Backnanger Silvesterlauf: Mit musikalischem Zusatzantrieb den Umweg gemeistert

35. Backnanger Silvesterlauf: Ein Duo mit Dudelsäcken postiert sich am Schillerplatz, der wegen der Baustelle ausnahmsweise umrundet wird.

Ein Hingucker: Für ihr Schuhoutfit wurden Nicole Fühl (links) und Alexander Gramlich mit dem Kostümpreis ausgezeichnet. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ein Hingucker: Für ihr Schuhoutfit wurden Nicole Fühl (links) und Alexander Gramlich mit dem Kostümpreis ausgezeichnet. Fotos: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Ein neuer musikalischer Hotspot, ein preisgekröntes Outfit, ein alter, abgeschnittener Zopf: Der Backnanger Silvesterlauf hat auch beim 35. Mal seit 1985 viele Geschichten geschrieben. Dass es weniger Teilnehmer als vor der Coronazwangspause waren, ändert an der positiven Bilanz überhaupt nichts.

Rekorde als Beiwerk 1611 Teilnehmer erreichten beim Silvesterlauf am 31. Dezember 2019 das Ziel, in allen fünf Rennen zusammen. Ein Allzeithoch, das schwierig zu toppen ist. Dieses Mal waren es 1176 Finisher, dennoch kann von Enttäuschung beim Organisationsteam nicht die Rede sein. Rolf Hettich hält vom ständigen „höher, schneller, weiter“ ohnehin nicht viel, verweist zudem auf das Minus bei den meisten anderen Laufveranstaltungen nach der Coronapause und sagt: „Man muss auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat.“ Erst recht, wenn Atemwegserkrankungen so zuschlagen wie in diesen Tagen und wohl vor allem deshalb rund 150 der 1128 vorangemeldeten Sportler an Silvester selbst gar nicht auftauchten.

2023 könnte es daher wieder ein Plus geben. Die 801 Zielankömmlinge, die es 2019 alleine im Hauptlauf waren, hält Hettich jedoch nicht für erstrebenswert, „denn mehr als 750 Leute verträgt die Strecke eigentlich nicht“. Obwohl dieses Mal keine 600 gezählt wurden, hatte Tim Schlichenmaier auf dem Führungsfahrrad viel zu tun, um Jens Mergenthaler bei den ständigen Überrundungen den Weg durch das Feld zu bahnen. Anders sieht es bei den Kinder- und Jugendläufen aus, hier ist noch Luft nach oben. Rolf Hettich wünscht sich, dass sich weitere Schulen und Vereine ein Beispiel an der Max-Eyth-Realschule, an der Schillerschule und an der Grundschule in Sachsenweiler nehmen, die traditionell überaus stark vertreten sind.

Extrarunde mit Musik Beim knackigen Anstieg in der Marktstraße können sich die Läufer seit vielen Jahren darauf verlassen, dass ihnen die Lohkäs-Trampler des Backnanger Karnevals-Clubs mit Guggenmusik Beine machen. Selbiges erledigen in der Talstraße, die sich wie Kaugummi hinzieht, die wummernden Bässe einer privaten Silvesterlaufsause (wir berichteten). Neue Töne waren dagegen beim Schillerplatz zu hören – genau dort, wo die Sportler wegen der Baustelle eine Extrarunde drehen mussten, hatte sich ein Duo mit Dudelsäcken postiert. Daneben stand ein Plakat, das der städtische Baubetriebshof für seine teilnehmende Mitarbeiterin Michaela Lutz aufgestellt hatte, doch die Musiker zählen laut Rafael Bidlingmaier trotzdem nicht zum Kollegenkreis. Der Leiter des Baubetriebshofes und sein Team kümmern sich bei Winterwetter darum, den Silvesterlaufkurs von Schnee und Eis zu befreien. Obwohl dieses Mal der Sommer vorzeitig Einzug gehalten hatte, gab es genug zu tun. Auf der To-do-Liste standen vor allem das Aufstellen und das Abbauen der Verkaufsstände und der Absperrgitter.

35. Backnanger Silvesterlauf

Impressionen vom 35. Backnanger Silvesterlauf sind hier zu sehen.

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© Tobias Sellmaier

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Preis fürs Schwitzen Um aus dem Heer der Läufer in hundsgewöhnlichen Sportklamotten herauszustechen, nehmen beim Silvesterlauf stets einige Teilnehmer zusätzliche Strapazen auf sich. Sie setzen sich Faschingsperücken auf, schlüpfen in Tierkostüme, drehen die Runden mit vollständiger Feuerwehrmontur oder zwängen sich in die Football-Ausrüstung. Was schon bei klirrender Kälte eine mühsame Sache ist, wird bei 20 Grad erst recht zur schweißtreibenden Angelegenheit. Besondere Kreativität zeigte ein Duo von den Roadrunners Wilhelmsheim: Nicole Fühl und Alexander Gramlich verkleideten sich als ausgelatschte Turnschuhe und gewannen den Kostümpreis.

Neues und Gestrichenes Es hätte ein neues und damit ein sechstes Rennen neben dem Bambinilauf, dem Mini-Marathon, der Staffel, dem 5- und dem 10-Kilometer-Lauf geben sollen, doch daraus wurde nichts. Für den in den Mini-Marathon integrierten Inklusionslauf für Sportler mit körperlichem oder geistigem Handicap hatte es ohnehin nur eine Voranmeldung gegeben, am Ende tauchte gar niemand auf. Nun müssen die Organisatoren darüber nachdenken, ob sie ihrer ehrenwerten Idee eine zweite Chance geben oder ob kein Bedarf besteht, weil Inklusion auch bedeuten kann, an den bereits vorhandenen Wettbewerben teilzunehmen.

Ohne langes Federlesen gestrichen wurde die Prominentenwertung. Der ehemalige Oberbürgermeister Frank Nopper hatte Vertreter der Politik, der Kirchen und weiterer Institutionen eingeladen, die für das Publikum an einer eingefärbten Startnummer zu erkennen waren und im Ziel vom OB selbst ein Marzipan-Hufeisen in die Hand gedrückt bekamen. „Ich denke, die Promis sind deshalb nicht böse“, sagt Rolf Hettich zum Beschluss, diesen alten Zopf abzuschneiden. Was es nach wie vor gibt, sind die goldenen Hufeisen der Stadt Backnang, die Noppers Nachfolger Maximilian Friedrich an die beiden souveränen Hauptlaufsieger Jens Mergenthaler und Magdalena Klopfer übergab. Was es irgendwann geben könnte, „wenn es drei Jahre nacheinander an Silvester über 20 Grad hat“, meint Alexander Hornauer vom Organisationsteam und schmunzelt, ist eine Wasserausgabe am Streckenrand. Bei einem 10-Kilometer-Rennen im Winter gibt es dafür eigentlich keine Veranlassung, doch das sieht an einem Frühsommertag im Dezember anders aus. Vorerst bleibt die Hoffnung, dass das nicht so schnell zur Regel wird.

Ein gelungener Wechsel Bei der Zeitmessung arbeiteten die Silvesterlaufmacher zum ersten Mal mit der Firma Race Result zusammen und sind voll des Lobes. „Die Ergebnisse sind in Echtzeit im Internet abrufbar“, betont Hornauer beispielsweise. In der Nähe des Gänsebrunnens stand zudem ein Bildschirm, an den die Sportler ihre Startnummer mit dem eingearbeiteten Zeitmesschip halten konnten. Sofort bekamen sie ihr persönliches Resultat mit den Rundenzeiten angezeigt. Im Zuge dessen wurde Papier gespart, weil es die ausgehängten Ergebnislisten nicht mehr gab. Beim nächsten Lauf in zwölf Monaten ist es denkbar, dass auch die Nachmeldungen bis kurz vor dem Rennen auf elektronischem Weg abgegeben werden.

Die spannenden Momente Was passiert, wenn die Vertreter der namensgebenden Sponsoren auf den Abzug der Startpistole drücken? Es fällt ein Schuss, sollte man meinen, doch so selbstverständlich war das in Backnang nicht immer. „Bei den vergangenen drei Silvesterläufen hat sie uns immer im Stich gelassen“, erinnert sich Rolf Hettich. Daher war es „mein Highlight, dass die Startpistole dieses Mal funktioniert hat“. Bei aller Neutralität gab es für das Mitglied des Dreigestirns an der Spitze des Organisationsteams, zu dem auch noch Georg Beïs zählt, einen weiteren Höhepunkt: Sein Enkel Mats Müller beendete den Bambinilauf, bei dem es keine Zeitnahme gibt, als Erster.

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Erstellt:
3. Januar 2023, 06:00 Uhr

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