In Aspach gibt es zwei Chöre für ein Halleluja
Die Posaunenchöre von Großaspach und Kleinaspach/Allmersbach am Weinberg sind ihren jeweiligen Ortsteilen tief verwurzelt. Mit der unlängst erfolgten Fusion zur Kirchengemeinde Aspach bricht eine neue Ära an.
Von Klaus J. Loderer
Aspach. Ein altes Helikon auf dem Schrank erinnert die Musikerinnen und Musiker des Posaunenchors im Proberaum im Gemeindehaus Sonne in Kleinaspach an ihre Geschichte. Längst wird das historische Instrument nicht mehr gespielt. Eine Tuba sorgt heute für die tiefen Töne. Auch der Posaunenchor Großaspach besitzt ein Helikon. Über dieses weiß Vorstand Karl-Heinz Otterbach zu berichten, dass es wohl 1903 von einer Kavalleriekapelle erworben worden sei. Das Instrument geht also in die Entstehungszeit des gegründeten Ensembles zurück. Aber auch der Posaunenchor in Kleinaspach/Allmersbach am Weinberg kann inzwischen auf ein mehr als 100-jähriges Bestehen zurückblicken.
Beide Ensembles sind eng mit der evangelischen Kirche verbunden. Schließlich ist dies die Aufgabe: „Alle verbindet das Ziel, mit ihrem Instrument das Lob Gottes hinauszublasen“, so lautet das Motto auf der Homepage der Kleinaspacher Gruppe. Damit unterscheiden sich die Posaunenchöre bis heute von den weltlichen Musikvereinen. Und auch wenn ein Posaunenchor, in dem durchaus nicht nur Posaunen gespielt werden, auf den ersten Blick ähnlich wirkt wie eine Blaskapelle – allerdings ohne Klarinetten –, sind abgesehen vom musikalischen Repertoire auch die Spielweisen und die Basistonart unterschiedlich.
Unterschiedliche Ausrichtungen
Der Altersquerschnitt ist in beiden Ensembles breit gefächert. In Großaspach spielt Manfred Geiger mit, dem man seine 90 Jahre nicht ansieht und der begeistert musiziert. Das Pendant in Kleinaspach ist Eugen Ebinger, inzwischen auch schon 85 Jahre alt. Beide sind ihren Posaunenchören seit vielen Jahrzehnten verbunden. Doch auch Andreas Schwarz aus Allmersbach am Weinberg, der Sprecher der Gruppe in Kleinaspach und Allmersbach, spielt schon seit 1978 im Posaunenchor. Im Alter von acht Jahren hat er begonnen. Christiane Kretschmer, die das dortige Ensemble seit 2016 leitet, denkt aber auch an die Zukunft: „Eine neue Jungbläsergruppe wäre schön.“ Chormitglieder würden die Bläserausbildung gerne übernehmen. Auch Agnes Otterbach wünscht sich für die Zukunft in Großaspach vor allem Nachwuchs. Die Familie Otterbach spielt in der Geschichte des Posaunenchors Großaspach eine wichtige Rolle, war doch der Schreiner Karl Otterbach 1905 nicht nur einer der Gründer des Jünglingsvereins, sondern kurz darauf auch der Gründungsvater des Posaunenchors. Seine musikalische Ausbildung erhielt er beim Backnanger Stadtmusikus Herrmann Zink, wie der Backnanger Stadtarchivar Bernhard Trefz in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen schrieb.
Weitere Themen
Wie wichtig die Tradition der Posaunenchöre in der Region ist, zeigt sich daran, dass es im Bereich der heutigen Gemeinde Aspach noch einen dritten Chor gab, nämlich in Rietenau. Dort erfolgte die Gründung schon 1904. Aus diesem erwuchs nach dem Zweiten Weltkrieg der Musikverein Rietenau. 2006 konnte man in Großaspach das 100-jährige Bestehen feiern. 2022 stand in Kleinaspach das CVJM-Jubiläum an, das als Höhepunkt den Bezirksposaunentag an der Kelter beherbergte.
Eine Vereinigung der beiden Posaunenchöre steht gerade nicht im Raum. Aber man möchte mehr zusammenspielen. In Zukunft sollen bestimmte Gottesdienste gemeinsam gespielt werden, damit sich die Musiker kennenlernen. Das soll besonders bei den großen Ereignissen geschehen, etwa den beliebten Gottesdiensten im Grünen im Fautenhau. Trotz der identischen Bezeichnung „Posaunenchor“ ist die Ausrichtung jedoch etwas unterschiedlich. Die Programme haben durchaus eine andere Zielsetzung.
Verbundenheit mit den Dorfbewohnern
In Großaspach zollt man den Kollegen in Kleinaspach in einem Punkt ganz großen Respekt: Und das ist die Verbundenheit des Posaunenchors mit den Bewohnern des Dorfs und der umgebenden Weiler. Denn es ist Tradition, dass der Posaunenchor allen älteren Bewohnern ein Ständchen bringt. Und zwar nicht nur den Kirchenmitgliedern, sondern wirklich allen, die es wünschen. Andreas Schwarz erzählt stolz von diesem Brauch des Kurrendeblasens. „Am zweiten Advent spielen wir nachmittags bei älteren Bürgern in den Weilern.“ Auch am 24. Dezember ist es Tradition, dass der Posaunenchor mittags an verschiedenen Stellen spielt: „Wir möchten den Menschen Freude machen mit unserer Musik.“
Das Repertoire hat sich bei beiden Ensembles in den letzten Jahren verändert. „Früher haben wir mehr Choräle gespielt“, erzählt Martin Trefz in Großaspach. Dort sind die Proben donnerstagabends im Gemeindehaus neben der evangelischen Kirche. Christiane Kretschmer pflegt eine breit gefächerte Auswahl an Stücken, die von der Barockmusik bis in die Gegenwart reicht. „Wir spielen auch ganz moderne Stücke“, erwähnt sie. „Die sind ganz schön schwer“, kommt der Einwurf durch einen Musiker. Sie hat sich etwas Zeit vor der Probe genommen. Als sie erzählt, kommen nach und nach die Musikerinnen und Musiker herein. Sie hatten gerade einen Auftritt, denn eine Bewohnerin feierte an diesem Tag ihren Geburtstag. Natürlich gab es für sie ein Ständchen.