BMX-Fahrerin bei Olympia 2024

Alina Beck fährt die Ellbogen aus – auch gegen das „Biest“?

Alina Beck ist bislang lediglich in der Juniorenklasse gefahren. Dennoch hat es die BMX-Fahrerin zu den Olympischen Spielen geschafft. Auch in Paris will die 18-Jährige sich selbstbewusst präsentieren.

Das Halbfinale ist für Alina Beck bei Olympia das Ziel.

© Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Das Halbfinale ist für Alina Beck bei Olympia das Ziel.

Von Dirk Preiß

Noch eine Aufnahme? Klar, warum nicht?! Noch eine Runde für ein gutes Foto? Auch kein Problem! Noch ein Video am Start – erst ohne Helm, dann mit? Logo! Es ist ein verregneter Vormittag am Burgholzhof in Stuttgart – und der Glanz der Olympischen Spiele in Paris scheint noch recht weit weg. Aber: Eben dieses Programm, das Alina Beck hier abspult, ist ein Vorbote dessen, was ab diesem Donnerstag etwas außerhalb der französischen Hauptstadt über die Bühne gehen wird.

„Die Aufregung“, sagt die BMX-Fahrerin, „ist schon zu spüren, seit wir bei der Einkleidung waren.“ Denn da, ergänzt die 18-Jährige, „wurde es greifbar.“ Nun will sie erneut zugreifen.

Am Donnerstag stehen erst einmal die Qualifikationsläufe an, am Freitag geht es dann mit den Halbfinals und den Endläufen weiter. Und: Mindestens ins Halbfinale will Alina Beck kommen – obwohl sie sich auf neuem Terrain bewegt.

Die Olympia-Strecke, die neben dem Velodrom südwestlich der Innenstadt gelegen ist, kennt die Radsportlerin zwar schon. Aber die Konkurrenz, gegen die sie in den olympischen Rennen ihre Ellbogen ausfahren muss, ist ihr eher unbekannt. Denn: „Eigentlich fahre ich noch bei den Juniorinnen.“ Allerdings so gut, dass sich Alina Beck innerhalb der deutschen Mannschaft gegen Regula Runge durchgesetzt hat – die mit einem starken WM-Ergebnis erst dafür gesorgt hatte, dass die deutschen Frauen einen Platz bei Olympia besetzen dürfen.

Sehr jung und sehr gut

„Alina ist sehr talentiert, fährt technisch auf einem sehr hohen Niveau, sie arbeitet hart und ist durchsetzungsfähig“, sagt der Bundestrainer Simon Schirle, „es ist ungewöhnlich, in unserem Sport so jung schon so gut zu sein.“ Er prophezeit: „Wenn sie alles zusammenbekommt, kann sie es tatsächlich ins Halbfinale schaffen.“ Zum Gesamtpaket von Alina Beck gehört auch, dass sie für den BMX-Sport früh ihre Heimat verlassen hat.

Die Sportlerin ist in Garmisch-Partenkirchen am Fuße der Zugspitze aufgewachsen. Sie fuhr, was naheliegend ist in dieser Gegend, Skirennen. Im Alter von sechs Jahren saß sie dann aber erstmals auf dem BMX-Rad – und entdeckte ihre Liebe und Leidenschaft für den BMX-Sport. Allerdings war der Weg zu den richtig guten Trainingsbedingungen ziemlich weit.

„Wir sind oft nach Verona gefahren“, erzählt Alina Beck. Da war es am Ende sinnvoller, selbst den Standort zu wechseln – an den wichtigsten Stützpunkt in Deutschland in Stuttgart. Mit der vor einigen Jahren extra neu errichteten Trainings- und Wettkampfstrecke. Geholfen hat ihr, dass ein Familienmitglied diesen Weg schon vor ihr gegangen ist.

Ihr älterer Bruder Aron kam einst auch des BMX-Sports wegen nach Stuttgart, lebte zunächst bei einem Onkel in Leonberg. Alina Beck kam später nach, kehrte für den Realschulabschluss noch einmal nach Garmisch zurück – nun aber leben die Geschwister gemeinsam in Stuttgart, wo Alina Beck die Cottaschule besucht. Aron ist auch Alinas Coach, sie sagt: „Wir haben ein gutes Verhältnis, und als Trainer macht er einen tollen Job.“

Im Rennen gegen „das Biest“

Vor der olympischen Premiere wird es nun wohl eher weniger um technische Details gehen – sondern um die richtige Herangehensweise an das bisher größte Rennen im Leben von Alina Beck. „Ich muss“, sagt sie, „den Respekt schnell ablegen.“ Selbst wenn die Konkurrenz in den achtköpfigen Rennen namhaft ist – und auch ein bisschen furchteinflößend wirkt. In ihrem Qualifikationslauf etwa fährt auch die Weltmeisterin Alise Willoughby mit – der Spitzname der Amerikanerin: „das Biest“. Doch Alina Beck weiß, dass Selbstbewusstsein nicht unbedingt das ist, was der jungen Athletin fehlt.

In den Rennen trägt sie gern auffällige Farben, zieht so ganz bewusst die Blicke auf sich. Sie weiß: In einem Sport, der bei hohen Geschwindigkeiten, waghalsigen Sprüngen und im direkten Duell mit mehreren Fahrerinnen ausgetragen wird, „muss man ein gewisses Selbstvertrauen auch ausstrahlen“. Dass sie in ihr erstes olympisches Rennen eher unbekümmert und ohne großen Druck gehen kann, sieht sie als Vorteil.

Den will sie ab Donnerstagabend nutzen. Gerne auch wieder und wieder.

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Erstellt:
31. Juli 2024, 14:30 Uhr
Aktualisiert:
31. Juli 2024, 14:48 Uhr

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