Backnanger Stefan Hasch vom Marathonläufer zum Bodybuilder

Stefan Hasch ist seit jeher ein ambitionierter Sportler. Doch wer ihn noch als Marathonläufer kennt, dürfte überrascht sein: Der Backnanger hat sich inzwischen vollumfänglich dem Bodybuilding verschrieben. Im Herbst will der 59-Jährige sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren.

Stefan Hasch (links) neben dem amtierenden Mister Universe Helge Kresin in der Kategorie Body Master für ab 60-Jährige. Foto: privat

Stefan Hasch (links) neben dem amtierenden Mister Universe Helge Kresin in der Kategorie Body Master für ab 60-Jährige. Foto: privat

Von Anja La Roche

Stefan Hasch ist bereit fürs Training. In schwarzer Jogginghose, weißem Hoodie und Turnschuhen geht der Backnanger zum ersten Gerät. Nach kurzer Aufwärmphase wird es ernst, 160 Kilogramm setzt der Bodybuilder in Bewegung, um seinen Rücken zu trainieren – genauer gesagt seinen Trapezmuskel und seinen Latissimus. Zwischendurch atmet der 59-Jährige geräuschvoll aus. Nicht fehlen dürfen dabei zwei Dinge: zum einen seine Trinkflasche, die gefüllt ist mit Wasser, löslichen Proteinen und komplexen Kohlenhydraten, sogenanntem Cluster-Dextrin. Zum anderen seine Freundin Manuela Kruck, mit der er fast täglich dem Kraftsport nachgeht. Dieses Jahr strebt der amtierende süddeutsche Meister die Weltmeisterschaft an.

Dabei war er jahrelang ein passionierter Langstreckenläufer. 20 Marathons ist er gelaufen, mit Bestzeiten von 3:21 Stunden unter anderem in Paris, Rom, Frankfurt und Ulm. Hinzu kommen unzählige Stadtläufe, bei denen selbstverständlich auch der Backnanger Silvesterlauf für den Ur-Backnanger nicht fehlen durfte. So hätte Stefan Hasch immer weiter laufen können, doch dann änderte sich sein Leben grundlegend.

Anfangs behält er das Joggen bei

2017 lernte er seine Freundin kennen. Die 29-Jährige liebt nicht nur den Kraftsport, sondern will möglichst viel Zeit mit ihrem Liebsten verbringen. So gab sich Manuela Kruck vor über sechs Jahren besonders viel Mühe, Stefan Hasch immer mehr in die Welt des Gewichtedrückens zu locken. Anfangs behielt er das Joggen bei, doch je intensiver er sich dem Kraftsport widmete, desto mehr verabschiedete er sich vom Laufen – immerhin muss sein Körper zwischendurch regenerieren.

Mit dem Wechsel stellte er auch seine Ernährung um, eigentlich sogar seine ganze Lebensweise. Während der Backnanger als Läufer kaum auf die Ernährung geachtet hatte, begann er als Bodybuilder, alles penibel zu registrieren. Auf dem Speiseplan stehen seither etwa Huhn, Fisch, Gemüse und Reis. Tabu sind Alkohol, Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel. Ob es ihm schwerfällt, so diszipliniert zu bleiben? „Das macht einen Höllenspaß“, antwortet Stefan Hasch. Dazu trainiert er mit seiner Freundin grob je zwei Stunden an sechs Tagen die Woche. Neben der Arbeit gehe so fast die gesamte Zeit für den Sport drauf, erklärt Stefan Hasch. Er vermittelt beruflich Hypothekendarlehen, Manuela Kruck ist Managerin des Topfit-Clubs in Backnang, der im Dezember 2022 aufgemacht hat und in dem sich Hasch in Form bringt.

Das harte Training und die penible Ernährung ermöglichten es dem Backnanger, trotz seines Alters ordentlich Muskeln aufzubauen. 2021 stand er das erste Mal auf der Bühne und erreichte bei den süddeutschen Meisterschaften des National Athletic Comitees (NAC) den vierten Platz in der Kategorie „Newcomer“ (siehe Infotext) und den zweiten Platz bei der Kategorie Classic Physique Masters +40. In derselben Kategorie belegte er 2022 bei den süddeutschen Titelkämpfen den vierten Platz.

Durch diszipliniertes Training schaffte es Hasch, diesen Mai bei den süddeutschen Meisterschaften den Titel zu ergattern. Weil er dieses Jahr noch 60 wird, konnte er in der Body-Master-Klasse 60+ antreten und erreichte den ersten Platz. Damit qualifizierte er sich für die deutschen Meisterschaften, bei denen er im Mai den vierten Platz in derselben Kategorie erreichte. „Die Reise geht weiter, im November kommen wieder die Süddeutschen, dann hoffentlich wieder die Deutschen in Berlin, mit einer Qualifikation zur Weltmeisterschaft – das ganz große, nicht unrealistische Ziel“, blickt Stefan Hasch optimistisch nach vorne. Bei dieser Weltmeisterschaft, die 2023 in Cuxhaven (Niedersachsen) stattfindet, könnte er um einen der höchsten Titel im Bodybuilding kämpfen, den Mister Universum.

Zu den Wettbewerben begleitet wird er stets von seiner Lebensgefährten Manuela Kruck. „Sie ist maßgeblich verantwortlich für meine Transformation und den bisher erzielten Erfolg“, betont Stefan Hasch. Quasi gemeinsam arbeiten sie nun bis zum Herbst daran, dass Stefan Hasch noch zwei Kilogramm Muskelmasse zunimmt.

Bis dahin heißt es, weiter diszipliniert Diät zu halten und zu trainieren. „Wir achten darauf, alle wichtigen Nährstoffe zu uns zu nehmen, um nicht durchs Bodybuilding kaputtzugehen“, sagt Manuela Kruck. „Das ist ein Unterschied zu manchen anderen Bodybuildern, bei denen es nur um die Schönheit geht.“ Stefan Hasch will auch andere ältere Menschen motivieren, ins Fitnessstudio zu gehen. „Bodybuilding ist der geilste Sport der Welt, das müsste eigentlich jeder machen“, sagt er. „Jeder kann das machen, egal in welchem Alter.“

Die Vorbereitung bedarf viel Planung

Bevor es im November zu den Süddeutschen nach Freiberg am Neckar geht, wird Hasch seine Diät ändern und weniger Salz zu sich nehmen. Eine Woche vor dem Wettkampf wird er sieben bis zehn Liter Wasser am Tag trinken, zwei Tage vorher nur noch drei bis vier Liter. Kurz vor dem Wettkampf verdoppelt er die Kohlenhydratmenge seiner Ernährung. Dadurch zieht das restliche Wasser in die Muskeln. Am Abend vor dem Wettkampf stellt er es ganz ein, Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Durch die Entwässerung treten die Muskeln deutlicher hervor. Das wird verstärkt durch die drei Schichten braune Farbe, die seine Freundin ihm auf die Haut aufträgt. Dann heißt es: Auf die Bühne gehen, Muskeln anspannen und posieren. Wer weiß, vielleicht ist Stefan Hasch der nächste Mister Universe?

Kategorien für Männer

Newcomer Das National Athletic Comitee (NAC) definiert Newcomer als Person, die ihre erste Wettkampfsaison bestreitet.

Classic Physique Die Hose der Teilnehmer muss zirka elf Zentimeter breit sein. Das maximal erlaubte Körpergewicht errechnet sich aus: Körpergröße (in Meter) minus 100. Es gibt drei Unterklassen: Classic Physique II (bis 175 Zentimeter), Classic Physique I (über 175 Zentimeter) und Classic Physique Masters plus 40 (ab 40 Jahre).

Body Master Die Unterklassen sind eingeteilt nach Größe (unter oder über 175 Zentimeter) oder Alter. So gibt es etwa Junioren (bis 23 Jahre), plus 40, plus 50 und plus 60.

Men’s Physique Unter anderem knielange Shorts sind vorausgesetzt. Das Gewichtslimit ergibt sich aus: Körpergröße (in Metern) minus 100 und plus zwei Kilogramm.

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Erstellt:
29. Juli 2023, 11:30 Uhr

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