Die Rückkehr des Rundstreckenrennens

Ohne die coronabedingten Absagen in den vergangenen zwei Jahren hätte der Radsportverein Waldrems die Traditionsveranstaltung am Sonntag zum 50. Mal ausgerichtet. Statt des großen Jubiläums ist es nun erst das 48. Rennen, doch die Freude über den Neustart überwiegt.

Zum bislang letzten Mal traten die Radrennfahrer vor drei Jahren in Waldrems in die Pedale. Am Sonntag ist es wieder so weit. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Zum bislang letzten Mal traten die Radrennfahrer vor drei Jahren in Waldrems in die Pedale. Am Sonntag ist es wieder so weit. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

2020 hatten die Organisatoren des Radrennens, das sich auf einer knackigen 2,5-Kilometer-Runde zwischen Waldrems und dem Weiler Horbach abspielt, ihre Vorbereitungen weitestgehend abgeschlossen, als ihnen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung machte. „Bis auf die Blumen für die Siegerehrung war bereits alles bestellt“, erinnert sich Ralf Winter, der den Dienstleistern noch zwei Jahre später für ihr kooperatives Verhalten dankbar ist: „Der finanzielle Schaden war überschaubar.“ Der Rennleiter beziffert das Minus auf einen dreistelligen Betrag, „die ehrenamtlichen Arbeitsstunden natürlich nicht miteingerechnet“. 2021 wurde die Veranstaltung gar nicht erst ausgeschrieben. Überlegungen, das Rennen jeweils in den recht entspannten Coronasommern auszutragen, wurden verworfen, weil sich die Wettkämpfe in diesen Phasen ballten und die Terminsuche schwierig war.

Umso glücklicher sind Ralf Winter und seine Helfer, dass das Rundstreckenrennen am kommenden Sonntag wieder stattfinden kann. Nicht zum 50. Mal, wie es ohne die pandemiebedingte Pause der Fall gewesen wäre, aber immerhin zum 48. Mal. „Unsere Freude ist groß“, betont der Rennleiter. Für die Fahrer gelte dasselbe, „das zeigen ihre Rückmeldungen“. Etwa 180 haben sich bereits für ihren Start registriert, „wir hoffen, dass wir die 200-Teilnehmer-Marke knacken“. Das wäre eine sehr gute Zahl im Vergleich zu 2019, als es ungefähr 120 Sportler waren, und entspräche etwa dem langjährigen Durchschnitt. Der Rekord liegt bei über 250 Startern, doch der ist wegen des parallelen Bundesliga-Rennens in Bruchsal wohl außer Reichweite. Das schöne Wetter könnte allerdings ein Anreiz für Nachmeldungen sein, die sogar noch vor Ort möglich sind.

Die Fahrer verteilen sich auf insgesamt vier Wettbewerbe, denn „die Besonderheit ist, dass wir dieses Mal auch wieder mehr Nachwuchsrennen anbieten“. Neben den U-17- und den U-19-Talenten, die in Waldrems immer in einem gemeinsamen Rennen zum Zuge kamen, kommen auch die Jungen der U 13 und U 15 auf ihre Kosten. Sie machen um 11 Uhr den Anfang, bevor der ältere Nachwuchs, die Amateure und zuletzt die Elite ihre Sieger ermitteln. In allen Klassen werden zudem die Meister des Radsportbezirks Stuttgart gekürt, dessen Gebiet sich zum Beispiel bis ins Unterland und ins Hohenlohische erstreckt.

Der Höhepunkt ist zweifelsohne der Auftritt der Elite, die um 14.45 Uhr auf die Reise geschickt wird. Die Fahrer drehen insgesamt 40 Runden und legen damit 100 Kilometer zurück. Die Organisatoren nennen ihr Rennen in Waldrems den „schwäbischen Frühjahrsklassiker“ – dass das nicht großartig übertrieben ist, beweisen ein paar Namen, die in der Siegerliste stehen und später unter anderem bei der Tour de France oder bei Olympischen Spielen mitmischten: Als Beispiele seien Rolf Gölz, der Gewinner von 1981, Stefan Schumacher (2001, 2004) oder Erik Hoffmann (2008, 2009) genannt. Auch Davide Rebellin soll schon dabei gewesen sein, erinnert sich Lokalmatador Tim Schlichenmaier, der seinen bislang einzigen Sieg vor mittlerweile sieben Jahren feierte. Ob am Sonntag der zweite Erfolg nach 2015 dazukommt? „Eigentlich hätte ich gute Chancen, aber meine Coronaerkrankung vor gut zwei Wochen hat mich zurückgeworfen“, sagt der 30-Jährige. Starten will er trotzdem, das erste große Radrennen in der Region seit Pandemiebeginn sei „ein großer Motivationsschub. Darauf habe ich mich schon im Winter gefreut.“ Wäre es ein drittes Mal hintereinander ausgefallen, hätte er den Drahtesel am Saisonende vielleicht endgültig ins Eck gestellt, meint der Auenwalder, der nun aber doch noch ein weiteres Jahr dranhängen will. „Es sei denn, ich gewinne am Sonntag, dann höre ich wahrscheinlich doch auf.“

Schon allein dieser Satz unterstreicht die Bedeutung, die das Rennen für Tim Schlichenmaier hat. Der für den RSC Kempten startende Fahrer verweist aber auch auf die lange Tradition und die „großen Hausnummern, die hier schon gefahren sind“ sowie auf die vielen bekannten Gesichter, die ihn am Streckenrand anfeuern. Außerdem teilt er die Analyse von Rennleiter Ralf Winter, dass es mit etwa 50 Höhenmetern pro Runde ein sehr selektiver Kurs ist. „Es ist ein knüppelhartes Rennen“, sagt Schlichenmaier. „Es ist immer Zug im Feld, man kann sich auf diesem Rundkurs kaum erholen.“ Vor allem der knackige Anstieg nach der Start- und Ziellinie unterhalb des Schüttbergs beim Kinderspielplatz „hört einfach nicht auf“. 40-mal geht es hoch, am Ende stehen damit rund 2000 Höhenmeter auf dem Tacho. Wer in Waldrems gewinnt, hat also auf alle Fälle das Rüstzeug, um noch größere Aufgaben angehen zu können.

Rund um die Rennen

Zeitplan Der Startschuss zum ersten von vier Rennen auf dem Rundkurs „Waldrems– Horbach–Waldrems“ fällt am Sonntag um 11 Uhr. Zum Auftakt sind die Schüler B und A (U 13 und U 15) an der Reihe. Weiter geht es um 11.45 Uhr mit der männlichen Jugend und den Junioren (U 17 und U 19). In beiden Fällen geht es auch um die Bezirksmeistertitel. Ab 13 Uhr treten die Amateure in die Pedale, den Abschluss bildet der Höhepunkt: Um 14.45 Uhr startet das Eliterennen.

Distanzen Start und Ziel befinden sich unterhalb des Schüttbergs beim Kinderspielplatz. Der Rundkurs ist 2,5 Kilometer lang, die U 13/U 15 absolviert ihn achtmal (20 Kilometer). 20 Runden (50 Kilometer) warten auf die U 17/U 19, die Amateure spulen 28 Runden (70 Kilometer) ab. 40 Runden und damit 100 Kilometer liegen vor der Elite.

Coronaregeln Von den Sportlern wird ebenso ein 3-G-Nachweis verlangt wie von den Zuschauern, für die es eine Zugangskontrolle gibt. Wo der 1,50-Meter-Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, also etwa bei der Bewirtung, herrscht Maskenpflicht.

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Erstellt:
24. März 2022, 11:30 Uhr

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