Die Entgleisung
Bayern München belässt es nach den obszönen Ausfällen von Franck Ribéry bei einer Geldstrafe
Die Worte, die Bayern-Star Franck Ribéry in seinem Internet-Statement gewählt hat, sprechen für sich. Nun handelt es sich nicht um die erste Entgleisung des Franzosen. Sein Arbeitgeber zeigt dennoch Verständnis.
Doha /DPA - Als Franck Ribéry im heißen Doha mit dem Handy in der Hand vom Trainingsgelände schlendert, hat er eine Geldstrafe für seinen unentschuldbaren Internet-Ausraster längst akzeptieren müssen. Der 35-Jährige lächelt am Sonntag trotzdem und zeigt kurz den Daumen nach oben – reuig sieht der französische Fußballstar nicht aus.
Für seine schriftlichen Entgleisungen und Obszönitäten muss Ribéry laut Sportdirektor Hasan Salihamidzic eine „hohe“ Summe bezahlen. „Er hat Worte benutzt, die wir nicht akzeptieren können und die Franck als Vorbild und als Spieler des FC Bayern München nie benutzen darf“, begründete Salihamidzic im Trainingslager des deutschen Rekordmeisters in Katar.
Nach der Berichterstattung über ein teures, mit Blattgold überzogenes Steak, das Ribéry während des Urlaubs in Dubai showträchtig serviert bekam, wurde der Familienvater heftig kritisiert. Bei seiner nicht im Affekt entstandenen Replik vergriff er sich jedoch komplett im Ton.
„Lass uns beginnen mit den Neidern, den Hassern, die sicher durch ein löchriges Kondom entstanden sind. F. . . eure Mütter, eure Großmütter und sogar euren Stammbaum“, wütete Ribéry in Beiträgen, die er bei Twitter und Instagram veröffentlichte. „Ich schulde euch nichts. Meinen Erfolg habe ich Gott zu verdanken, mir und meinen Nächsten, die an mich glauben. Für die anderen, ihr wart nur Kieselsteine in meinen Socken.“
Diese Wortwahl sprach für sich.
Nachdem Ribéry vor zwei Monaten bereits gegen einen französischen TV-Mitarbeiter ausfällig geworden war, war der Club nun praktisch zu einer Reaktion gezwungen. Auch vor dem Hintergrund, dass die Vereinsbosse bei ihrer denkwürdigen Pressekonferenz im Herbst selbst durch Verweis auf die Würde des Menschen hohe moralische Maßstäbe eingefordert hatten. Bei seiner Attacke im November entschuldigte sich Ribéry – diesmal nicht.
„Wenn Franck sich angegriffen fühlt, ist es schon öfter vorgekommen, dass er sich um alles auf der Welt verteidigt“, gab Teamkollege Thomas Müller Einblick in die Person Ribéry. „Vielleicht mit Mitteln, die dann für andere durchaus überzogen sind. Er sieht das selbstverständlich dann eben anders, weil er anders fühlt.“
Salihamidzic war bei seinem Statement bemüht, das Verhalten des Emotionsmenschen Ribéry irgendwie zu entschuldigen. Dieser sei eingeladen worden. Er habe nicht bezahlt. Durch die falsche Darstellung des Sachverhalts sei der Spieler erst beschimpft worden, erläuterte der Sportdirektor. Auch die schwangere Ehefrau, Ribérys Kind und die Mutter im Krankenhaus seien beleidigt worden. „Daraufhin hat sich Franck vor seine Familie gestellt, hat sich gewehrt. Da hat er auch jedes Recht, da unterstütze ich den Spieler auch. Leider ist das in einem Punkt total entgleist“, sagte der Sportdirektor.
Wie viel der Profi zahlen muss, verriet Salihamidzic nicht. Die Summe werde sehr hoch sein, bemerkte der Sportdirektor nur. „Die Strafe hat er auch akzeptiert.“ Die bislang wohl höchste Geldstrafe beim FC Bayern hatte Musterprofi Philipp Lahm im Jahr 2009 zahlen müssen, als er nach einem vereinskritischen Interview mit 50 000 Euro zur Kasse gebeten wurde.
Ribéry hat sich mit den Schimpftiraden auch sportlich ein Eigentor geschossen. Nachdem er gegen Ende der Hinrunde wieder positiv aufgefallen war, kokettierte er sogar mit einem neuen Vertrag. Jetzt droht ein Bayern-Denkmal gemessen an seinen fußballerischen Verdiensten unwürdig von der großen Bühne abzutreten.