Backnangs Judokas bleiben doch erstklassig

Trotz des letzten Platzes in der Vorsaison dürfen die TSG-Männer für ihre insgesamt vierte Runde im Oberhaus planen. Das Team von Trainer Jens Holderle profitiert davon, dass sich Heidelberg/Mannheim aus der Ersten Bundesliga zurückzieht und Karlsruhe auf den Aufstieg verzichtet.

Trainer Jens Holderle (heller Pullover) und die TSG-Judokas wollen dieses Jahr endlich den ersten Erstliga-Sieg bejubeln. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Trainer Jens Holderle (heller Pullover) und die TSG-Judokas wollen dieses Jahr endlich den ersten Erstliga-Sieg bejubeln. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Mit dem Aufstieg und dem Abstieg ist es bei den Judomännern so eine Sache. Nicht immer klettert der Meister in den Fahrstuhl nach oben – und dass der Letzte wieder eine Etage runtermuss, ist auch kein Automatismus. Für beide Varianten liefert der Blick in die Historie der TSG Backnang mittlerweile einige Beispiele, obwohl alles ganz normal begonnen hat. 2003 wird die kontinuierliche Weiterentwicklung des Teams, das von Gerd Lamsfuß trainiert wird und für das Kämpfer wie Tim Lamsfuß, Daniel Strobel, Sven Albrecht oder auch Jens Holderle auf die Matte gehen, mit dem Meistertitel in der Zweiten Bundesliga gekrönt. Im Oberhaus angekommen, ist der Spaß allerdings bald vorbei. Die Mannschaft, die in weiten Teilen aus Eigengewächsen und aus Kämpfern aus der näheren Umgebung besteht, kriegt gegen die mit Stars aus dem In- und Ausland gespickten Rivalen ordentlich was auf die Mütze. Woche für Woche. Ohne Punktgewinn beenden die Murrtaler die Runde als Schlusslicht und die logische Konsequenz ist der Abstieg.

Für einige Judokas ist die trostlose Saison der Anlass, den Klub zu verlassen oder den Kampfanzug gleich ganz in den Schrank zu legen. Für die Macher lautet die Erkenntnis: Ein weiteres Erstliga-Abenteuer gibt es auf absehbare Zeit nicht, in der Zweiten Bundesliga sind wir besser aufgehoben. Die TSG wird nach dem notwendigen Umbruch und ein paar schwierigeren Jahren sogar mehrmals Meister, verzichtet aber immer auf den Aufstieg. Die Alternative, eigenen Talenten den Weg in die erste Mannschaft weitestgehend zu versperren und stattdessen mit hohem finanziellen Einsatz viele Zugänge aus nah und fern zu holen, um in der Eliteklasse konkurrenzfähig zu sein, wird verworfen.

Zweites Erstliga-Abenteuer wird mit dem Aufstieg im Jahr 2019 eingeläutet

Erst nach dem abermaligen Zweitliga-Titelgewinn im September 2019 wagten Backnangs Kämpfer den Sprung ein zweites Mal. „Wir hatten ein gewachsenes Team, das wir dann noch geschickt verstärkt haben“, erläutert Jens Holderle die damalige Entscheidung. „Wir haben uns gesagt, nun sind wir so weit.“ Die TSG rechnete sich gegen mehrere Erstligisten realistische Erfolgschancen aus, doch kurz vor dem Auftakt durchkreuzte die Coronapandemie alle Pläne. Statt der regulären Runde gab es 2020 nur ein großes Turnier, auf das die Murrtaler wegen des Ansteckungsrisikos verzichteten. Somit ging es erst im Herbst 2021 nach fast zwei Jahren wieder los. Unter ganz anderen Voraussetzungen, betont der Coach: „Die Zwangspause hat das Mannschaftsgerüst ins Wackeln gebracht.“ Verständlicherweise hätten einige Judokas in der Coronazeit neue Schwerpunkte gesetzt und ihr Trainingspensum reduziert, was sich in der auf vier strapaziöse Kampftage komprimierten Saison bemerkbar machte. Backnang ergatterte nur einen Zähler, verlor die anderen acht Duelle und blieb alleine deshalb drin, weil der Verband den Abstieg aufgrund der coronabedingten Probleme im Sinne der Vereine aussetzte.

2022 schlugen sich die TSG-Männer bereits etwas besser und holten drei Punkte, obwohl das Verletzungspech ein treuer Begleiter war. Der Wermutstropfen: Der erste Erstliga-Sieg in der Klubgeschichte ließ weiterhin auf sich warten, obwohl bei zwei von drei Unentschieden nicht viel fehlte und zudem die eine oder andere Niederlage knapp ausfiel. Mit der abschließenden 5:9-Heimpleite im Kellerduell gegen das JT Heidelberg/Mannheim rutschte Backnang auf den letzten Platz ab. War das nun der Abstieg? Nein, wieder nicht, wie sich im Nachhinein herausstellte. Die Kurpfälzer zogen sich als Vorletzter aus freien Stücken aus dem Oberhaus zurück, der Budo-Club Karlsruhe verzichtete als Zweitliga-Meister auf den Aufstieg. Damit war die TSG der erste Nachrücker und krallte sich den freien Platz nach kurzer Bedenkzeit der Verantwortlichen.

Der erste Sieg in der Südstaffel der Eliteklasse bleibt das vorrangige Ziel, auch wenn es mit dem Rückzug von Heidelberg/Mannheim nicht einfacher wird. „Das wäre ein Gegner auf Augenhöhe gewesen“, sagt Holderle, der sich derzeit um die Kaderplanung kümmert. „Wir schauen uns nach der einen oder anderen Verstärkung um“, verrät der Coach, „aber der Markt ist dünn.“ Insbesondere, wenn deutsche Judokas gesucht werden. Ein wenig Zeit bleibt allerdings noch.

Am 18. März geht es los

Die Gegner Die Südstaffel der Ersten Bundesliga zählt nur noch neun statt zehn Vereine. Die TSG bekommt es mit dem TSV Abensberg, dem TV Erlangen, dem KSV Esslingen, dem JC Leipzig, dem 1. JC Samurai Offenbach, dem JC Rüsselsheim, dem VfL Sindelfingen und dem JSV Speyer zu tun.

Der Auftakt Los geht es für Backnang am Samstag, 18. März, zu Hause gegen Rüsselsheim. Am Samstag, 23. September, endet die Runde in eigener Halle gegen Speyer.

Zum Artikel

Erstellt:
5. Januar 2023, 17:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen