Den hohen Zielen folgen große Taten
Aufstiegsgeschichten: Nach 17 Jahren feiern Weissachs Handballer wieder einen Titelgewinn und spielen künftig Kreisliga A
Die Ansprüche waren hoch, die Taten groß und der Jubel riesig, nachdem die Handballer der SG Weissach den Sprung in die Kreisliga A geschafft hatten. Vor der Saison als Ziel klar benannt, erreichten Spielertrainer Marco Dutenstädter und seine Mitstreiter die Vorgabe recht problemlos und sicherten sich den Titel in der Kreisliga B vor Oberriexingen.

© Tobias Sellmaier
Bejubelten die Meisterschaft in der Kreisliga B und den Aufstieg (von links): Die SGW-Handballer Julian Göhner, Markus Kaumeyer, Maxi Voigt, Christian Knoll, Joscha Siegel, Marco Pfauser, Julius Watzek, Fabrice Weirich, Sven Ilse, Spielertrainer Marco Dutenstädter, Manuel Nick, Benedikt Pollak, Maximilian Hirth, Michael Wertenauer, Joey Barkaszi und Craig Tigges. Foto: T. Sellmaier
Von Uwe Flegel
Eine sportliche Vita bei höherklassigen Amateurklubs wie dem TV Oppenweiler, dem TSV Weinsberg und dem SKV Oberstenfeld hatte Marco Dutenstädter auf dem Buckel, als er vor drei Jahren bei der SGW ans Ruder kam. Nun geht’s mit dem kleinsten und einzigen noch eigenständigen von gerade mal drei Handballvereinen in der Backnanger Bucht hoch in die Kreisliga A. Ein Erfolg, der für riesige Freude im Täle sorgte. Denn: „Das ist bei uns der erste Aufstieg seit 17 Jahren“, wie Dutenstädter von den Altvorderen erfahren hat. Mehr als Bezirksklasse ging in Weissach aber nie.
Für den Spielertrainer und seine Mitstreiter ist der Titelgewinn allerdings keine Überraschung, sondern die Bestätigung dessen, was sie sich vor der Runde erhofft hatten. Mit dem Aufstieg wurde nicht mehr und nicht weniger als das Saisonziel erreicht. „Nach der Hinrunde war mir klar, dass wir das schaffen, wenn sich keiner verletzt“, bestätigt der Coach, der sich sicher ist: „Die Mannschaft hätte es vom Können her schon früher schaffen können.“ Allerdings schwächelten die Weissacher in der Vergangenheit vor allem in der Fremde. „Ein Kopfproblem“, nennt der 32-Jährige die miese Auswärtsbilanz von einst. Daheim im Bize war die SGW schon lange eine Macht. „Zu Hause haben wir für Kreisliga-B-Verhältnisse immer viel Zuschauer, das pusht, gibt Sicherheit und Stabilität.“
Diese Runde ließ sich die SGW auch auswärts nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen. Ein Baustein dafür: Die Zugänge. Dutenstädter selbst, der vergangene Saison noch einmal beim Württembergligisten Alfdorf-Lorch als Spieler am Ball und in Weissach nur Trainer war, mischte im Täle auch auf dem Platz wieder richtig mit. Mit dem 40-jährigen Craig Tigges wurde ein Torwart reaktiviert, der Erfahrung aus höheren Ligen und aus dem einen oder anderen Einsatz im englischen Nationalteam mitbrachte. Und mit Maximilian Hirth kam aus der Jugend des HC Oppenweiler/Backnang ein Rückraumspieler, der sich im Aktivenbereich sofort zurechtfand. Insgesamt war es eine gute Mischung aus Talent und Routine, ein Meistermix, der nur zwei von 16 Begegnungen verlor und einmal mit einem Unentschieden zufrieden sein musste. Drei Punkte hatte die Täles-Crew am Ende Vorsprung auf den Tabellenzweiten TSV Oberriexingen und durfte schon frühzeitig jubeln.
Für Marco Dutenstädter ist der Erfolg kein Produkt des Zufalls. „Wir versuchen im Verein, im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas zu tun“, erzählt der Coach. Als Beispiel nennt er Markus Kaumeyer, der wohl der einzige Lauftrainer der Liga sei. Oder die Tatsache, dass seine Spieler die Möglichkeit haben, in einem Fitnessstudio zu trainieren. „Das machen wir jetzt schon wieder.“ Nach der Saison ist auch in der Kreisliga vor der Saison.
Was die neue Runde und die höhere Spielklasse anbelangt, ist der Spielertrainer durchaus zuversichtlich. Zwar gibt es bislang keinen Zugang von außen, doch „wir haben auch keinen Abgang und das ist bereits ein Erfolg“, sagt der Trainer, der allerdings noch hofft, dass sich vielleicht die eine oder andere Verstärkung bei der SGW einfindet. An wen er dabei denkt? „An Spieler aus der Region, die sich woanders hinten anstellen müssen, sehen, dass wir gerade eine positive Entwicklung nehmen und hoffen, dass sie bei uns eine gute Rolle übernehmen können.“ So wie Maximilian Hirth, der keine Lust hatte, beim HCOB die vierte oder gar fünfte Geige zu spielen.
Doch auch wenn niemand mehr dazukommt, dann blickt Marco Dutenstädter durchaus zuversichtlich der neuen Herausforderung seiner Weissacher entgegen: „Wenn alle Spieler gesund bleiben und die Verletzten wie Torwart Benedikt Pollak und Michael Wertenauer zurückkommen, dann können wir in der ersten Tabellenhälfte mitspielen.“ Ein ehrgeiziges Ziel. Doch wie ein solches erreicht wird, das weiß die SGW nun ja. Auch wenn sie 17 Jahre darauf warten musste.