Dart begeistert auch Kinder und Jugendliche

Die Schnuppertage der Rems-Murr-Dartliga werden sehr gut angenommen. Bei der Veranstaltung des 1. DC Aspach haben 16 Mädchen und Jungen ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Unterstützung bekommen sie von erfahrenen Spielern wie Europameister Holger Steck.

Jannik Lindemann (beim Wurf) gehört zu den großen Hoffnungen der Rems-Murr-Dartliga. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Jannik Lindemann (beim Wurf) gehört zu den großen Hoffnungen der Rems-Murr-Dartliga. Foto: Tobias Sellmaier

Von Andreas Ziegele

Dass Dart ein Sport ist, stellt mittlerweile niemand mehr infrage. Insbesondere die Dart-Weltmeisterschaft rund um die Weihnachtsfeiertage im legendären Londoner Ally Pally fesselt Millionen Zuschauer. Aber noch immer haftet dem Sport das Image von verrauchten Kneipen und Bier trinkenden Männern an. Gegen dieses Image wehrt sich die Rems-Murr-Dartliga und zeigt, dass es auch anders geht.

Es ist nicht einfach zu finden, das Vereinsheim des 1. DC Aspach in der Backnanger Eugen-Adolff-Straße. Etwas versteckt liegt es im Keller eines Gebäudekomplexes, aber schon auf der Treppe ist ein Stimmenwirrwarr von Kindern und Jugendlichen zu vernehmen. 16 Mädchen und Jungen sind zum Schnuppertag der Rems-Murr-Dartliga (RMDL) gekommen. Es ist ein Trainingstag mit Ranglistenturnier. Das erste Vorurteil ist gleich widerlegt: Niemand raucht und die begleitenden Erwachsenen trinken auch kein Bier. Die Atmosphäre wirkt ungezwungen und fast schon familiär. Man fühlt sich sofort aufgenommen in diesem Kreis der Dartspieler, die Geselligkeit suchen.

An den sechs elektronischen Dartautomaten geht es inzwischen richtig zur Sache. Die Spieler sind zwischen sechs und 15 Jahre alt. Das Verhältnis Mädchen und Jungen ist nahezu ausgeglichen. Gespielt wird Highscore, bei dem es das Ziel ist, nach sieben vorher eingestellten Runden mit drei Pfeilen die meisten Punkte zu erzielen. Wer zwei Spiele gewonnen hat, qualifiziert sich für die nächste Begegnung. Aber auch der Verlierer darf in einer Trostrunde noch mal ran. „Im Erwachsenbereich und auch besser bekannt sind die sogenannten 01-Spiele“, erklärt der Vorstand der RMDL, Holger Steck. „Hierbei muss von einem Anfangsscore von beispielsweise 501 möglichst schnell der Score 0 erreicht werden.“ Geworfen wird mit Plastikpfeilen, die ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko haben als die Metallpfeile, mit denen die Jugendlichen dann später werfen. Aber egal welche Spielart gewählt wird, es ist die Konzentration auf sich selbst, die eine wichtige Eigenschaft dieses Sports ist.

Eine Steighilfe oder Gegner helfen

Holger Steck, im Jahr 2000 Europameister im E-Dart und langjähriger baden-württembergischer Ranglistenerster im Steeldart, unterstützt, wo immer es geht. „Die gegenseitige Hilfe auch von den Spielern ist eine der Besonderheiten des Dartsports und wird von uns auch von Anfang an so vermittelt“, erklärt der 55-Jährige, der seit 33 Jahren mit dem Dartsport verbunden ist. Dass Hilfe großgeschrieben wird, sieht man dann auch. Nicht alle haben schon die Körpergröße, dass sie ihre geworfenen Pfeile selbst aus der Dartscheibe ziehen können. Da hilft entweder eine kleine Steighilfe oder aber der Gegner. In diesem Fall der hochgewachsene 13-jährige Jannik Lindemann aus Rudersberg, der seiner deutlich kleineren Gegnerin die Pfeile zum nächsten Wurf reicht.

Jannik ist auch die große Hoffnung der Rems-Murr-Dartliga. „Er ist der neue Phil Taylor“, sagt einer aus dem Publikum über ihn. Taylor ist mit 16 Weltmeistertiteln der erfolgreichste Spieler dieses Sports. Jannik sieht das alles gelassen: „Ich gebe mein Bestes und habe den Ehrgeiz, immer besser zu werden.“ Einen Nickname, der im Dartsport bei den Stars üblich ist, hat er (noch) nicht. Im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Dartsport und wäre in der Lage, bei Turnieren von Erwachsenen mitzuhalten.

Aber da gibt es ja noch die Sache mit dem Rauchen. „Die Turniere werden nach wie vor ohne ein Rauchverbot veranstaltet und oft kann man hier die Luft schneiden“, sagt Holger Steck und ergänzt: „Damit ist es Jannik nicht möglich teilzunehmen, weil er in seinem Alter keinen Zutritt zu solchen Räumlichkeiten hat.“ An dem Thema Rauchverbot arbeitet nicht nur die RMDL, sondern auch der 1. DC Aspach. „Aber uns sind da die Hände gebunden, das muss vom Verband kommen“, sagt Claus Güllich, Jugendwart des Aspacher Dartvereins. Zumindest beim Steeldart, bei dem die Pfeile Metallspitzen haben, gibt es, anders als beim E-Dart, bereits ein Alkohol- und Rauchverbot. Allerdings haben laut Holger Steck schon einige Klubs in ihren Vereinsheimen bereits ein Rauchverbot ausgesprochen.

Auch die siebenjährige Jana Schneider aus Waldrems ist mit Eifer bei der Sache und gewinnt auch schon mal gegen deutlich ältere Spieler. Sie ist mit ihren Geschwistern und ihrem Vater gekommen und alle sind vom Dart begeistert. Allerdings sind die Einschätzungen bezüglich des Trainingsfleißes zwischen dem Vater, der die Geburtsdaten seiner Kinder als Tattoo mit Dartpfeilen auf seinem Unterarm trägt, und seiner Tochter recht unterschiedlich. „Jana spielt erst seit einem Vierteljahr und ist leider etwas trainingsfaul“, meint der Vater. Die Tochter sieht das anders: „Wenn Papa sagt, ich soll am Dartautomaten üben, dann mache ich das.“ Bei einem ist sie sich sicher: „Ich bin besser als Papa.“ Der spielt einige Jahre länger und nimmt die Aussage mit einem Schmunzeln zur Kenntnis.

Am Ende sind dann alle glücklich und zufrieden, ob Sieger oder Verlierer. Eine Medaille erhalten alle und darüber hinaus gibt es noch Sachpreise. Weitere Schnuppertage stehen an und jeder Teilnehmer ist willkommen. „Auch wenn jemand keine Pfeile hat, kann er bei uns mitspielen. Die bekommt er dann von uns geschenkt“, sagt Holger Steck. Seine Frau Diana und er werden nicht müde, den Dartsport auch für junge Menschen interessant zu machen.

Rems-Murr-Dartliga

Umfang Die Rems-Murr-Dartliga stellt die Spielklassen von der C-Liga bis zur Bezirksliga sicher. Eigentlich beschränkt sich die RMDL auf den Rems-Murr-Kreis, allerdings sind auch Mannschaften aus dem Landkreis Ludwigsburg und dem Ostalbkreis am Start.

Gründung Die RMDL wurde gegründet vom Vater von Holger Steck, der sich auch selbst Gründungsmitglied nennen darf. Die Coronapandemie hat der RMDL zugesetzt: Waren es vor der Pandemie noch knapp 120 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilgenommen haben, sind nunmehr nur noch rund 60 Teams übrig geblieben.

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Erstellt:
3. November 2022, 11:30 Uhr

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