EM 2024
Bellingham erklärt obszönen Jubel nach Last-Minute-Tor gegen Slowakei
Jude Bellingham bewahrt England gegen die Slowakei mit einem Tor in der Nachspielzeit vor dem Ausscheiden – und zeigt danach einen obszönen Jubel, der für Diskussionen sorgt. Der Engländer sieht sich zu einer Erklärung gezwungen. Nun ermittelt die UEFA.
Von Philip Kearney
Es läuft die 95. Minute in der Achtelfinalpartie England gegen die Slowakei bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland am Sonntagabend. Die Engländer sind keine 120 Sekunden vom Ausscheiden entfernt, als Marc Guehi einen Einwurf von Kyle Walker verlängert und Jude Bellingham per Fallrückzieher sehenswert zum späten Ausgleich trifft.
Daraufhin gibt es bei Bellingham und seinen Mitspielern kein Halten mehr. Der 21-Jährige rennt in Richtung Kurve, bleibt dann mit breiter Brust stehen und lässt sich von seinen Teamkollegen feiern. Nach ein paar Umarmungen macht er gemeinsam mit Harry Kane seinen Markenjubel, bei dem er beide Arme zur Seite ausstreckt getreu dem Motto „Hier bin ich, jubelt für mich“. Anschließend küsst er den Kopf von Kane.
Bellingham erklärt obszöne Geste
Bis dahin nichts ungewöhnliches, doch dann macht Bellingham plötzlich mehrmals eine obszöne Geste. Diese stößt in sozialen Medien auf geteilte Reaktionen. Während die einen – vor allem England-Fans – den Jubel als Ausdruck von Leidenschaft werten, gibt es andere – vor allem Nicht-England-Fans – die dem Torschützen mangelnde Professionalität oder gar Arroganz vorwerfen.
❌- An inside joke gesture towards some close friends who were at the game. Nothing but respect for how that Slovakia team played tonight. https://t.co/H8sETMkPoi — Jude Bellingham (@BellinghamJude) June 30, 2024
Die Diskussion geht auch an Bellingham offenbar nicht vorbei, denn der Torschütze meldet sich nach dem 2:1 Sieg durch ein Tor von Kane in der Verlängerung auf X (ehemals Twitter) zu Wort, um seinen polarisierenden Jubel zu erklären. Dabei zeigt er sich gelangweilt von der Diskussion und schreibt: „Eine scherzhafte Geste an einige enge Freunde, die bei dem Spiel waren.“ Um hinterherzuschieben: „Ich habe nichts als Respekt davor, wie die slowakische Mannschaft heute Abend gespielt hat.“ Diese Erklärung kauft dem Engländer jedoch nicht jeder User ab. Einige unterstellen ihm, dass dies nicht der wahre Grund für die Geste sei, sondern lediglich ein kluges Statement, das sich sein PR-Team ausgedacht habe.
Auch die UEFA ist mit der Erklärung offenbar nicht glücklich. Am Montagnachmittag kündigte der Verband Ermittlungen seiner Ethik- und Disziplinarkommission wegen eines „möglichen Verstoßes gegen die Grundregeln des guten Benehmens“ an.
Stronger together. — Jude Bellingham (@BellinghamJude) June 30, 2024
Bellingham hat sich zu den Ermittlungen (Stand: Montag, 17 Uhr) noch nicht öffentlich geäußert. Sein letzter Tweet stammt von Sonntagabend, als er sich kurze Zeit nach seinem Erklärungstweet mit den Worten „Gemeinsam stärker“ und einer England-Flagge auf X zu Wort meldete. Zudem retweetete er ein Bild mit der Bildunterschrift „Unsere Familie“ vom englischen Nationalmannschaftsaccount, das jubelnde englische Fans nach dem Ausgleich zeigt – ganz ohne obszöne Jubelgesten.
Ob sich der Real-Star an den englischen Fans ein Beispiel nimmt, wird sich frühestens am Samstag zeigen. Dann trifft England um 18 Uhr auf die Schweiz. Vorausgesetzt Bellingham darf spielen. Denn der Mittelfeldspieler könnte wegen seines Jubels nachträglich gesperrt werden.