Asteroid im Anmarsch

„Ziemlich cool“: Erde bekommt ganz kurz einen zweiten Mond

Kleiner Mond voraus: Ab Ende des Monats absolviert ein Felsbrocken eine kurze Schleuderfahrt um die Erde. Dabei gibt es ein bizarres Detail. Astrophysiker finden das „ziemlich cool“.

Ganz selten gelangt mal ein Asteroid in die Atmosphäre unseres Planeten oder schlägt sogar einen Krater (Symbolfoto).

© Imago/Panthermedia

Ganz selten gelangt mal ein Asteroid in die Atmosphäre unseres Planeten oder schlägt sogar einen Krater (Symbolfoto).

Von Markus Brauer/dpa

Der Blaue Planet bekommt in den nächsten Wochen einen neuen Begleiter: Ein Asteroid werde wahrscheinlich vom 29. September bis zum 25. November auf einer hufeisenförmigen Bahn um den Planeten ziehen, berichten Forscher. Danach werde er ins All weiterfliegen.

„Ziemlich cool“ sei das, sagt die Astrophysikerin Federica Spoto vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics der „New York Times“. Auf zwei gut sichtbare Monde am Nachthimmel dürfen Astro-Fans allerdings nicht hoffen: 2024 PT5 ist zu klein, um mit bloßem Auge gesehen zu werden.

 

 

Ganz seltenes Himmelsereignis

Die meisten Asteroiden sausen mehr oder weniger weit von der Erde entfernt vorbei, ganz selten gelangt mal einer in die Atmosphäre unseres Planeten oder schlägt sogar einen Krater.

Asteroid 2024 PT5 hat ein anderes Schicksal: Er wird von der Schwerkraft der Erde eingefangen und begleitet den Planeten etwa acht Wochen lang, wie Forscher in den „Research Notes“ der American Astronomical Society berichten.

BREAKING : Earth will temporarily have a mini-moon for two months On Sept. 29 an asteroid known as a ‘mini-moon’ is expected to make a single orbit around Earth and leave on Nov. 25th pic.twitter.com/JYEWXbdqXv — Latest in space (@latestinspace) September 18, 2024

Ist der Mini-Mond ein Mondfragment?

2024 PT5 war Anfang August mit Bodenteleskopen aufgespürt worden. Der Brocken ist lediglich rund zehn Meter groß. „Die Entdeckung von 2024 PT5 erinnert uns daran, dass um die Erde herum eine ziemlich stark befahrene Autobahn verläuft», erklärt Spoto.

Dass der Asteroid einen zweimonatigen Schleudergang um die Erde antritt, wird noch durch ein skurriles Detail gekrönt: Vermutlich handle es sich bei dem Felsklops um ein Stück Auswurfmaterial von einem Einschlag auf dem Mond, heißt es in der Studie. Der temporäre Miniatur-Mond könnte also ein Fragment des eigentlichen Mondes sein.

 

 

Kein künstliches Objekt aus Weltraumschrott

Vermutlich handle es sich um einen sogenannten Arjuna-Asteroiden mit erdähnlicher Umlaufbahn um die Sonne, erläutern Carlos de la Fuente Marcos und Raúl de la Fuente Marcos von der Universidad Complutense in Madrid in den „Research Notes“. Dass es sich um ein künstliches Objekt wie Weltraumschrott handelt, sei wegen seiner Flugbahn unwahrscheinlich.

Besonders sehnsüchtig schauen in den kommenden Monaten womöglich diejenigen, die vom Rohstoffabbau im Weltall träumen, in den Himmel: «Jedes Mal, wenn von Asteroidenbergbau die Rede ist, geht es um Mini-Monde», erklärte Spoto der «New York Times». Ein metallreicher Felsbrocken, der die Erde umkreist, wäre also ein nettes Ziel für Schürfer.

Earth is about to gain a temporary mini-moon—asteroid 2024 PT5. Discovered on August 7, 2024, this asteroid is roughly 10 meters (33 feet) in diameter and will be captured by Earth's gravity from September 29 to November 25, 2024. During this time, the asteroid will loop around… pic.twitter.com/xDZERy3CsS — Erika  (@ExploreCosmos_) September 13, 2024

Asteroid kommt 2051 wieder

Ähnliche Besucher wie 2024 PT5 wurden bereits mehrfach erfasst: 1981 und 2022 zum Beispiel 2022 NX1, wie es in den „Research Notes“ weiter heißt. Er werde 2051 zurückkehren. 2024 PT5 besuche die Erde im Jahr 2055 das nächste Mal.

 

 

Was sind Asteroiden?

Asteroiden sind Kleinplaneten – sogenannte Planetoide – mit einem Durchmesser von wenigen Metern bis zu mehreren hundert Kilometern, die sich um die Sonne bewegen, größer als Meteoroide und kleiner als Zwergplaneten sind.

Sie sind bei der Entstehung unseres Sonnensystems übrig gebliebene Brocken, die noch heute täglich Tonne um Tonne in die Erdatmosphäre rasen und als Sternschnuppen am Nachthimmel verglühen.

Asteroiden aus der Dunkelheit und den unendlichen Weiten des Weltalls sind potenzielle Killer für alles Leben auf der Erde. Schon ab einigen Metern Größe können sie immense Schäden anrichten.

Info: Abwehr von Asteroiden

Kinetischer Impakt Sollte ein Asteroid Kurs auf die Erde nehmen, gibt es nur zwei realistische Strategien: ablenken oder zerstören. Es gibt einige Vorschläge – von Sonnenspiegeln bis zu Wasserstoffbomben. Technisch oder finanziell umsetzbar sind die meisten davon allerdings nicht. Realistischer ist der Einsatz von Einschlagprojektilen zur Bahnablenkung. Kinetischer Impakt heißen solche Objekte, die einem Asteroiden auf dem Weg zur Erde aktiv in den Weg gesetzt werden sollen. Die gemeinsame „Aida“-Mission von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa und ihres US-Pendants Nasa, die der Asteroidenabwehr gilt, soll hierüber Erkenntnisse bringen.

Raumsonden Beim Schutz vor Himmelskörpern sind die Weltraumbehörden einen deutlichen Schritt vorangekommen. So schoss die US-Raumfahrtbehörde Nasa im Oktober 2022 die Raumsonde Dart in einen Brocken des Doppel-Asteroiden Dimorphos und veränderte seine Laufbahn. Mit so einem kinetischen Impakt könnten künftig auch Gefahren für die Erde aus dem All abgewendet werden.

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Erstellt:
19. September 2024, 10:38 Uhr

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