Backnanger Silvesterlauf: Ein starker Schluck gegen die Durststrecke

Weil die Motivation entlang der Talstraße bei vielen Teilnehmern etwas nachlässt, hat sich eine Gruppe um Reinhold Klotz etwas Besonderes ausgedacht: Sie schenkt Schnaps an die Silvesterläufer aus. Während des Hauptrennens über zehn Kilometer nehmen über 60 Sportler das außergewöhnliche Angebot dankend an.

Karin Röhrle verteilt in der Talstraße unter lautstarker Unterstützung der Zuschauer die Getränke. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Karin Röhrle verteilt in der Talstraße unter lautstarker Unterstützung der Zuschauer die Getränke. Foto: Tobias Sellmaier

Von Valentin Schmid

Seit dem Startschuss sind nicht einmal sieben Minuten vergangen, als das erste Schnapsglas den Besitzer wechselt. Der junge Läufer nickt dankend, aber ohne innezuhalten, und leert das Glas noch im Laufen. Von der anderen Straßenseite aus jubelt ihm eine Menschenmenge zu, untermalt von einer Nebelmaschine und den wummernden Bässen einer großen Musikanlage.

Aber wer kommt auf die Idee, die Sportler des Silvesterlaufs in eine Party mit Musik und Alkohol einzubinden? „Wir versuchen einfach, gute Stimmung zu machen“, erklärt Reinhold Klotz mit lauter Stimme, um nicht zwischen den Bässen unterzugehen, „das hat auch ganz klein angefangen.“ Anfangs, vor etwa zehn Jahren, hätten sie sich noch zum Weißwurstfrühstück getroffen, um dann gemeinsam seinen Vater Rainer auf der Strecke anzufeuern. Mittlerweile kommen so viele Freunde und Bekannte der Familie Klotz in die Talstraße 55, dass es von fern irrtümlicherweise nach einer öffentlichen Veranstaltung aussieht. Gut 150 Teilnehmer sind es, schätzt Reinhold Klotz, „ich kenne aber 90 Prozent persönlich“.

Und er erhält professionelle Hilfe: „Der Schnaps ist eine Mische von meinem Kumpel Alexander Lisson“, meint der 35-Jährige und zeigt auf die andere Seite der Murr, wo dieser am Willy-Brandt-Platz die Bar Wohnzimmer betreibt. Am Mischpult hinter den wuchtigen Lautsprechern stehen unter anderem Hannes Wolf und Sascha Röhrle von der DJ-Gruppe Dualtech. Und wenige Meter weiter ruft Sören Hettich, ein weiterer Freund von Reinhold Klotz, nicht nur „Wir haben Schnaps for free“ durch das Mikrofon. Er kommentiert auch fleißig das Laufgeschehen und gibt Ratschläge an die Sportler, etwa: „Achtung da kommen drei Läufer hinter dir, lauf Junge.“

Laut wird es bei den Handballern des HC Oppenweiler/Backnang

Besonders euphorisch wird es immer dann, wenn ein Sportler im hellgrünen Shirt der Handballer des HC Oppenweiler/Backnang vorbeieilt. Das freut Jonas Frank, den Sportgeschäftsführer des Vereins. „Viele aus unseren Jugendmannschaften laufen mit.“ Er selbst ziehe hingegen das Anfeuern vor. Manche Läufer verkalkulieren sich allerdings mit ihren Kräften, so der Sportexperte weiter, „hier können sie noch mal Power rausholen für die letzten Meter“.

35. Backnanger Silvesterlauf

Impressionen vom 35. Backnanger Silvesterlauf sind hier zu sehen.

/

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Umso länger der Lauf geht, umso mehr der kleinen Schnapsgläser aus Kunststoff wechseln den Besitzer. Ein Läufer der Backnanger Wolverines kippt sich den Schnaps durch das Gitter seines Football-Helms, ein anderer dreht sogar nach ein paar Metern noch mal um, um nach dem Gläschen zu greifen. An eine Gruppe als Pumuckl verkleideter Sportler vom Therme-Lauftreff Böblingen gehen gleich fünf Schnäpse. Insgesamt kamen während des Hauptrennens über zehn Kilometer über 60 Sportler in den Genuss, schätzt Karin Röhrle, die zusammen mit Pia Kircher den Schnaps ausgegeben hatte, jedenfalls „so viele, dass uns die Gläser ausgegangen sind“.

Die Party in der Talstraße 55 pusht die meisten Läufer enorm

Läuferin Lara Abt aus Plüderhausen meint nach erfolgreichem Zieleinlauf nach fünf Kilometern: „Es ist schon gut, dass da Stimmung ist.“ Sie deutet dabei in Richtung Murr, „da hinten wird es immer ein bisschen zäh“. Ein Blick auf den Streckenplan verdeutlicht: Nach dem ersten Kilometer in der Innenstadt, wo an der Markt-, Uhland- und Grabenstraße Hunderte Menschen stehen, um die Sportler anzufeuern, wird es in der Talstraße plötzlich ziemlich ruhig. Der große Bogen an der Murr entlang vom Kreisverkehr an der Aspacher Straße bis zur Bleichwiese kann dann schnell mal zur Durststrecke werden.

An die Party in der Talstraße 55 kann sich daher jeder Läufer erinnern: „Mich hat das gepusht“, sagt etwa Francesco Pfingstag von Therapie Reha Bottwartal. Der Neunte des Hauptrennens über zehn Kilometer sei aber gerade zu sehr mit einem Kontrahenten beschäftigt gewesen, um sich einen Schnaps zu nehmen. Andreas Berner vom Team Ultra-Sports hingegen hatte das Glas bereits in der Hand, dann aber im Gedränge den Schnaps verschüttet. Sascha Mebus, der für das Gasthaus zum Löwen startete, ist der Erste, der berichten kann, dass er tatsächlich einen Schnaps getrunken hat. Er kenne auch 50 Prozent der Leute auf der Talstraße-Party. „Die haben mir keine Wahl gelassen“, sagt Mebus. Aber egal, ob mit oder ohne den kleinen Schluck Alkohol: Die besondere Stimmung entlang der Strecke loben alle Läufer. Das sieht auch der Sieger des Rennens über zehn Kilometer, Jens Mergenthaler, so. Der 25-Jährige, dessen Heimatverein die SV Winnenden ist, sagt: „Es fühlt sich sehr gut an. Die lautstarke Unterstützung der Zuschauer ist toll.“

Über 60 Läufer nehmen die Gläschen von Pia Kircher dankend an. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Über 60 Läufer nehmen die Gläschen von Pia Kircher dankend an. Foto: Tobias Sellmaier

Zum Artikel

Erstellt:
2. Januar 2023, 17:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen