TSG Backnang: David Pfeiffer muss gehen

Nach dem Abrutschen auf den vorletzten Platz der Fußball-Oberliga trennt sich der Verein aus den Etzwiesen von ihrem Trainer. Der 39-Jährige hat im Murrtal erst diesen Sommer den Posten übernommen und war dazu auserkoren, beim Vorjahresdritten den schwierigen Umbruch zu gestalten.

Abgang nach wenigen Monaten für David Pfeiffer. Nach nur 11 Punkten aus 13 Spielen entließ die TSG den 39-Jährigen. Foto: Tobias Sellmaier

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Abgang nach wenigen Monaten für David Pfeiffer. Nach nur 11 Punkten aus 13 Spielen entließ die TSG den 39-Jährigen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Uwe Flegel

Backnangs Fußball-Oberligist hat die Reißleine gezogen und sich von Trainer David Pfeiffer getrennt. Die Bilanz von 11 Punkten nach 13 Spielen und der damit verbundene vorletzte Platz sind der TSG zu schlecht. „Wir haben bis zuletzt auf den gemeinsamen Turnaround mit ihm gehofft“, bedauert der Sportliche Leiter Marc Erdmann und Sportvorstand Joachim Pfisterer ergänzt: „Das war keine einfache Entscheidung und ich werde die Mannschaft in die Pflicht nehmen, um endlich die nötigen Ergebnisse zu erzielen.“ Am besten bereits kommenden Samstag, wenn ab 14 Uhr das Heimspiel gegen Aufsteiger Hollenbach ansteht. Auf der Trainerbank das Sagen hat dann ein Interimsduo, das aus dem bisherigen Co-Trainer Isaak Avramidis und Ex-Kapitän Oguzhan Biyik besteht.

Schwere Aufgabe nach einem Aderlass im Sommer

Gerade mal ein halbes Jahr ist es her, als der Verein aus den Etzwiesen den Rektor einer Heilbronner Grundschule vorstellte. Der 39-Jährige war dazu auserkoren worden, das Erbe von Mario Marinic anzutreten. Schwer genug, hatte Marinic doch mit der TSG völlig überraschend Rang drei belegt und war nach zehn Jahren in den Etzwiesen eine Art Legende. Auch weil er vergangene Saison als 37-Jähriger mit 25 Treffern immer noch bester Torschütze war. Der zum Verbandsligisten Fellbach wechselnde Spielertrainer war aber nur einer von mehreren hochkarätigen Abgängen. Auch die Zwillingsbrüder Loris und Leon Maier, Niklas Pollex, Elias Rahn sowie Kapitän Oguzhan Biyik verließen Backnang oder beendeten wie der Spielführer die Karriere, um auf die Funktionärsebene zu wechseln.

Der entlassene Pfeiffer hatte auf ein wenig mehr Geduld gehofft

Pfeiffer sollte den Umbruch lenken und sagt nun: „Unter dem Strich stehen zu wenig Punkte.“ Dazu seien zuletzt beim 0:4 daheim gegen Ravensburg und beim 2:4 in Mutschelbach zwei schwache Leistungen in Folge gekommen, so der in Brackenheim wohnende Inhaber der Trainer-A-Lizenz. Er weiß: „Für solche Auftritte trage ich die Verantwortung.“ Deshalb will er nicht groß auf einzelne Probleme eingehen. Er klagt auch nicht wegen des Ausfalls von Führungsspielern wie Torwart Marcel Knauß oder Abwehrchef Michl Bauer. Und der Anmerkung, dass die einst dicht haltende Viererkette mittlerweile immer wieder arg löchrig wirkt, entgegnet er: „Wenn’s nicht funktioniert, steht der Trainer in der Verantwortung.“ Überhaupt: „In so einer Gruppe hat einer die Verantwortung. Das war ich.“ Pfeiffer sagt aber auch: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir die Vorrunde noch zusammen machen und dann gemeinsam Bilanz ziehen.“ Denn mit Hollenbach, Neckarsulm, Offenburg und Rielasingen warten noch Gegner, die in ähnlichen Tabellengefilden wie der Vorletzte Backnang zu finden sind. Zudem steht am 1. November noch das Achtelfinale im WFV-Pokal beim Landesligisten FV Weiler an. Völlig verkorkst ist die TSG-Saison also nicht.

Besorgniserregende Tabellensituation und Leistungen

Das weiß Marc Erdmann, blickt aber vor allem auf die Oberliga. Und da sind „die jüngsten Ergebnisse, die aktuelle Tabellensituation, aber auch die Leistungen zuletzt sehr besorgniserregend.“ Der Mannschaft fehle Kontinuität und Stabilität, urteilt der 51-Jährige und nennt als Beispiel die Zahl von bereits 33 Gegentoren. Damit hat die TSG die schlechteste Abwehr der Liga. „Dabei haben wir in der Defensive fast das gleiche Personal wie in der Vorsaison“. Erdmann erklärt, dass in den vergangenen Tagen die Situation intensiv analysiert und viele Gespräche geführt wurden – auch mit einigen Führungsspielern. An der Qualität des Kaders liegt es seiner Meinung nach nicht, das „haben einzelne Spiele und auch Spielphasen gezeigt“. Der sportliche Leiter denkt dabei zum Beispiel ans 1:1 bei Spitzenreiter Stuttgarter Kickers, an die knappe 1:2-Derbyniederlage gegen den Tabellenzweiten Großaspach oder auch ans 4:1 vor zweieinhalb Wochen in Oberachern. Ein Spiel, über das David Pfeiffer sagt: „Da habe ich gedacht, das ist der Wendepunkt.“ War es nicht, wie Ravensburg und Mutschelbach zeigten. Zwei Spiele, nach denen sich die TSG fürs Handeln entschied. „Für uns stehen jetzt wegweisende Spiele an. Der Verein und das Ziel Klassenverbleib stehen über allem“, so der sportliche Leiter. Er fordert: „Wir müssen versuchen, am Ende der Vorrunde annähernd 20 Punkte zu haben.“

Interimslösung Avramidis und Biyik sollen Team auf Vordermann bringen

Das Team auf Vordermann bringen sollen nun zwei, die Spieler und Verein bestens kennen: Isaak Avramidis und Oguzhan Biyik. Pfisterer sagt zu der Interimslösung: „Von der Qualität der beiden bin ich überzeugt.“ Trotzdem sollen sie möglichst zügig wieder ihre eigentlichen Aufgaben als Co-Trainer und im Teammanagement einnehmen. Das kann aber noch dauern, erzählt Pfisterer doch: „Wir begeben uns jetzt auf Trainersuche und sondieren den Markt.“

Kommentar
Das Problem bleibt

Von Uwe Flegel

Völlig überraschend kommt die Entscheidung nicht. David Pfeiffer hatte bei der TSG von Anfang an keinen einfachen Stand. Bereits nach dem 1:4 zum Auftakt gegen Göppingen kamen erste kritische Stimmen auf. Weshalb, wussten selbst die nicht so recht, die meckerten. Vielleicht weil der völlig unerwartete dritte Rang der Vorsaison die eine oder andere Erwartungen geweckt hatte, die dieser neue Kader nicht erfüllen kann. Die Vereinsverantwortlichen wissen das – und haben nun doch gehandelt. Der Trainer ist weg. Wieder mal wird das schwächste Glied ersetzt. Der schwächelnde Kader aber ist weiterhin der gleiche. Das größte Problem bleibt – egal wie der nächste Trainer heißt.

u.flegel@bkz.de

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Erstellt:
17. Oktober 2022, 20:40 Uhr

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