Fachhändler und Baumärkte verschwunden ist, sondern auch aus vielen Küchen, Wohnzimmern und Bädern. Und die Aufregung? Die gibt es kaum noch.

„Ich kenne keinen, der die herkömmliche Glühlampe heute vermisst“, sagt der Geschäftsführer des Fachverbands Licht, Jürgen Waldorf. Thomas Engelke, der beim Verbraucherzentrale-Bundesverband das Team Energie und Bauen leitet, sagt: „Der große Aufschrei, davon ist nichts mehr zu merken.“ Damals habe das Aus der Glühlampe jedoch einen Komfortverlust für viele Verbraucher bedeutet, weil die ersten Energiesparlampen technisch noch nicht ausgereift gewesen seien.

Deshalb habe er Verständnis für den damaligen Missmut vieler Leute. Mittlerweile gäbe es LED-Lampen jedoch mit sehr niedrigem Stromverbrauch, langer Lebensdauer und verschiedenen Lichtspektren. „LED schont Geldbeutel und Umwelt“, sagt Engelke. Auch Waldorf zählt die Vorteile moderner LED-Lampen auf: Manche Modelle könnten übers Handy gesteuert werden, dabei seien Helligkeit und oft auch Farbtemperatur verstellbar. Zunächst habe der Verbraucher durch den Wegfall der Glühlampe jedoch Nachteile gehabt.

LEDs waren 2009 teuer und nicht ausgereift. Energiesparlampen waren grell und wenig gemütlich. Zudem dauerte es, bis sie ihre volle Leuchtkraft entfalteten, und sie enthielten Quecksilber. Mit der Gemütlichkeit war es in vielen Wohnzimmern erst mal vorbei. Viele Verbraucher legten sich Glühbirnenvorräte an.

Christoph Mordziol vom Umweltbundesamt sieht die Entscheidung von vor zehn Jahren kritisch. Denn die Ersatzprodukte konnten nur bedingt die Glühlampe ersetzen. Mittlerweile aber dominieren die LEDs. Von 2010 bis 2017 sind die Preise dafür nach Angaben der EU-Kommission um 75 Prozent gefallen. „Der Ansatz war nicht ideal, aber in der Wirkung zum Teil doch positiv“, sagt Mordziol.

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Erstellt:
16. März 2019, 03:04 Uhr

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