Beste Aussichten auf einen echten Krimi
Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang sind in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga beim VfL Pfullingen gefordert. Das Duell der Schwaben war in den vergangenen Jahren meist für viel Spannung und reichlich verrückte Geschichten gut.
Von Alexander Hornauer
Dieser Vergleich hat seinen eigenen Charakter, treten die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang am Samstag (20 Uhr) doch beim VfL Pfullingen an. Das Duell zweier württembergischer Vereine, die seit vielen Jahren fast immer oberhalb der HVW-Spielklassen beheimatet sind, hat in den vergangenen Jahren einige verrückte Geschichten geschrieben. Spiele, die in Erinnerung blieben. Vielleicht auch beim Aufeinandertreffen übermorgen in der Kurt-App-Halle? Jedenfalls ist es schwer zu prognostizieren, wie das Pendel ausschlagen wird.
Fakt ist: Der HCOB reist mit einer guten Bilanz an. Die Heimspiele gegen Horkheim und Willstätt wurden gewonnen, zudem gab es ein Remis bei der HSG Hanau. Trainer Matthias Heineke sagt: „Wir sind auf jeden Fall voll drin in der Serie.“ 5:1 Punkte bilden fürs Erreichen der Zwischenrunde, was sich beide Vereine zum Ziel gesetzt haben, eine gute Ausgangsbasis. Heineke weist darauf hin, dass es in einer unter Coronabedingungen laufenden Aufstiegsserie aber auch viele Unwägbarkeiten gibt. „Deshalb wollen wir unsere aktuelle Form nutzen und am Samstag beim VfL Pfullingen punkten.“ Im besten Fall doppelt. Was durchaus mit der Qualifikation für die Zwischenrunde gleichzusetzen wäre.
Vergleich zweier Hochburgen des Handballs in Württemberg.
Die Begegnungen mit dem VfL haben in mehrfacher Hinsicht einen doppelten Reiz: Es treffen Teams aus zwei Standorten aufeinander, die schon länger durchaus zu den Hochburgen des württembergischen Handballsports zu zählen sind. Außerdem sind beide Mannschaften seit nunmehr acht Jahren regelmäßige Rivalen in Punktspielen. Eine derartige Dichte an Duellen absolvierte der Verein aus dem Murrtal in seiner jüngeren Vergangenheit mit keinem anderen Rivalen.
Und dann kommt noch die sportliche Ausgeglichenheit hinzu. Der HCOB-Trainer findet: „Das ist ein spezielles Spiel. Immer enge Ergebnisse, wechselnde Sieger, zwei Mannschaften auf Augenhöhe.“ Beide Vereine begegnen sich per se freundschaftlich, auf dem Feld wird aber von je her hart um den Sieg gerungen. „Wir brauchen viel Disziplin“, sagt Matthias Heineke, „kaum ein anderes Team bringt bewusst so viel Unruhe und Emotionen aufs Feld wie Pfullingen.“ Es gilt, mit dem richtigen Mix aus Leidenschaft und kühlem Kopf dagegenzuhalten.
Dass die Begegnung in der Kurt-App-Halle ausgetragen wird, macht die Aufgabe für Oppenweiler/Backnang nicht einfach: „Mit seinem Auftritt beim deutlichen Heimsieg gegen den TuS 04 Dansenberg hat der VfL Pfullingen allen Rivalen gezeigt, dass man eine Topleistung abrufen muss, um dort zu bestehen.“ Das Thema Heimvorteil spielt, man hatte es angesichts fehlender Zuseher eigentlich anders vermutet, statistisch betrachtet offenbar eine Rolle. Die Sportler aus dem Murrtal können zur zweiten Auswärtsfahrt aber das Selbstvertrauen mitnehmen, in den vergangenen Jahren nicht nur gut in Pfullingen gespielt, sondern auch Punkte mitgenommen zu haben.
Um das zu wiederholen, gilt es für das bislang noch unbesiegte Gästeteam vor allem, die vermeintlich einfachen Nachlässigkeiten zu vermeiden, den Gegner aber zu solchen zu zwingen. „Beide Teams können Fehler sofort bestrafen. Pfullingens erste Welle gehört zum Besten in dieser Runde“, sagt der Trainer des Spitzenreiters aus dem Murrtal, stellt das eigene Licht aber nicht unter den Scheffel. „Auch wir gehen hohes Tempo, wenn auch eher im Kollektiv der zweiten und dritten Welle.“ Seine Vermutung: „Vielleicht entscheidet am Ende derjenige die Partie für sich, der eben zwei, drei Fehler weniger macht und die bessere Abschlussquote aufweisen kann.“
Jahrzehntelang trafen sich die Handballer aus Pfullingen und Oppenweiler zwar mit großer Regelmäßigkeit zu Freundschaftsspielen oder bei Turnieren, das erste Punktspiel aber gab es erst 2010. Der TV Oppenweiler, der sich vor ein paar Jahren mit der TSG Backnang zum HC Oppenweiler/Backnang zusammenschloss, siegte damals 24:23, das Rückspiel in derselben Saison ging an Pfullingen. Im bislang letzten Vergleich gab es vor 14 Monaten ein Unentschieden – 30:30.
Personelle Querverbindungen zwischen HCOB und VfL gibt es keine. Das wird kommende Runde anders sein, dann spielt der aus Pfullingen stammende Luis Villgrattner für die Murrtaler. Sein Vater Michael ist als Torwarttrainer des VfL-Drittliga-Teams dabei.
Im zweiten Anlauf soll es klappen: Markus Kauth (Taufkirchen) und Andre Kolb (Augsburg) waren schon fürs HCOB-Heimspiel gegen Willstätt als Schiedsrichter eingeplant, am Tag vor der Partie wurde umbesetzt.
Das Streaming-Portal Sportdeutschland.TV überträgt die Partie. Wer zuschauen möchte, braucht ein Tagesticket zu 4,50 Euro.