Bloß keine Panik beim BVB
Nach dem 0:0 gegen Schlusslicht Nürnberg bemüht sich Borussia Dortmund um Normalität
Dortmund /SID - Krise? Welche Krise? Lucien Favre behielt auch nach dem fünften Pflichtspiel in Serie ohne Sieg einen kühlen Kopf. Aus im Pokal, drohender K. o. in der Champions League und ein Durchhänger in der Bundesliga – ob sich Borussia Dortmunds Trainer keine Sorgen mache?
„Nie“, sagte Chefcoach Favre nach dem reichlich enttäuschenden 0:0 beim Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Nürnberg stoisch und emotionslos. Stattdessen machten die Verantwortlichen des Spitzenreiters freudige Miene zum traurigen Spiel, obwohl sich Bayern München im Titelkampf nun in Schlagdistanz zu den Dortmundern befindet. „In so einer Saison gibt es Phasen, in denen es mal nicht so rund läuft und es auch mal einen kleinen Knick gibt“, sagte Sebastian Kehl, Chef der Lizenzspielerabteilung.
Nach dem unnötigen Ausrutscher beim Club bat Kehl um eine „realistische Einschätzung der Saison“. Man dürfe schließlich nicht vergessen, aus welcher Situation der BVB komme: „Wir haben eine sehr junge Mannschaft und einen extrem positiven Lauf gehabt.“ Inzwischen befinden sich die Dortmunder allerdings inmitten einer kapitalen Durststrecke, die (aus Dortmunder Sicht unnötige) Spannung ins Meisterrennen bringt. Der Vorsprung auf den FC Bayern schrumpfte von neun auf nur noch drei Punkte.
„Ein Stückchen näher“, twitterte der Rekordmeister von der Isar ein klein wenig hämisch. Ob die Dortmunder ob der neuen Konstellation nervös werden? „Wir sind noch immer selbstbewusst, da gibt es keine Probleme“, sagte Mittelfeldregisseur Axel Witsel, „jede Topmannschaft kann mal solche Phasen haben.“ Die Offensive der Dortmunder hat zuletzt den Glanz vergangener Monate verloren, zwei Spiele wartet der beste Angriff der Liga bereits auf ein Tor.
Gegen äußerst defensive Nürnberger – wer sollte ihnen diese Taktik auch verübeln – fehlte die nötige Kreativität, der verletzte Kapitän Marco Reus wurde abermals schmerzlich vermisst. Seinen Ausfall über „einen längeren Zeitraum zu kompensieren“ sei extrem schwer, sagte Sebastian Kehl. Zwar sorgte Mario Götze für einige Lichtblicke, ein Erfolgserlebnis blieb dem 2014er-Weltmeister aber verwehrt.
„Das ist definitiv zu wenig“, ärgerte sich der Stürmer später vor den Fernsehkameras, Torhüter Roman Bürki pflichtete ihm bei: „Uns fehlt einfach die Durchschlagskraft.“ Den Dortmundern bleiben ganze fünf Tage, um kräftig an den richtigen Schrauben für das Spitzenspiel an diesem Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen Bayer Leverkusen zu drehen. Die Mannschaft des ehemaligen BVB-Trainers Peter Bosz zeigte sich in der jüngsten Vergangenheit in blendender Verfassung und feierte zuletzt in der Bundesliga vier Siege in Serie.
BVB-Lizenzspielerabteilungsleiter Kehl bleibt dennoch optimistisch: „Ich habe keine Angst vor dem Spiel. Wir haben zu Hause gegen Leverkusen in der Regel immer gut ausgesehen.“ Jedoch kenne Bosz das Stadion, „sie werden mit breiter Brust anreisen“. Die offensive Spielanlage der Werkself vom Rhein sollte dem Tabellenführer allerdings entgegenkommen, „wenn es mehr Räume gibt, haben wir gezeigt, dass wir diese auch nutzen können“, sagte Kehl. Aber: In den letzten drei Begegnungen gegen spielstarke Gegner kassierte der Ballspielverein Borussia insgesamt neun Gegentore. Die Dortmunder üben sich in Zweckoptimismus, im Wissen, dass eine Leistungssteigerung erfolgen muss. Für Kehl ist klar: „Wir bewahren die Ruhe, egal was in den nächsten Tagen medial passiert.“