Backnanger Silvesterlauf: Von der Anziehungskraft nichts eingebüßt

Von Steffen Grün

Auf ein Neues im kommenden Jahr, davon waren am 31. Dezember 2019 alle Sportler und Fans überzeugt. Niemand ahnte, dass bis zum nächsten Backnanger Silvesterlauf nicht 12, sondern 36 Monate vergehen würden. Dass es zu dieser langen Zwangspause kam, lag am Coronavirus und der Unvereinbarkeit eines solchen Massenevents mit den Hochphasen einer Pandemie. 2020 boten die Verantwortlichen zumindest eine virtuelle Variante, 2021 sprang dann unsere Zeitung mit dem BKZ-Team-Laufcup in die Bresche.

Alles schön und gut und bei Weitem besser als nichts, aber eben kein „richtiger“ Silvesterlauf mit allen Facetten. Am morgigen Samstag ist ein solcher endlich wieder möglich und „darauf freuen wir uns riesig“, sagt Rolf Hettich vom Organisationsteam. „Es ist einfach etwas ganz anderes, sich persönlich zu treffen und gemeinsam zu laufen.“ Für die Zuschauer sei es zudem fast so etwas wie ein „Ritual“, zum Jahresausklang in die Innenstadt zu pilgern, „um die Sportler anzufeuern, ein Schwätzchen mit Bekannten zu halten und einen Glühwein zu trinken“.

Alexander Hornauer, der zusammen mit Rolf Hettich und Georg Beïs die organisatorischen Hauptfäden zieht, bläst in das gleiche Horn. Für ihn „gehört der Silvesterlauf zu Backnang wie das Straßenfest“, die Veranstaltung sei in den Köpfen der Bürger und Institutionen der Stadt „fest verankert“. Das macht er zum Beispiel daran fest, dass wieder so viele Schüler am Start sein werden – vor allem von der Max-Eyth-Realschule und der Schillerschule sowie der Grundschule in Sachsenweiler. Insgesamt sind es über 410 Voranmeldungen für den Bambinilauf und den Mini-Marathon, mehr als vor drei Jahren. Rolf Hettich findet es „toll, dass wieder so viele Kinder und Jugendliche begeistert werden konnten. Bewegung ist wichtig. Sie sollten nicht nur vor dem Computer sitzen – und dazu trägt der Silvesterlauf bei.“ Erst recht gelte das derzeit, weil der Sport in der Coronakrise „viel zu kurz gekommen ist“.

Das Plus bei den bisherigen Startregistrierungen im Nachwuchsbereich gleicht das Minus bei den älteren Semestern ein Stück weit aus. Für den 10-Kilometer-Hauptlauf gingen knapp 550 Voranmeldungen ein, das sind rund 130 weniger als 2019. Ein leichter Rückgang ist auch beim 5-Kilometer-Rennen zu konstatieren, doch der direkte Vergleich mit der Rekordveranstaltung führt in die Irre. Damals war mit 1611 Zielankömmlingen der klare Bestwert zu verzeichnen. Die dieses Mal mitsamt 22 Staffeltrios gezählten 1128 Voranmeldungen liegen laut Rolf Hettich im Durchschnitt der vergangenen Silvesterläufe. Sein Fazit: „Wir können sehr, sehr zufrieden sein.“ Dass aus einem erneuten Teilnehmerrekord mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts wird, sei überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil: Für den teils engen Rundkurs seien es vor drei Jahren fast schon zu viele Sportler gewesen. Mit den etwa 400 einkalkulierten Nachmeldungen wären es am morgigen Samstag immer noch über 1500 Teilnehmer und damit eine stattliche Zahl.

Die größte Variable ist, wie sich die Wetterprognose mit den Temperaturen von bis zu 20 Grad Celsius auswirkt. Durchaus möglich, dass dies zusätzliche Kurzentschlossene anlockt. Es seien tolle Bedingungen, bei denen oftmals Bestzeiten gelaufen werden, betont Hettich, um sogleich hinzuzufügen, dass das in Backnang dieses Mal nicht möglich ist. Die Baustelle am Schillerplatz sorgt für einen kleinen Umweg, der sich bei vier Runden auf etwa 360 Extrameter summiert. Damit sind es abermals nicht exakt 10 Kilometer – nur dass die zu meisternde Distanz zur Abwechslung nicht ganz knapp drunter bleibt, sondern sogar etwas drüber liegt.

Jens Mergenthaler peilt seinen dritten Sieg in Serie an, zumal Heiko Baier fehlt

Jens Mergenthaler wird es verschmerzen, der Gewinner der Jahre 2018 und 2019 gilt im Hauptlauf erneut als der große Favorit. Spätestens seit Rekordsieger Heiko Baier, der zuletzt Zweiter geworden war, wegen Knieproblemen abgewunken hat und erst 2023 wieder mitmischen wird. Aber, so Hettich: „Backnang ist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht taucht noch ein Topläufer auf, der Jens Mergenthaler herausfordern kann. Das werden wir nach der ersten Runde wissen.“ Das gilt auch fürs Rennen der Frauen, bei dem bislang keine klare Favoritin auszumachen ist. Das Wichtigste in Backnang sind aber ohnehin die Hobbyläufer, denn die Zeiten, in denen ein Sponsor die Starts von so namhaften Athleten wie Arne Gabius oder Sabrina Mockenhaupt ermöglicht hat, sind fürs Erste vorbei.