An jedem verdammten Sonntag

Wolverines wollen den Hype um den Super Bowl im American Football für sich nutzen und laden heute zum Schnuppertraining ein

In der Nacht auf Montag werden bestimmt wieder 800 Millionen Menschen weltweit den Super Bowl der NFL zwischen den New England Patriots und den Los Angeles Rams verfolgen und für ihren Lieblingsverein mitfiebern. Auch hierzulande ist der Termin mittlerweile in vielen Kalendern geblockt. Trotzdem führt das American Football in Deutschland noch ein Schattendasein.

Die Spieler der Backnang Wolverines (gelbe Trikots) zeigen, dass Partien im American Football packend sein können.Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Die Spieler der Backnang Wolverines (gelbe Trikots) zeigen, dass Partien im American Football packend sein können.Foto: A. Becher

Von Andreas Ziegele

„Vor sechs Jahren bin ich zum ersten Mal über den Super Bowl gestolpert“, erzählt Markus Niekrawietz. „Seither habe ich jedes Jahr den ‚verdammten Sonntag‘ im Fernsehen verfolgt“, sagt der Neuzugang der Backnang Wolverines und erklärt damit, wie er zum American Football gekommen ist. „Verdammten Sonntag“ oder aus dem Englischen übertragen „Any Given Sunday“, so nennen die Amerikaner den Tag des Endspiels in der National Football League (NFL), der in Deutschland eigentlich ein Montag ist. Seit dem vergangenen Jahr ist der Stuttgarter, als Runningback Teammitglied des Backnanger Landesligisten. „Runningback ist der für das Laufspiel verantwortliche Spieler, der hinter oder seitlich vom Quarterback steht und diesen schützen soll“, erläutert der 25-Jährige.

Eines merkt man schnell: Man sollte etwas Englisch können, wenn man sich mit dieser Sportart auseinandersetzt. Dass jeder einigermaßen mit Fitness ausgestattete Mensch American Football lernen kann, da ist sich der Headcoach (Cheftrainer) der Wolverines, Michael Müller, sicher. „Ich hatte nur selten nicht verwertbares Material“, sagt er schmunzelnd. Und wenn er erklärt, was für ihn beispielsweise einen guten Quarterback ausmacht, sind es nicht Schnelligkeit oder etwa Fitness. „Diese Eigenschaften kommen in meiner Aufzählung erst später.“ Vielmehr nennt er zuerst: „Der Spieler muss ein guter Teamplayer sein, der sich aber auch integrieren kann und mit großem Ehrgeiz ausgestattet ist.“

Natürlich wollen auch die Verantwortlichen des Backnanger Vereins den Super Bowl nutzen, um auf sich und ihren Sport aufmerksam zu machen. „Wir haben in den vergangenen Wochen Flyer an den Schulen im Raum Backnang verteilt“, sagt der Vorstand Martin Häuser. Mit diesem Flyer und den entsprechenden Hinweisen auf Facebook laden die Wolverines am heutigen Samstag zu einem Schnuppertraining unter dem Motto „Beat the Wolverines“ ein. Ab 14 Uhr kann jeder Interessierte in der Backnanger Mörikesporthalle testen, ob er das Zeug zum Footballer hat. „Wir werden zehn Übungen machen“, sagt Michael Müller. „Fünf davon sind football-spezifisch, beim Rest geht es um Athletik und direkt gegen einen Mann unseres Teams“, so der Headcoach weiter. Teilnehmen können alle, die älter als 16 Jahre sind. Eine Altersobergrenze gibt es nicht. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass es sich bei American Football in Deutschland um eine Randsportart handelt. Allerdings um eine, die sich „auf dem aufsteigenden Ast befindet“, ist sich Markus Häuser sicher. „Wir haben in Deutschland seit 2008 unsere Mitgliederzahlen verdoppelt“, fügt der Vorstand an. In absoluten Zahlen sind das rund 63 000 aktive Spieler, die in Deutschland diesem Sport nachgehen. Zum Vergleich: Basketball spielen hierzulande rund 200 000 und Handballer gibt es über 750 000.

„Durch die Berichterstattung im freien Fernsehen wird sich American Football auch in Zukunft positiv weiterentwickeln“, ist der Vorstand überzeugt. Michael Müller ergänzt: „Die sozialen Medien haben und werden der Sportart helfen.“ Schon heute sind bei den TV-Übertragungen nicht nur ein Moderator und ein Football-Experte, sondern darüber hinaus ein Social-Media-Manager vor Ort, der in Echtzeit mit den Zuschauern kommuniziert. Damit ist auch die Zielgruppe klar definiert.

Selbstverständlich schaut die Backnanger Mannschaft das „Spiel der Spiele“ in der Nacht zu Montag gemeinsam an. „Wir überlegen auch, in der Zukunft daraus ein öffentliches Event zu machen“, verrät Matti Burkhardt, der Social-Media-Manager der Wolverines. Durch die deutsche Sperrstundenverordnung wird das aber nicht leicht.

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Erstellt:
2. Februar 2019, 06:00 Uhr

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