Rope-Skipping: Hohes Tempo, viel Erfolg und reichlich Spaß

Die Backnanger Lehrerin Ines Knauer trainiert die Seilspringer der SV Remshalden. Die sammeln schon seit Jahren internationale Medaillen in der Randsportart. Eine Mannschaft des Vereins erturnte sich dieses Jahr sogar eine Goldmedaille bei der Europameisterschaft in Bratislava.

Beim Freestyle führen die Rope-Skipper eine akrobatische Kür zu Musik auf und springen gleichzeitig Seil. Foto: Eric Halbherr

© Eric Halbherr - eric-halbherr.co

Beim Freestyle führen die Rope-Skipper eine akrobatische Kür zu Musik auf und springen gleichzeitig Seil. Foto: Eric Halbherr

Von Anja La Roche

Maria Maier und ihre Schwester Alicia Maier stehen sich gegenüber. Lächelnd, aber hoch konzentriert blicken sie auf die zwei langen Seile, die sie abwechselnd auf und ab schwingen. Ganz gleichmäßig muss das sein, perfekt aufeinander abgestimmt. Denn wenn sie aus dem Takt kommen, würden das ihre Teamkollegen Daniel Stannard und Julian Kilgus zu spüren bekommen. Die zwei springen zwischen den Seilen und landen synchron zueinander mal im Handstand, mal im Liegestütz. Die akrobatische Kür mit einem Doppelseil ist eine der Teamdisziplinen im Rope-Skipping (englisch für Seilspringen).

Die Rope-Skipper der SV Remshalden sind dabei Meister ihres Metiers. „Wir haben landes- und deutschlandweit ziemlich abgesahnt“, sagt Trainerin Ines Knauer. Ihr Name dürfte dem einen oder anderen Backnanger bekannt sein, denn die 32-Jährige unterrichtet seit acht Jahren Mathe und AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales) an der Mörike-Gemeinschaftsschule. In Remshalden aufgewachsen hat sie dort früher ebenfalls passioniert das Seil geschwungen. Als Übungsleiterin trainiert sie nun schon seit rund zehn Jahren den Nachwuchs, davon etwa 20 Beginner und etwa 20 Wettkampfsportler. Zudem üben etwa 15 Vereinsmitglieder in Stuttgart–Zuffenhausen, um nicht extra dreimal die Woche nach Remshalden fahren zu müssen.

Die bereits dritte Goldmedaille

Dazu zählt das Open-Team der Zwillinge Alicia und Maria Maier (24), Daniel Stannard (30) und Julian Kilgus (24). Als „open“ werden in diesem Sport geschlechtergemischte Teams bezeichnet. Die vier hatten sich bei der deutschen Meisterschaft in Hanau im Mai dieses Jahres Platz zwei erturnt und damit für die Europameisterschaft qualifiziert. Für diese reisten die Sportler im Juli nach Bratislava und holten sich in der Disziplin „Single Rope Speed Relay“ die Goldmedaille – die bereits dritte nach der EM in Braga 2017 und Graz 2019.

Wie Single Rope Speed Relay konkret aussieht, führt Daniel Stannard beim Training vor. In leicht geduckter Haltung hält er in jeder Hand ein Seilende. Sobald die 30 Sekunden beginnen, schwingt er das Seil rasend schnell um sich und springt dabei abwechselnd vom linken aufs rechte Bein. „Dabei wird immer das rechte Bein mitgezählt“, erklärt Knauer. Nach den 30 Sekunden lösen sich die Teamkollegen jeweils staffelmäßig ab. Mit 372 Zählern kamen sie so in Bratislava auf das oberste Treppchen. Julian Kilgus stellte 2019 im Einzel sogar zwei neue Europarekorde mit 104 Zählern in 30 und 515 in 180 Sekunden auf.

Am liebsten springt die Gruppe aber eine andere Kategorie. „Wir mögen die Choreos lieber als die Speed-Disziplin. Sie machen einfach mehr Spaß und sind kreativer“, so Stannard. Dabei müssen sie eine 45 bis 75 Sekunden lange Choreografie zu einer eigens dazu erstellten Musik präsentieren und möglichst viele, schwierige Sprünge fehlerfrei und synchron ausführen. Bei ihrer Zweierkür mit einzelnen Seilen erreichten Julian Kilgus und Alicia Maier in Bratislava den vierten Platz, und mit dem Doppelseil erreichte das Team den sechsten Platz – sowohl zu dritt mit einem Springer in der Mitte als auch zu viert mit zwei Springern.

Beim Training tauschen sie durch, wer schwingt und wer springt. Diesmal sind die Männer außen und die beiden Schwestern präsentieren ihre Akrobatik in der Mitte. Beeindruckend bauen sie zwischen den Hüpfern einen Schersprung oder sogar ein freies Rad ein, wobei Alicia Maier bei Letzterem derzeit noch aussetzt, um ihr verletztes Sprunggelenk zu schonen. Dass dem Team, das bis vor Kurzem mit Marie Wölker noch fünfköpfig war, der Sport viel Freude bereitet, ist offensichtlich. „Es ist so vielseitig“, schwärmt Maria Maier. Man könne stets neue Elemente und Abfolgen für die Choreos entwickeln und sich außerdem richtig austoben. „Es ist ein ganz toller Sport“, findet auch Trainerin Knauer – und zwar einer, der obendrein die Koordination von Händen und Beinen, das Taktgefühl sowie das Herz-Kreislauf-System stärkt.

Den Sport müssen sie oft erst erklären

Dabei ist Rope-Skipping nicht besonders bekannt. „Manche Leute lachen erst, wenn wir vom Seilspringen erzählen“, sagt Alicia Maier. „Aber wenn mans erklärt, bekommt man viel Anerkennung.“ Und Julian Kilgus ergänzt augenzwinkernd, dass so eine Nischensportart auch ihre Vorteile hat. „Wenns bekannter wäre, müssten wir mehr trainieren“, sagt er. Was sich das Vierergespann hingegen wünscht, sind mehr Jungs. Dass Seilspringen etwas für Mädchen sei, „müsste in der aktuellen Zeit eigentlich kein Klischee mehr sein“, sagt Daniel Stannard. Umso besser, dass das erfolgreiche Open-Team das Potenzial hat, auch Männer für den Sport zu begeistern, der Musik, Akrobatik und Fitness vereint.

Das Open-Team mit Daniel Stannard (von links), Julian Kilgus, Maria und Alicia Maier holte sich dieses Jahr das dritte EM-Gold, worauf Trainerin Ines Knauer (Mitte) mächtig stolz ist. Foto: Eric Halbherr

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Das Open-Team mit Daniel Stannard (von links), Julian Kilgus, Maria und Alicia Maier holte sich dieses Jahr das dritte EM-Gold, worauf Trainerin Ines Knauer (Mitte) mächtig stolz ist. Foto: Eric Halbherr

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Erstellt:
28. September 2022, 06:00 Uhr

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