12. Backnanger Citytriathlon: Ein Mammutevent mit vielen Siegern

Anne Reischmann und Uwe Drescher gewinnen den 12. Backnanger Citytriathlon. Strahlende Gesichter gibt es aber auch bei den Kindern, die das Tri-Kids-Rennen meistern, und beim hochgelobten Organisationsteam. Der Tag im Zeitraffer.

Einen fliegenden Start legen die Triathleten vor ihren zweiten 300 Metern im Schwimmerbecken des Freibads hin. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Einen fliegenden Start legen die Triathleten vor ihren zweiten 300 Metern im Schwimmerbecken des Freibads hin. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

7.35 Uhr Tino Wieser steht an der Absperrung in der Gartenstraße und lässt nur noch Autos mit Triathleten an Bord durch. Der Rest muss bis zum Rennende die Umleitung über die Walksteige nehmen. „Ich erledige meine ureigene Aufgabe und regle den Verkehr“, sagt der Mann schmunzelnd, der von seinem Polizistenkollegen und Organisationschef Thomas Hartmann vom Triathlonclub Backnang als Helfer rekrutiert wurde. Plötzlich klingelt sein Telefon und ihm wird mitgeteilt, dass es auf dem Weg zum Freibad kaum noch freie Parkplätze gibt. Sobald alle belegt sind, wird Tino Wieser auch die Teilnehmer stoppen und ihnen ans Herz legen, den Wagen anderswo abzustellen, um den Wettkampfort mit ihren Drahteseln anzusteuern. Sozusagen zum Warmmachen.

7.50 Uhr Das THW ist mit dem Einsatzfahrzeug unterwegs, um die Radstrecke mit Pylonen in der Mitte zu teilen. Zumindest dort, wo es keine Mittelstreifen gibt, ist das nötig, weil es auf dem zehn Kilometer langen und zweimal zu absolvierenden Rundkurs ständig zu Begegnungsverkehr kommt. Zur selben Zeit herrscht in der Wechselzone auf dem Areal vor dem Freibad bereits ein ziemliches Gewusel. Die Sportler stellen die Fahrräder an die vorgesehene Position und legen alles bereit, was sie später brauchen, wenn sie das Schwimmen hinter sich haben – vom Helm über die Rad- und Laufschuhe bis zur Trinkflasche und dem Müsliriegel.

8.05 Uhr Die Sonne scheint, die Temperatur passt und die leichte Brise ist kein Problem. „Man kriegt bei diesem Wetter schon Lust“, sagt Christopher Hettich, der tags zuvor beim Zabergäulauf das Rennen über fünf Kilometer gewonnen hat. Dass er trotzdem nicht startet, obwohl ein Top-Zehn-Platz allemal realistisch wäre, erklärt der Sieger von 2017 mit seinen Aufgaben beim Citytriathlon. Bei den Erwachsenen ist er als Regelhüter gefordert und achtet darauf, dass die Sportler wirklich erst am Ende der Wechselzone auf das Fahrrad klettern. Beim Nachwuchs fungiert er als Trainer des TC Backnang und sagt mit Blick auf seinen Startverzicht: „Es macht genauso viel Spaß, die Kinder anzufeuern und ihnen Tipps zu geben.“

8.20 Uhr „Das ist neu, das ist mal etwas anderes. Ich finde die Idee genial.“ Was Moderator Achim Seiter meint, ist das Konzept beim Schwimmen, das sich die Macher ausgedacht haben. Die 600 Meter werden auf zweimal 300 Meter mit einem kurzen Landgang verteilt, um auf den sechs Bahnen keinerlei Begegnungsverkehr zu haben und die Überholvorgänge zu erleichtern. Alle 15 Sekunden bläst Joachim Moll, der sich zusammen mit Horst Hettich und Gerald Lauber um den Startablauf kümmert, in seine Pfeife und schickt damit Triathlet auf Triathlet ins Becken. „Die Wassertemperatur beträgt 22,8 Grad“, sagt Achim Seiter und erläutert, dass damit nur über 60-Jährige die Option haben, in den Neoprenanzug zu schlüpfen.

Impressionen vom 12. Backnanger Citytriathlon

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© Alexander Becher

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8.45 Uhr Weil der Start aus technischen Gründen um eine halbe Stunde nach hinten verlegt wurde, kann Organisationschef Thomas Hartmann noch über die zeitintensiven Vorbereitungen sprechen. Schon am Freitag wurde drei Stunden geschuftet, am Samstag rund um den Racepedia-Cup (siehe Infobox) neun Stunden und „heute waren die ersten Helfer um 6 Uhr da“. Diese Arbeit habe sich aber gelohnt, „es ist alles angerichtet“. Für alle Teilnehmer und im Speziellen für Sonja Schloemer, die als Erste loslegen darf. „Mir wäre eine andere Startnummer lieber, aber wird schon schiefgehen“, sagt sie und lacht.

9 Uhr Mit einem langen „Goooooo“ von Achim Seiter geht es los im Kampf um den Großen Preis der Firma Markisen Zanker, es werden letztlich 299 Zielankömmlinge (245 Männer, 54 Frauen) sein. Nur neun Minuten später sind die Ersten bereits fertig mit dem Schwimmen und eilen in die Wechselzone. Rein in die Schuhe, rauf mit dem Helm – und dann in die Pedale treten. Nach insgesamt einer Dreiviertelstunde läutet Stefan Betz von der TG Schweinfurt schon die letzte Disziplin ein, gefolgt von Thomas Bosch vom TC Backnang. Ist es das Duell um den Sieg? Nein, mit einer höheren Startnummer spuckt Uwe Drescher aus Darmstadt diesem Duo noch in die Suppe. Er gewinnt in 59:11 Minuten vor Stefan Betz (59:52) und Thomas Bosch (1:01:09), Alles richtig starke Zeiten – wie auch die 1:05:03 Stunden von Frauensiegerin Anne Reischmann, die aus Ravensburg stammt und in Winterthur lebt.

10.10 Uhr Was sagen die beiden Sieger? „Ich dachte eigentlich nicht, dass ich gewinnen kann“, verrät Uwe Drescher, „für mich war Stefan Betz der Topfavorit.“ Als er von seiner Freundin vor dem finalen 5-Kilometer-Lauf aber von einem Polster von 25 Sekunden hörte, war er guter Dinge. Es reichte und damit ist die Rechnung beglichen, die er mit Backnang seit September 2021 offen hatte. Damals hatte Drescher ein Raddefekt den Sieg gekostet und ihm war nur der zweite Platz geblieben. „Das hat mich gewurmt, aber das Rennen hat trotzdem viel Spaß gemacht. Es ist toll organisiert, mit sehr viel Liebe. Ich komme auf alle Fälle wieder.“ Anne Reischmann schwärmt ebenfalls in den höchsten Tönen von der Veranstaltung: „Es sind sehr familiäre Bedingungen und es ist eine anspruchsvolle Strecke, weil es ständig rauf und runter geht.“ Für sie war es der letzte Test vor den PTO European Open auf Ibiza, wo sie sich mit einer Wildcard mit den Top 30 der Welt auf der Mitteldistanz (2 Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren, 18 Kilometer Laufen) messen darf.

11.55 Uhr Obwohl ein Erwachsener die Radrunde noch nicht abgeschlossen hat und eigentlich gewartet werden sollte, bis auch der Letzte auf die Laufstrecke gewechselt ist, geht es nun mit dem Tri-Kids-Triathlon los. Die Geduld der insgesamt gut 60 wartenden Kinder und Jugendlichen soll ja nicht überstrapaziert werden. „Früher hat man von einem Schnuppertriathlon gesprochen“, erinnert sich Achim Seiter und das trifft es, weil es für alle fünf Altersklassen die passenden Distanzen gibt. Angefangen mit den Kleinsten der Jahrgänge 2016 und 2017, die 50 Meter schwimmen, 1000 Meter radeln und 200 Meter laufen. Bei den Ältesten der Jahrgänge 2008 und 2009 sind es 100 Meter, 5 Kilometer und 2 Kilometer. Die Eltern zücken am Beckenrand die Handys, um den Start ihrer Sprösslinge mit der Kamera festzuhalten. Die Anfeuerungsrufe sind hier wie bei den zwei weiteren Disziplinen lautstark, die Kinder danken es mit vollem Einsatz. Sie tun es auch, wenn ihnen Achim Seiter auf der Zielgeraden rät, sie sollten „noch einmal den Turbo zünden“. Bis ins Ziel wird um die bestmögliche Position und Zeit gekämpft.

12.35 Uhr 2018 hat Thomas Bosch den Citytriathlon gewonnen, mit Platz drei ist er dieses Mal aber auch sehr zufrieden. Für den Spezialisten auf der Langdistanz ging es vor allem darum, seine Form vor dem Ironman auf Lanzarote in drei Wochen noch einmal zu überprüfen, denn dort „will ich in die Top Ten der Gesamtwertung“. Wenige Minuten, nachdem der Lokalmatador sein Fazit gezogen hat, fällt der letzte Startschuss bei diesem Mammutevent und um 12.50 Uhr ist das Schwimmerbecken endgültig leer.

13 Uhr Während die letzten Triathleten noch unterwegs sind, beginnt pünktlich die Siegerehrung. Das ist ein Muss, denn Uwe Drescher muss um 16.30 Uhr beim Tanzkurs in Darmstadt sein und kann nicht länger warten. Ihm und Anne Reischmann hängt der Erste Bürgermeister Stefan Setzer das Backnanger Lederle um, das es neben dem Preisgeld von 150 Euro und dem Pokal gibt.

Rund um den Racepedia-Cup

Teilnehmer 115 Mädchen und Jungen hatten sich für den Racepedia-Cup angemeldet, bei dem es sich um ein Eliterennen für die größten Talente in Baden-Württemberg handelt. 101 erreichten das Ziel – davon 54 beim Aquathlon und 47 beim Swim&Run. Ersteres war der Wettkampf für die Jugendlichen und Junioren, der aus jeweils zwei sich abwechselnden Schwimm- und Laufabschnitten besteht. Zweiteres richtete sich an die Schüler und fängt, wie es der Name sagt, mit Schwimmen an und hört mit Laufen auf.

Sextett Der TC Backnang war mit sechs Jungen dabei. Im Aquathlon landete Lasse Wenzel in der B-Jugend auf Platz sechs. Lennard Layer und Malte Clauss belegten im Swim & Run der Schüler B die Ränge sechs und sieben. Die Resultate der Schüler A: Lukas Orth (5.), Malte Friedrich (9.) und Tim Böhmig (15.).

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Erstellt:
2. Mai 2023, 11:30 Uhr

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