Am Ende fehlt der TSG Backnang die Konstanz
Die Volleyballerinnen steigen direkt wieder aus der Regionalliga ab. Im letzten und entscheidenden Saisonspiel gibt es eine 1:3-Heimniederlage gegen den MTV Ludwigsburg II. Mit einem Sieg hätte sich die Mannschaft gerettet.
Von Lars Laucke
Es ist genau 21.03 Uhr am Samstagabend, als in der Sporthalle Katharinenplaisir der Abstieg der Volleyballerinnen der TSG Backnang aus der Regionalliga besiegelt ist. Ein Schmetterball des MTV Ludwigsburg II landet vermeintlich knapp im Seitenaus – so sehen es zumindest die Backnangerinnen. Doch das Schiedsrichtergespann ist anderer Meinung, gibt den Ball gut, und das Spiel ist beendet. Es ist der Punkt zum 23:25 und zur 1:3-Niederlage der TSG. Damit ist unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz klar, dass die Backnangerinnen auch nach dem dritten Aufstieg in die Regionalliga direkt wieder den Gang nach unten antreten müssen. Trainer Markus Sutterer möchte das – ebenso wie seine Spielerinnen – aber auf keinen Fall an den Unparteiischen festmachen. „Die haben ja auf beiden Seiten gepfiffen, daran lag es sicher nicht. Letztlich fehlte uns einfach die Konstanz“, stellt er ehrlich fest.
Mitte des vierten Satzes hat es die
TSG plötzlich wieder selbst in der Hand
Ein Paradebeispiel dafür ist in der Tat der vierte und letzte Satz des Abends. Denn nur gut eine Viertelstunde vor dem Spielende sieht es eigentlich noch ganz gut aus für die TSG, trotz eines 1:2-Satzrückstands. Denn just in dem Moment, als im Internet eingetragen wird, dass der Konkurrent aus Heidelberg gegen die VSG Ettlingen/Rüppurr mit 0:3 verloren hat, gehen die Backnangerinnen mit 14:8 in diesem Satz in Führung. Auf einmal haben sie es wieder selbst in der Hand. Sie müssen den Vorsprung im vierten Durchgang nach Hause bringen und dann den finalen Tiebreak gewinnen, wären dann punktgleich mit Heidelberg und aufgrund des besseren Satzquotienten gerettet. „Das haben wir hier unten gar nicht mitbekommen“, erklärt Markus Sutterer später. Und Teamkapitänin Anne Pötzl erfährt erst eine halbe Stunde nach Spielende vom Heidelberger Resultat: „Das höre ich tatsächlich jetzt erst. Auf dem Feld wussten wir von nichts. Ich glaube, es hatte auch niemand ein Handy auf der Bank.“
Daran liegt es also nicht, dass der Spielfluss auf einmal komplett dahin ist. Sage und schreibe neun Punkte in Folge gehen an die Ludwigsburgerinnen. „Wir sind einfach nicht stabil genug in der Annahme und machen dann zu viele leichte Fehler“, sagt Markus Sutterer – und das nicht nur in dieser Phase. In jedem Satz gibt es mindestens einmal eine Ludwigsburger Serie von vier oder mehr Punkten in Folge. „Zudem muss man gegen einen so starken Gegner wie Ludwigsburg konsequent gegen ihr System spielen. Das haben wir nicht gut genug gemacht, obwohl es insgesamt ein gutes und spannendes Spiel war“, findet der TSG-Trainer und ergänzt: „Es sind letztlich nur zwei oder drei Bälle, die es entscheiden. Und wenn wir im vierten Satz zudem fünfmal auf die Libera aufschlagen, dann ist das halt dreimal zu viel.“
Die Backnangerinnen starten gut
und gewinnen den ersten Satz
Dabei legen die Backnangerinnen zunächst einen richtig guten Start hin, liegen im ersten Satz fast durchweg in Führung und gehen nach einer abschließenden Vierpunkteserie mit 1:0 in Führung. Leider geht der Beginn des zweiten Durchgangs ziemlich in die Hose, es steht schnell 1:6. Doch „Punkt für Punkt“, so die immer wieder ertönenden Anfeuerungsrufe von der eigenen Bank, arbeitet sich die TSG wieder heran, schafft beim 8:8 den Ausgleich und hat beim 12:10 das im Sport so wichtige wie viel beschworene Momentum auf ihrer Seite – um prompt wieder vier Punkte in Folge abzugeben. Beim 21:24 hat Ludwigsburg drei Satzbälle, doch Backnang kommt wieder heran. Ein Annahmefehler beim fünften Satzball bedeutet aber letztlich das 25:27 und den Satzausgleich. Der dritte Satz ist eine recht deutliche Angelegenheit. Früh läuft die TSG einem Rückstand hinterher, kommt beim 19:21 zwar noch einmal auf zwei Zähler heran, verliert aber direkt wieder vier Punkte in Serie.
In diesem Durchgang macht sich besonders bemerkbar, dass die Backnangerinnen nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Vanessa Maglica und Florentine Walter nur wenige Alternativen auf der Bank haben. „Gerade Vanessa hätte uns heute natürlich sehr geholfen. Da haben die gestandenen Regionalliga-Mannschaften einfach einen ganz anderen Kader“, räumt Anne Pötzl ein. Sie ist übrigens eine der Spielerinnen, die mit der TSG nun schon zum dritten Mal nach einem Aufstieg in die Regionalliga direkt wieder absteigen. Die Bezeichnung „Fahrstuhlmannschaft“ müssen sich die Backnangerinnen daher gefallen lassen. Aber wie das mit Fahrstühlen halt so ist: Sie fahren mal runter, dann aber auch wieder rauf.
MVP Auch im Volleyball wird viel mit Anglizismen und Abkürzungen gearbeitet. Der Titel „MVP“ für „most valuable player“ – in diesem Fall „beste Spielerin der Mannschaft“ – geht im letzten Saisonspiel der TSG Backnang an Kim Prade. Angesichts des Abstiegs der Mannschaft vermutlich nur ein schwacher Trost.
Abschied Nach dem letzten Saisonspiel verteilt Teamkapitänin Anne Pötzl noch Geschenke, unter anderem an vier Spielerinnen, die künftig nicht mehr dabei sein werden: Ida und Vanessa Maglica hören auf, Kim Prade zieht es zum FSJ nach Offenburg, Jana Menke beruflich nach Freiburg.
Kaderplanung Angesichts der Abgänge ist klar, dass für die nächste Saison für die Volleyballerinnen der TSG Backnang ein Neuaufbau ansteht oder zumindest ein „Jahr der Findungsphase“, wie es Anne Pötzl bezeichnet. „Wir sind schon in Gesprächen und beginnen direkt mit der Kaderplanung“, erklärt Trainer Markus Sutterer. Ob es gelingt, das Team so zu verstärken, dass es wieder um den Aufstieg mitspielen kann, das lässt sich natürlich noch nicht sagen. Doch ganz sicher hätte bei der TSG niemand etwas dagegen.