Basketballer der TSG Backnang bejubeln gemeinsam den WM-Titel
Backnangs Korbjäger organisieren nach dem Halbfinalerfolg über die USA kurzfristig in der Hagenbachhalle ein Public-Viewing, bei dem knapp 40 Personen das Finale gegen Serbien an einer Leinwand mitverfolgen. Abteilungsleiter Jörg Blaetter will den größten Sieg der deutschen Basketballgeschichte nutzen, um den Sport im Murrtal weiter voran zu bringen.
Von Uwe Flegel
Jörg Blaetter hatte einen guten Riecher. Schon vor „einiger Zeit hab ich unsere stellvertretende Vorsitzende Claudia Krimmer gebeten, die Hagenbachhalle an dem Sonntag doch für uns zu reservieren“. Während es für andere bis vor wenigen Tagen noch unvorstellbar schien, so glaubte der Abteilungsleiter der Backnanger Basketballer durchaus daran, dass die deutschen Korbjäger im WM-Finale stehen. Blaetter und die TSG 1846 wollten gerüstet sein, um ein Public-Viewing zu ermöglichen.
Bei dem jubelten gestern rund 40 Personen, als Dennis Schröder und Kollegen in Manila mit einem 83:77-Finalsieg über Serbien den ersten und damit historischen WM-Titel perfekt machten. Blaetter hatte zwar gehofft, „dass vielleicht noch ein paar Leute mehr kommen“, doch auch so war er durchaus zufrieden – mit der Veranstaltung und wie die Abteilung binnen eineinhalb Tagen die Organisation gestemmt hatte. Vor allen Dingen war er aber begeistert von der Vorstellung des Nationalteams um Trainer Gordon Herbert auf den Philippinen. „Ich habe schon die ganzen Vorbereitungsspiele verfolgt und die waren bereits sehr gut. Gegen die USA lagen wir im Testspiel mit 16 Punkten vorne und erst als die Kraft ausging haben die Amis die Partie gedreht“, erzählt der TSG-Abteilungsleiter und sagt: „Für mich kommt dieser Weltmeistertitel deshalb nicht völlig überraschend. Gordon Herbert hatte von Anfang an einen Plan.“
Im Murrtal leiden, feiern und jubeln die Fans mit dem Nationalteam
Bei Blaetter und seinen Mitzuschauern gabs gestern in erster Linie eine Mischung aus Bangen, Begeisterung, Anfeuerung und Nervosität. Schließlich tat sich Deutschland zu Beginn etwas schwer, musste immer wieder sehen, dass es an den Serben um Trainerfuchs Svestislav Pesic dran blieb. Zur Halbzeit hieß es 47:47 und es blieb bis zum Schluss ein richtiger Finalkrimi.
Die Gefühlswelt der Backnanger durchlebte so ziemlich jeden Zustand. Einzig zuverlässig war, dass jeder deutsche Punkt gefeiert wurde. Zumal Schröder und Co. sich langsam aber sicher einen kleinen Vorsprung erarbeiteten. Immer öfter wurden die Fäuste erfreut geballt und als dem Münchner Isaac Bonga wieder einmal eine spektakuläre Abwehraktion gelang hielt es den einen oder anderen nicht mehr auf seinem Sitz. Erst recht als kurz danach Johannes Voigtmann einen klasse Pass auf Moritz Wagner spielte und der für eine deutsche 64:53-Führung sorgte. Nicht nur in Manila ging die Halle mit, auch im schwäbischen Murrtal ging es ab. Auch in Sachen Gefühlsschwankungen. Erst gabs ein lang gezogenes „Oooo“, dann folgte ein enttäuschtes „bst“, als Andreas Obst mit einem Dreierversuch scheiterte. Backnang fieberte mit Deutschlands neuen Sporthelden mit und mit jeder Sekunde, die von der Uhr runter lief, steigerte sich die Anspannung. Den einen oder anderen hielt es irgendwann nicht mehr auf seinem Stuhl. Im Stehen verfolgten sie die sogenannte Crunchtime und lagen sich kurz darauf jubelnd in den Armen.
Deutschland war Basketball-Weltmeister und die TSG-Korbjäger jubelten gemeinsam mit. Blaetter hatte eben ein gutes Näschen gehabt und hofft nun, dass der Erfolg seine Sportart auch im Murrtal weiter voran bringt. Wobei sich in den vergangenen Jahren ohnehin hier schon viel entwickelt hat. Sportlich zum Beispiel dank des Aufstiegs des Männerteams vor gut einem Jahr in die Landesliga und zahlenmäßig weil die TSG im Jungenbereich in allen Altersklassen und bei den Mädchen in fast allen Altersklassen Mannschaften stellt. Hinzu kommt ein nach Corona wiedergründetes Frauenteam sowie bei den Männern eine zweite und sogar dritte Mannschaft. Für den Abteilungsleiter einerseits erfreulich, andererseits aber auch ein klein wenig ein Problem, denn: „Wir haben nicht so viele Hallenzeiten, wie wir bräuchten. Deshalb gibt es in manchen Altersklassen bereits eine Art Aufnahmestopp beziehungsweise Wartelisten.“
Ungeachtet dessen wollen er und seine Mitstreiter den WM-Titel nutzen, um noch mehr Kinder und Jugendliche für Basketball zu begeistern. „Wie schon nach EM-Bronze im vergangenen Jahr werden wir an die Grundschulen gehen und erneut Werbung für uns machen.“ In der Hinsicht sind er und die Abteilung in knapp zwölf Monaten ja vielleicht schon wieder gefordert. Dann stehen die Olympischen Spiele mit Schröder und Kollegen an und lösen in Deutschland vielleicht ein weiteres Mal Begeisterung aus. Dann wäre es aber nicht mehr nur für Blaetter nicht die große Überraschung.
Gut verkauft Backnangs Basketballer fieberten am Wochenende nicht nur mit dem Nationalteam mit. Die TSG war bei einem Vorbereitungsturnier in Göppingen auch selbst im Einsatz und zeigte dort gute Leistungen. Gegen die in der Oberliga und damit eine Klasse höher spielenden Gastgeber verlor der Landesligist nur 70:75. Das Spiel um Rang drei gegen Oberliga-Neuling Croatia Hawks Stuttgart gewann die TSG klar 73:53.