Alle Hoffnungen scheitern an Betonabwehr
Nur 20 Minuten hat Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang an der Wende geschnuppert. Doch am Ende ging das Rückspiel im Aufstiegshalbfinale beim TuS Ferndorf mit 17:28 deutlich verloren.
Von Alexander Hornauer
Im Halbfinale war Endstation. Der HC Oppenweiler/Backnang ist nach dem 17:28 beim TuS Ferndorf raus aus dem Aufstiegsrennen zur zweiten Handball-Bundesliga. Am Ende war es eine klare Sache. Nach 20 Minuten waren die Murrtaler aber drauf und dran, nach dem 31:34 im Hinspiel die Partie zu kippen. Sie hatten mehrmals die Chance, auf drei Tore wegzuziehen, scheiterten aber am überragenden Ferndorfer Torwart Jonas Wilde und kamen nach der Pause im Angriff nicht mehr auf Touren.
In der Sporthalle in Ferndorf herrschten schon vor Spielbeginn grandiose Stimmung, ein Höllenlärm und riesige Vorfreude. Fast alle Zuschauer waren in roten Shirts gekleidet. Ein Eck gehörte den HCOB-Fans in Grün, rund 40 waren dabei. Eine schlechte Nachricht gab es vor Anwurf: Rechtsaußen Axel Goller musste verletzt passen. Dafür kehrte der im Hinspiel fehlende Juniorennationalspieler Elias Newel ins Team zurück. Bei Ferndorf fehlte Julian Fanger, der sich im Hinspiel das Kahnbein gebrochen hatte. Als das Spiel gerade angepfiffen war, gab es einen weiteren Dämpfer für die Gastgeber. Der Alt-Internationale Janko Kevic legte HCOB-Außenspieler Philipp Maurer und sah Rot. Der Denker und Lenker des Ferndorfer Spiels fehlte seinem Team damit 56 Minuten lang – sorgenvolle Blicke in den Reihen des TuS Ferndorf.
Der HCOB nutzte die Verunsicherung, legte einen starken Start hin, führte mit 6:4 und nach einem 40-Meter-Treffer von Torwart Jürgen Müller mit 10:8. „Wir hatten eine richtig gute Phase“, fand HCOB-Rekordspieler und Torwarttrainer Stefan Merzbacher nach dem Spiel. Der HCOB agierte im Angriff diszipliniert und zielstrebig, verteidigte gut, außerdem hielt Keeper Jürgen Müller klasse. Das Duell hätte kippen können. „Wenn wir da das dritte Tor Vorsprung draufgepackt hätten, wäre es in der Halle noch ruhiger geworden und die hätten das Flattern gekriegt“, befand Merzbacher.
Nur: Der HCOB ließ die Chance aus, einen dritten und vielleicht vierten Treffer Vorsprung nachzulegen. Nicht nur einmal, sondern wiederholt „Wir sind da an unseren eigenen Fehlern gescheitert“, fand Merzbacher. Außerdem wurde Torwart Jonas Wilde zum Faktor. Der nach 20 Minuten eingewechselte Keeper ließ bis zum Seitenwechsel kein Gegentor zu. „Er hat alles weggemacht, auch sehr gute Chancen“, urteilte HCOB-Trainer Daniel Brack. „Wir haben uns deshalb vorne immer schwerer getan.“ Ferndorf drehte die Partie bis zur Pause, führte beim Wechsel 14:10.
In Summe waren es damit sieben Tore Differenz. Die HCOB-Handballer brauchten nun ein Wunder. Trainer Daniel Brack stellte die Abwehr um, ließ mit zwei vorgezogenen Akteuren verteidigen. Das funktionierte teilweise. Der nun im Kasten stehende Levin Stasch machte einige Chancen der Hausherren zunichte, die sich allerdings mehrmals Abpraller sicherten und im zweiten Anlauf doch noch trafen. Schlimmer aus Sicht der Gäste: Sie machten aus Ballgewinnen zu wenig. Der HCOB fand im Angriff überhaupt nicht mehr in die Spur. Die Ferndorfer ließen kaum noch etwas zu und durften sich weiter auf Jonas Wilde verlassen, der bis zum Ende einen Wurf nach dem anderen abwehrte. Trainer Ceven Klatt war hellauf begeistert: „Die Abwehr war die Basis für unseren Erfolg, da haben wir heute vieles richtig gemacht, unser kompletter Verband war einfach fantastisch.“ Kein Wunder, dass die Stimmung in der Sporthalle Stählerwiese wieder am Siedepunkt war. Die Heimmannschaft bejubelte jede Aktion, holte sich Selbstvertrauen für die nun anstehenden Endspiele – und unterstrich mit dem 28:17 ihre Topform.
Über die zwei Spiele waren die Ferndorfer, die damit Deutschlands einziger Drittligist ohne Niederlage bleiben, der verdiente Sieger. Im Endspiel gegen den MTV Braunschweig ist der Club aus dem Siegerland wohl Favorit. Der HCOB verkaufte sich mit Blick auf die erste Halbzeit im Hinspiel und die ersten 20 Minuten im Rückspiel gegen einen Gegner, der zum richtigen Zeitpunkt der Saison auf seinem absoluten Leistungsoptimum agierte, ergebnistechnisch allerdings unter Wert – und wird in der kommenden Runde mit dann personell auf einigen Positionen verändertem Kader einen neuen Anlauf nehmen.
TuS Ferndorf Puhl, Wilde – Eres (2), da Rocha Viana (3), Simic (4), Michel (2), Poetz, Hideg (4), Pliuto, Michel, Mundus (8/2), Kevic (1), Hecker (2), Duvancic (2). HC Oppenweiler/Backnang Stasch, Müller (1) – Schliedermann (1), Newel (3), Buck (2/1), Schmid (3), Dangers (2), Diebel (1), Dahlhaus, Schmiedt, Orlich (2), Frank (1), Maurer (1), Rauh. Siebenmeter 2/4 : 1/2 (Eres scheitert an Müller, Mundus scheitert an Stasch – Buck scheitert an Wilde). – Zeitstrafen 8:6 Minuten (Kevic/nach Disqualifikation, Duvancic/zweimal, Michel – Dangers/zweimal, Rauh). – Schiedsrichterinnen Janz/Sug (Köln). – Zuschauer 1400. Zuschauer 1400 Zuschauer verfolgten das Spiel in der Sporthalle Stählerwiese. Das war damit ausverkauft – ein neuer Rekord für ein Handballspiel in Ferndorf. Finale Für Ferndorf geht es im Endspiel gegen den MTV Braunschweig, der sich gegen den TV Emsdetten durchsetzte. Das andere Endspiel bestreiten die HSG Konstanz und der HC Eintracht Hildesheim. 28:17 (14:10)