Olympia-Kolumne aus Paris
Der Reporter auf dem Weg zum Olympiasieg – im Gehen
Als Olympiareporter fährt man Bus und Bahn – aber: Man läuft auch ziemlich viel. Weshalb das Gehen unsere bevorzugte Disziplin geworden ist.
Von Dirk Preiß
Wir haben an dieser Stelle ja schon das eine oder andere Mal über das Wetter in Paris berichtet. Wir wollten das daher eigentlich nicht mehr wiederholen – aber dann waren wir am Donnerstagabend auf dem Weg von der Turn-Arena in Bercy zurück in unser Quartier in La Défense. Das ist im Grunde nichts Besonderes, weil die Verbindung perfekt passt. Die Metrolinie 1 befährt unsere persönliche olympische Stammstrecke von Ost nach West, danach sind es nur noch ein paar Hundert Meter bis in die Unterkunft. Alles kein großes Ding. Und mittlerweile Gewohnheit.
Als wir jedoch diesmal an der Endstation dem Untergrund entstiegen, kamen uns Menschen entgegen, die aussahen, als wären sie als Amphibien-gleiche Wesen gerade erst der Seine entstiegen. Gut, dachten wir, die kommen ja auch alle aus der Arena La Défense, der Schwimmhalle der Olympischen Spiele. Dann jedoch fiel uns ein: Dort waren sie ja nur Zuschauer gewesen auf der trockenen Tribüne. Da dämmerte uns: Der restliche Weg nach Hause könnte zu einer mal wieder feuchten Angelegenheit werden.
Wurde er auch.
Von einer willkommenen Abkühlung zu sprechen – so weit wollen wir hier nicht gehen. Wobei: Gehen ist ein gutes Stichwort. Wir sehen ja bei den Olympischen Spielen so einige Sportarten – und ertappen uns immer mal wieder bei dem Gedanken: „In welcher wären wir mit ein bisschen Training selbst eigentlich gut?“
Nun ist es so, dass unsereins in den vergangenen Jahren die Bewegung auf dem Fahrrad schätzen gelernt hat. Als wir am vergangenen Montag aber gesehen haben, was die Jungs im Sattel des olympischen Mountainbikerennens geleistet haben, scheidet diese Sportart leider aus. Wir waren seitdem noch weitere Tage in Paris unterwegs, haben viel erlebt – und nun wissen wir: Gehen! Das ist es!
Die Wege in Paris sind lang
Zwar haben wir uns bei Ansicht des 20-Kilometerrennens durchaus Sorgen um unsere leicht lädierte Hüfte gemacht. Dafür aber haben wir seit der Ankunft in Paris vor zwölf Tagen schon ordentlich Trainingskilometer gesammelt. Das mediale Transportsystem, so haben sie es uns vor Beginn der Spiele ja gesagt, ist ausgelegt auf einen Mix aus speziellem Busservice zu den Veranstaltungsorten und dem öffentlichen Nahverkehr. Was keiner gesagt hat: dass die Fuß-Arbeit einen nicht unerheblichen Teil des Ganzen darstellt.
Weil der moderne Sport ja datengetrieben ist, wissen auch wir nun: Wir laufen hier bislang mindestens einen gepflegten 20 000-er Schnitt – mit deutlicher Tendenz zu 25 000 Schritten täglich. Wir glauben: Das ist der höchste seit Beginn der Datenaufzeichnungen. Wir können uns aber auch täuschen.
Sicher ist dagegen: Die Wege durch Paris sind lang – die unter Paris übrigens auch. Von Metrolinie zu Metrolinie fühlen wir uns manchmal wie im Eurotunnel. Und richtig trocken ist es da auch nicht.
Von oben kommt zwar nix an Nässe. Aber auch die Disziplin Gehen kann, das ist uns inzwischen klargeworden, eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit sein.