Die beste Etzwiesenelf seit Jahrzehnten

Joachim Pfisterer und Marc Erdmann blicken mit großer Zufriedenheit auf das bisher Geleistete der Backnanger Oberliga-Fußballer. Nun hoffen die Vorstandsmitglieder, dass die TSG in der Rückrunde trotz großer Personalnot daran anknüpft und die Stadt den Verein besser unterstützt.

Sind zufrieden und werden trotzdem von der einen oder anderen Sorge geplagt: Joachim Pfisterer (links) und Marc Erdmann. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Sind zufrieden und werden trotzdem von der einen oder anderen Sorge geplagt: Joachim Pfisterer (links) und Marc Erdmann. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Eigentlich ist die Frage fast schon unnötig. Zumindest drücken das die Mienen von Marc Erdmann und Joachim Pfisterer aus, als sie antworten: „Selbstverständlich waren wir mit der Vorrunde zufrieden.“ Platz vier ist deutlich besser als das, was sich das für die Oberliga-Fußballer zuständige Vorstandsmitglied und der Vorstandssprecher der TSG Backnang vor der Saison vorgestellt haben. Nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, war das einzige Ziel. Bevor die Etzwiesenelf nun am Samstag ab 14 Uhr mit dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten FV Lörrach-Brombach in die Rückrunde startet, will Erdmann deshalb „ein Auge nach hinten haben“. Denn sollte es im Sommer tatsächlich sieben Absteiger geben, dann hat die Mannschaft aus dem Murrtal lediglich sieben Punkte Vorsprung und die TSG-Funktionäre warnen: „Das Tabellenbild ist schon etwas trügerisch.“

Völlig klar ist für das Duo allerdings: „Was Mario Marinic und sein Team bis Weihnachten geleistet haben, das ist das beste halbe Jahr für unseren Verein seit vielen Jahrzehnten.“ Dabei, so Pfisterer, „haben wir phasenweise mit unserem letzten Aufgebot gespielt“. So wie auch morgen zum Beispiel, wenn es gegen den Tabellenletzten von der Grenze zur Schweiz vor allem in der Defensive klemmt. Denn nachdem sich im Testspiel gegen den nordbadischen Verbandsligisten VfB Eppingen nun auch noch Patrick Tichy eine Knieverletzung zuzog, bleibt von den vier gelernten Innenverteidigern im Kader nur noch Thomas Doser übrig. Marc Bitzer sowie eben Tichy sind wie auch Kapitän und Mittelfeldorganisator Oguzhan Biyik zumindest für die nächsten Wochen raus. Und Michl Bauer ist nach seinem Kreuzbandriss zu Saisonbeginn zwar schon erstaunlich weit und phasenweise wieder im Mannschaftstraining, doch da sagen die Vereinsverantwortlichen: „Ihn muss man eher bremsen, aber bis zum Frühjahr könnte er ein Thema werden.“

Trotz vieler Ausfälle plant die TSG nicht, noch weitere Spieler zu verpflichten

Personell nachgelegt wird trotz des langfristigen Ausfalls vieler wichtiger Spieler wohl nicht. Es sei besser, darauf zu hoffen, dass sich die Elf erfolgreich durchkämpft, bis der eine oder andere Verletzte vielleicht in fünf, sechs Wochen zurück ist, darin sind sich Erdmann und Backnangs Vorstandssprecher einig. Auch weil die Personalnot zum einen fast nur die Defensive betrifft und zum anderen, „weil wir in der Vorrunde ähnliche Probleme hatten und ihnen getrotzt haben“. Marc Erdmann sagt dazu: „Das spricht für die Breite in unserem Aufgebot.“ Ohnehin, so der 50-Jährige, „hatten wir noch nie einen so starken Kader“.

Geht es nach den beiden Vorstandsmitgliedern, dann soll sich das trotz all der Schwierigkeiten in den beiden nun nacheinander anstehenden Heimspielen gegen Lörrach und am Samstag drauf gegen Oberachern zeigen. „Ein guter Start ist sehr wichtig. Wir müssen einfach versuchen, aus diesen Partien das Maximale rauszuholen“, erklärt Erdmann. Dann würde er den anschließenden Aufgaben gegen die Stuttgarter Kickers, in Nöttingen, gegen Walldorf II, in Freiberg und gegen Reutlingen wesentlich entspannter entgegenblicken. Deshalb sagt er zur Verletzungsmisere: „In Mitleid zu sterben, bringt uns nicht weiter.“ Kämpfen und Gas geben ist angesagt.

Wobei das nicht nur fürs Oberliga-Team, sondern für den ganzen Verein gilt. Denn auch wenn Mario Marinic und seine Mitstreiter bisher für viel Glanz gesorgt haben, ist der Verein aus den Etzwiesen in anderen Bereichen einstiger Stärke doch durchaus hinterher. „Wir sind auf einem guten Weg, wissen aber, dass wir die Talsohle gerade erst durchschritten haben“, sagt Vorstandssprecher Pfisterer zum Thema Jugend und zweite Mannschaft. Beim Nachwuchs hat die TSG im oberen Altersbereich gute Chancen, von der Bezirks- auf die unterste Verbandsebene zurückzukehren. Bei den Aktiven wollen die Backnanger nächste Saison nach einigen Jahren Pause wieder eine sogenannte U 23 melden – in der Kreisliga B.

Als Unterbau für einen Oberligisten reicht das nicht, das weiß Pfisterer. Der 60-Jährige, seit knapp eineinhalb Jahren Vorstandssprecher und sportlicher Leiter, sagt allerdings auch: „Bei der Jugend und auch in Sachen U 23 wird richtig gut gearbeitet.“ Der einstige Verbandsliga-Verteidiger erzählt: „Wir haben im Nachwuchs einen enormen Zulauf, auch im Mädchenbereich.“ Den Aufschwung beobachtet der Etzwiesenklub mit Freude und gleichzeitig mit Sorge. „Unsere Platzkapazitäten sind weiterhin ein großes Problem“, berichtet Pfisterer. Für fast 20 männliche und weibliche Mannschaften fehlt es in den Etzwiesen derzeit im wahrsten Sinne des Wortes an Platz. Der Vorstandssprecher bekennt: „Ich habe ein bisschen Angst, irgendwann einmal zu Kindern sagen zu müssen, wir können euch nicht mehr aufnehmen.“

Die TSG will die Aufbruchstimmung nutzen, um vorwärtszukommen. „Bei uns entwickelt sich gerade unglaublich viel“, erklärt Marc Erdmann und nennt den vor nicht allzu langer Zeit ins Leben gerufenen Aufsichtsrat, die vielen Bemühungen des Förderkreises und neue, junge ehrenamtliche Mitstreiter wie Teammanager Michael Quattlender oder Cedric Gall als Beispiele.

Erdmann und Pfisterer erwarten Hilfe bei der Suche nach mehr Platzkapazitäten

Der Mann, der am Aufstieg der ersten Mannschaft in den vergangenen Jahren vom Durchschnitts-Landesligisten zu einem Oberligisten großen Anteil hat, nennt auch die Adresse, von der sich der Verein bei der Suche nach zusätzlichen Platzkapazitäten kurzfristig Unterstützung erwartet. Zum Beispiel indem genau geschaut wird, wo auf städtischen Sportanlagen das eine oder andere TSG-Team fürs Training noch unterkommen kann: „Wir sind für Backnang ein sehr guter Werbeträger, da muss einfach mitgeholfen werden, dass die Infrastruktur entsprechend Schritt hält.“ Worte, bei denen Erdmann und Pfisterer wirken, als sei das für sie mindestens so selbstverständlich wie die absolute Zufriedenheit über das, was Marinic und Co. in der Vorrunde in der Oberliga geleistet haben.

Zum Artikel

Erstellt:
18. Februar 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen