Der Ärger der unverzichtbaren kroatischen Seele

Kroatien verliert überraschend gegen Brasilien – trotz Taktgeber Duvnjak

WM-Hauptrunde - Kroatien hat herausragende Spieler in seinen Reihen. Aber einzig Domagoj Duvnjak sollte nie ausfallen.

Köln Domagoj Duvnajk stemmte die Hände auf die Knie und blickte enttäuscht zu Boden. Am Sonntag unterlag die kroatische Handball-Nationalmannschaft gegen Brasilien mit 26:29 (13:17). „Wir haben schlecht gespielt. Brasilien ist gefährlich, aber die Niederlage ist auch für uns eine Überraschung“, sagte Duvnjak.

Die Kroaten erwischten einen Tag zum Vergessen. Auch Duvnajk spielte weit unter Form, leistete sich ungewöhnlich viele Fehler. Doch der Kapitän stemmte sich als einer der wenigen gegen die Niederlage. Für Nationalmannschaftskollege Kresimir Kozina von Frisch Auf Göppingen ist das keine Überraschung: „Dule hat ein so unglaublich großes Herz, er hat überall blaue Flecken, weil er immer dahin geht, wo es wehtut. Doch mit dem Anpfiff des nächsten Spiels ist er wieder ein neuer Mann.“

Das klingt wie eine Drohung. Denn das nächste Spiel der Kroaten steigt an diesem Montag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Deutschland. Der Ausgang des Hauptrunden-Knallers wird wesentlich von einer Frage abhängen: Wie lange hält Duvnjak durch? Der 30-Jährige („gegen Deutschland wird es brutal schwer“) ist ja nicht nur das kämpferische Vorbild im Team, der unangefochtene Anführer und „der Coach auf dem Spielfeld“ (Kozina). Er ist auch die Seele des kroatischen Spiels.

Aber wie lange hält Duvnjak durch? Eigentlich ist er ein Typ, der nur schwer Nein sagen kann. Als bei der Heim-EM im vergangenen Jahr in Kroatien der Dienst am Vaterland rief, meldete er sich fit. Dabei hatte er noch mit den Nachwirkungen einer Knie-OP zu kämpfen und war alles andere als austrainiert. Die Folge: Schon in der Vorrunde humpelte das Rückraumass mit einer Wadenverletzung vom Feld.

Deshalb versichert der 1,97-Meter-Mann nun, seine Kräfte besser einzuteilen: „Ich bin keine 20 mehr. Ich werde also nicht ständig 60 Minuten durchspielen.“ Damit das hehre Vorhaben auch umgesetzt wird, gab es vor dem Spiel gegen Brasilien auch einen Wechsel im Kader: Für Kozina (einer von drei Kreisläufern im Team) nominierte Trainer Lino Cervar (68) den Rückraumspieler Ivan Sliskovic (27) nach, den Mannschaftskollegen von Kozina bei Frisch Auf. Doch Sliskovic konnte gegen Brasilien keine Akzente setzen. Vielleicht holt Cervar für die Partie gegen Deutschland wieder den kampfstarken Kozina ins Team. Der sieht den Personal-Poker gelassen: „Es ist keine Zeit für Egoismen.“ Schließlich geht es darum, Dule Duvnjak zu entlasten, den einzig Unverzichtbaren im Team der Kroaten.

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Erstellt:
21. Januar 2019, 16:11 Uhr

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