0:1 nach 38 Sekunden, dabei bleibt es
Fußballer der TSG Backnang verlieren Duell zweier Oberligisten im WFV-Pokal-Viertelfinale beim SSV Reutlingen etwas unglücklich
Für die TSG Backnang bleibt es fürs Erste beim bislang einzigen WFV-Pokalsieg 1991. Am gestrigen Abend zogen die Fußballer aus den Etzwiesen im Viertelfinale im Duell zweier Oberligisten beim SSV Reutlingen mit 0:1 den Kürzeren. Es war ein unnötiges Aus, denn nach dem frühen Gegentor in der ersten Minute hatten die Roten die Partie vor allem vor der Pause unter Kontrolle. Ihr Problem: Sie versiebten selbst beste Torchancen.

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Was die Roten in den grauen Trikots auch probierten, das 1:1 wollte nicht fallen. Daniel Lang und die TSG sind raus aus dem Pokal.Foto: A. Hornauer
Von Steffen Grün
Armin Scheiffele und Markus Sailer waren vor knapp 28 Jahren die Helden, die für den damaligen Verbandsligisten aus Backnang beim 2:1-Finalsieg in und gegen Reutlingen die Tore erzielten. Dieses Mal ging es bereits in der Runde der letzten acht ins Stadion an der Kreuzeiche und das Team um Kapitän Oguzhan Biyik hätte gewinnen müssen, um weiterhin darauf hoffen zu können, in die Fußstapfen von Scheiffele, Sailer und Co. zu treten.
Mit dem Selbstvertrauen von zehn Zählern aus fünf Begegnungen nach der Winterpause, aber auch im Wissen, in dieser Saison beide Punktspiele gegen den SSV knapp verloren zu haben, nahm die TSG das Duell in Angriff. Es waren gerade einmal 38 Sekunden vorbei, als die Gäste mit 0:1 ins Hintertreffen gerieten. Mit einem Steilpass auf die rechte Seite hebelten die Reutlinger die Abwehr der Murrtaler aus. Die Hereingabe von Dominic Sessa, der erst 2018 aus den Etzwiesen an die Kreuzeiche gewechselt war, wurde noch abgefälscht und die Kugel fiel Tim Schwaiger vor die Füße. Er schoss aus fünf Metern ins rechte untere Eck, für Marcel Knauss – den Backnanger Keeper mit Reutlinger Vergangenheit – war nichts zu halten.
Schwaiger war nicht nur wegen des Tores der beste Mann auf dem Platz, sondern auch, weil seine Mitstreiter wenig zustande brachten. Und die Gäste? Die übernahmen trotz des frühen Rückschlags die Regie und hatten das Spiel für den Rest der ersten Halbzeit unter Kontrolle. Woran es allen mangelte, die den Abschluss suchten, war die letzte Konsequenz und Konzentration. Bereits in der siebten Minute hatte Reutlingens Torwart Enrico Piu allergrößte Mühe, den Kopfball von Julian Geldner aus zehn Metern abzuwehren. 120 Sekunden später war es TSG-Winterzugang Michele Varallo, der das 1:1 hätte erzielen können. Er stand kurz vor dem Kasten völlig frei, traf den Ball aber nicht richtig, sondern streifte ihn nur leicht.
Backnang blieb am Drücker und probierte es aus allen Lagen. In der 15. Minute feuerte Jannik Dannhäußer aus 18 Metern einen satten Schuss ab, setzte ihn allerdings zu hoch an. Nach einer guten halben Stunde war es wieder SSV-Schlussmann Piu, der den Ausgleich verhinderte: Er lenkte den Schuss von Loris Maier aus 16 Metern zur Ecke ab. Die daraus resultierende Standardsituation zirkelte Biyik in die Mitte, wo Mario Marinic lauerte. Es war eine Position, die der Torjäger meistens nutzt, um eiskalt zuzuschlagen. Nicht so am gestrigen Abend: Mutterseelenalleine beförderte der 34-Jährige die Kugel in die Arme des Keepers. Damit blieb es zur Pause beim knappen Rückstand der Gäste, die sich eigentlich nur vorwerfen lassen mussten, beim letzten Pass und im Torabschluss zu ungenau agiert zu haben.
Die zweite Hälfte bot die Möglichkeit, es besser zu machen und zumindest die Verlängerung zu erzwingen. Aber: Backnang konnte nicht ganz an die Vorstellung der ersten 45 Minuten anknüpfen. Weil Reutlingen abgesehen vom Lattenkopfball von Gökhan Gümüssu weiterhin nicht viel zu bieten hatte, verflachte die Begegnung. Klare Torchancen waren hüben wie drüben weitgehend Fehlanzeige, auch mit langen Bällen in der Schlussphase sowie in der gut fünfminütigen Nachspielzeit kam Backnang nicht mehr zum Ausgleich. Der Traum vom zweiten WFV-Pokalsieg der Vereinsgeschichte ist ausgeträumt.
SSV Reutlingen: Piu – Schramm, Vogler, Reisig, Schiffel – Sessa (65. Vargas Müller), Eiberger, Wöhrle, Schwaiger (90.+3. Milisic) – Gümüssu (83. Elfadli), Visoka (70. Schmitt). – TSG Backnang: Knauss – Bauer, Tichy, Kienast – Leon Maier (78. Tolomeo), Geldner, Loris Maier (76. Belobrajdic), Biyik, Dannhäußer (85. Schiffmann) – Varallo (62. Lang), Marinic. – Tore: 1:0 (1.) Schwaiger. – Schiedsrichter: Falcicchio (Pforzheim). – Zuschauer: 900.