Eierkrise nicht nur in den USA
Bald ein Euro für ein Ei?
Eier-Notstand in Deutschland? Warum Eier hierzulande in den Supermärkten knapp werden, die Preise steigen und was das mit den USA zu tun hat.
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Bis Junghennen Eier legen, dauert es einige Monate.
Von Imelda Flaig
Wer nicht auf Eier an Ostern verzichten will, sollte sich frühzeitig eindecken. In vielen Supermärkten sind Eier derzeit knapp – und das treibt die Preise. Nach Meinung von Experten bleibt zu befürchten, dass sich die Lage bis Ostern nicht entspannen wird. Der Bauernverband beleuchtet die Hintergründe.
„Die Versorgungslage ist angespannt. Die Ursachen für die aktuelle Marktsituation sind vielfältig,“ sagt Andrea Bauer vom Landesbauernverband. Die Referentin für Tierhaltung und Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes Baden-Württemberg sieht eine der Ursachen im Ausbruch der Geflügelpest in Norddeutschland, wo einige Bestände gekeult werden mussten, was sich auf die Eierproduktion auswirkt. Bis neue Junghennen herangewachsen seien, dauere das sieben bis acht Monate. Die Folge: Eier sind knapp, auf dem freien Markt haben die Eierpreise ein Allzeithoch erreicht.
Betroffen sind laut Bauernverband alle Haltungsformen, besonders aber Eier aus Bio- und Freilandhaltung. Am wenigsten verfügbar seien sogenannte OKT-Eier, („ohne Kükentöten“). Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise seit 2020 um mehr als 40 Prozent.
„Es ist ganz normal, dass die Produktionskapazitäten nach einem Peak zu Weihnachten über den Jahreswechsel heruntergefahren werden. In dieser Zeit werden Herden ausgetauscht, ältere Hennen ausgestallt und neue Jungtiere zugekauft“, sagt Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbands, der auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb im Hohenlohekreis selbst Legehennen hält. Aktuell komme jetzt noch der Ausbruch der Geflügelpest dazu, erklärt er die Knappheit. Wie sich die Lage bis Ostern entwickelt, vermag keiner zu sagen. Den Experten zufolge bleibt zu befürchten, dass sich die Lage bis zum Osterfest Ende April nicht entspannen wird.
„Es wird immer Eier im Regal geben, trotz der Engpässe. Die Frage ist allerdings, wo diese herkommen werden“, sagt Expertin Bauer. Der Selbstversorgungsgrad mit Eiern liegt in Baden-Württemberg bei lediglich 27 Prozent, in Deutschland bei 73 Prozent. Deshalb spielten auch Marktveränderungen außerhalb der Landesgrenzen eine Rolle, wie beispielsweise in den Niederlanden, einem der Hauptlieferanten für Schaleneier nach Deutschland. Um Immissionen zu senken, habe der Staat dort ein Aufkaufprogramm gestartet und damit die Produktionsmengen deutlich gesenkt.
Eier-Krise in den USA – teuer und rationiert
Eine Situation wie in den USA, wo Eier aktuell sogar rationiert werden, ist hierzulande aber unwahrscheinlich. Der Ausbruch der Vogelgrippe hat die Bestände in den USA drastisch dezimiert und die Preise nach oben getrieben. Im Januar 2025 lag der Durchschnittspreis für ein Dutzend Eier laut US-Landwirtschaftsministerium bei knapp fünf Dollar (rund 4,80 Euro) – etwa doppelt soviel wie im Sommer 2024. In Städten wie New York kostet der Zwölferkarton schon teils mehr als 13 Dollar (rund 12,40 Euro), ist in US-Medien zu lesen. Die US-Konzerne versuchen, über den Spotmarkt ihren Bedarf an Eiern zu decken, auf ihm werden internationale Warenbörsen gehandelt. Nach Angaben von „Agrarheute“ ist der Spotmarkt aber „leergefegt“. Denn auch in anderen Ländern herrscht eine „konstant hohe Konsumnachfrage“ nach Eiern.
In Deutschland stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Eiern nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) 2023 von 230 auf 236 Eier. Der Nahrungsverbrauch von Eiern wuchs um drei Prozent auf 19,9 Milliarden Eier. Dies ist laut BLZ zum einen auf einen höheren Bedarf, zum anderen auf die wachsende Bevölkerung zurück zu führen. Ein weiterer Grund könnte die Ausbreitung der flexitarischen Ernährungsweise sein – also weniger Fleisch, dafür mehr Eier.