Gartenschau 2025
Zwischen Freudenstadt und Baiersbronn entsteht das Tal X
Die Gartenschau verknüpft Freudenstadt mit Baiersbronn und erfindet das Tal-X. 400 000 Besucher werden erwartet. Nach ihrem Ende bleibt ein neu geschaffenes Naherholungsgebiet für die Bevölkerung erhalten.
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Ein neues Naherholungsgebiet für die Bevölkerung entsteht, das auch den Tourismus fördert.
Von Frank Schwaibold
Oben auf 730 Höhenmetern Deutschlands größter Marktplatz, unten die kulinarische Hochburg der Nation schlechthin mit acht Michelin Sternen für Torsten Michel, Claus-Peter Lumpp und Jörg Sackmann. Dazwischen das idyllische Forbachtal. Es verbindet Freudenstadt und Baiersbronn. Hier wird nun vom 23. Mai bis 12. Oktober auch die Natur bei der Gartenschau einzigartig und nachhaltig in Szene gesetzt. Geschäftsführerin Cornelia Möhrlen spricht im Interview über ihre Ziele.
Was ist der Kern des Gartenschau-Konzepts?
Die Gartenschau Freudenstadt und Baiersbronn ist ein interkommunales Großprojekt, wie es so in dieser Struktur einmalig ist. Das Gartenschaugelände ist zwischen den Kommunen in einem idyllischen Schwarzwaldtal entlang des Forbachs verortet. Für die Konzeption war es wichtig, die Ursprünglichkeit des Tales zu bewahren und die Gartenschauelemente natürlich zu integrieren. Das Gartenschaugelände wird nach dem Sommer 2025 der Bevölkerung als erweitertes Naherholungsgebiet zur Verfügung stehen, da die erstellten Anlagen zum Großteil erhalten bleiben. Die Gartenschau wird eine Gartenschau der Nachhaltigkeit, auch unterstützt durch die starke Einbindung des ÖPNV.
Warum heißt es Tal-X? Ist das eine Anspielung auf Elon Musk?
Die Namensgebung Tal-X erfolgte zeitlich deutlich vor der Umbenennung von Twitter in X, insofern hätten wir uns die Namensrechte sichern sollen. Tal X steht für Vielfalt, aber es gibt auch eine symbolische Herleitung: Die zwei Schenkel des „X“, die sich im Logo nicht berühren, repräsentieren die beiden Kommunen, die durch den Forbach verbunden werden.
Wer finanziert die Gartenschau?
Die Gartenschau wird durch Fördermittel schwerpunktmäßig durch das Land teilfinanziert, es fließen aber auch Haushaltsmittel der Kommunen in das Projekt. Auf der Einnahmenseite werden Umsätze über Eintrittsgelder, aber auch über Sponsorenunterstützung, generiert. Die Frage nach den Kosten, die mehrere Millionen betragen, ist nicht eindeutig zu beantworten, da ein Großteil in die Daueranlagen der beiden Kommunen geflossen ist, was wiederum über Förderungen unterstützt wurde.
Was ist Ihre Erwartung: Wie groß sollte das Einzugsgebiet sein?
Das Gartenschaugelände ist durch den sogenannten „Freudenstäder Stern“ logistisch extrem gut in den ÖPNV eingebunden. Es führen mit der Murgtalbahn, Kinzigtalbahn und Strohgäubahn drei Bahnlinien direkt ans Gartenschaugelände. Auch führen drei Autobahnausfahrten der A5, A8 und A81 direkt ins Zielgebiet. Insofern können wir rund 6,5 Millionen Menschen ansprechen und rechnen mit 350 000 verkauften Tickets und über 400 000 Besuchern. Das primäre Einzugsgebiet erstreckt sich auf einen Umkreis von 70 Kilometern.
Was wird von der Gartenschau nach ihrem Ende bleiben?
Ein neu geschaffenes Naherholungsgebiet für die Bevölkerung, aber auch für den Tourismus. Das Tal zwischen Freudenstadt und Baiersbronn, bestehend aus den Teilorten Friedrichstal und Christophstal, ist aufgrund der Gartenschau aus einem Dornröschenschlaf erweckt worden. Auch in den Kommunen selbst wurden umfangreiche infrastrukturelle Teilprojekte realisiert, die die Lebensqualität der Bürger verbessern.
Wie nachhaltig ist die Gartenschau?
Wir verstehen uns als eine nachhaltige Gartenschau, die stark auf den ÖPNV setzt und hier in enger Kooperation mit den Beförderungsunternehmen steht. Auch in Bezug auf Gastronomie und Ausstellung wird auf Regionalität und nachhaltige Angebote gesetzt. Es erfolgt nach der Gartenschau wenig Rückbau, was einen großen ökologischen und ökonomischen Effekt hat.
Wie erklärt sich das große ehrenamtliche Engagement?
Aufgrund unserer Tallage und der Länge der Gartenschau, arbeiten wir mit partiell eingezäunten Ausstellungsbereichen. Hierbei ist eine große Unterstützung durch die Bevölkerung erforderlich, um die entsprechenden Zugänge zu betreuen. Wir haben heute bereits über 1000 Anmeldungen von Helfern. In vielen Informationsveranstaltungen und Geländebegehungen wurde die Bevölkerung umfänglich in die Projektkonzeption und -entwicklung eingebunden. Das Projekt wird als einmalig und als große Chance für die Gegend gesehen - deshalb die beeindruckende Unterstützung.
Was bewirkt die Gartenschau in der Stadtgesellschaft von Freudenstadt und Baiersbronn?
Im Zuge des Gartenschauprojektes, aber auch darüber hinaus, ist eine engen Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, den einzelnen Fachbereichen und der operativen Gartenschau gGmbH notwendig. Neben den inhaltlichen Projektthemen sind in verschiedenen Bereichen umfängliche Kooperationen entstanden, wie um Beispiel im Bereich Forst, die auch über die Gartenschauzeit hinaus Bestand haben werden. Das heißt, das Gartenschauprojekt hat die beiden Kommunen enger zusammenwachsen lassen. In der Bevölkerung entsteht darüber hinaus ein Gemeinschaftsgefühl – frei nach dem Motto: eine Gartenschau von den Bürgern für die Bürger.
Was bringt die Gartenschau den beiden Kommunen städtebaulich?
Beide Kommunen profitieren auch in den Orts- und Stadtkernen langfristig und nachhaltig von dem Gartenschauprojekt. Als Beispiele seien genannt die Erneuerung der Ortsdurchfahrt und die Entstehung des Schelkewiesensees in Baiersbronn oder die Instandsetzung der historischen Adlersteige und die Röhrenrutschenanlage in Freudenstadt. Am Schelklewiesensee fühlt man sich fast ein bisschen erinnert an die Fontäne beim Genfer See.