Die SG Sonnenhof Großaspach robbt sich an die Ziellinie ran

Nach dem Unentschieden bei Meister Stuttgarter Kickers steht der Fußball-Oberligist mit eineinhalb Beinen in der Aufstiegsrelegation. Im Spitzenspiel vor der Rekordkulisse von 6650 Fans findet die Fautenhauelf nach einem unglücklichen Rückstand sofort zurück in die Spur.

Hakan Kutlu (rechts) und Aspach lieferten sich mit Meister Stuttgart und Konrad Riehle übers gesamte Spiel ein enges Duell. Foto: Herbert Rudel

© Pressefoto Rudel

Hakan Kutlu (rechts) und Aspach lieferten sich mit Meister Stuttgart und Konrad Riehle übers gesamte Spiel ein enges Duell. Foto: Herbert Rudel

Von Uwe Flegel

Den letzten Schritt in Richtung Relegation zur Regionalliga haben Großaspachs Oberliga-Fußballer nicht gemacht. Ein Schrittchen bedeutete das 1:1 bei Meister und Aufsteiger Stuttgarter Kickers für die SG Sonnenhof aber durchaus. Nur noch einen Zähler benötigt die Mannschaft aus dem Fautenhau nun aus den letzten beiden Saisonspielen daheim gegen den Freiburger FC sowie Ende Mai beim FC Holzhausen. Auch weil der Tabellenzweite beim Gipfeltreffen vor der Oberliga-Rekordkulisse von 6650 Fans auf Degerlochs Höhen dem Spitzenreiter ein Duell auf Augenhöhe lieferte.

Zufriedene Gesichter bei der Mannschaft aus dem Fautenhau

Entsprechend zufrieden waren die SG-Verantwortlichen. Torwart Maximilian Reule rief: „Du kannst schreiben, dass heute alles gut war“, als er nach der Partie in die Kabine eilte. Sein einstiger Mitstreiter und Aspacher Ex-Kapitän Julian Leist, der nun bei seinem Heimatverein Kickers zum Trainerstab zählt, sprach „von einem Ergebnis, das voll in Ordnung geht“ und Joannis Koukoutrigas urteilte: „Es war das erwartete packende Duell.“ Der ehemalige Sportdirektor des Fautenhauklubs sagte aber auch: „Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen.“

Trainer Evangelos Sbonias war mit dem Auftritt seiner Mannschaft jedenfalls vollkommen einverstanden. „Wir haben in der ersten Halbzeit keine einzige gegnerische Chance zugelassen und als wir dieses unglaubliche Gegentor kassiert haben, war es kein Nackenschlag.“ Sein Team habe sofort reagiert und dank des ersten Saisontreffers des Noch-A-Jugendlichen Niklas Mohr fast im direkten Gegenzug ausgeglichen. „Das ist Moral, das spricht für die Mannschaft“, lobte Sbonias und hob besonders die sogenannte Arbeit gegen den Ball hervor: „Die Jungs haben sich in alles reingeworfen und die Zweikämpfe konsequent geführt.“

SG ärgert sich über fehlende Konsequenz des Unparteiischen zu Beginn

Der Ex-Drittligist hatte den einstigen Bundesligisten bei dessen Versuch, passend zur anschließenden Meisterfeier auf der großen Bühne auf dem Stadionvorplatz seinen Fans einen Sieg zu präsentieren, offenbar richtig geärgert. Mit zunehmender Spieldauer gab es immer wieder kleine Nickligkeiten. Wohl auch weil Schiedsrichter Timo Lämmle zu Beginn den Gastgebern das eine oder andere zu viel durchgehen ließ. Vielleicht wollte der Unparteiische, der erst nach und nach die Zügel anzog, einfach nicht zum Stuttgarter Partycrasher werden. Bei der SG Sonnenhof war man jedenfalls nicht völlig zufrieden, welche Linie der 30-Jährige aus Kernen in den ersten 25 Minuten der Partie gewählt hatte. Dreimal Gelb für die Hausherren war Aspach zu wenig. Auch Kickers-Coach Mustafa Ünal spürte, dass seine Elf glimpflich davongekommen war. Paul Polauke, der nur knapp an einem Platzverweis vorbeigeschrammt war, blieb in der Halbzeit in der Kabine.

Evangelos Sbonias hat kein Problem mit er großen Rivalität

Groß auf die Schiedsrichterleistung eingehen wollte Sbonias allerdings nicht. Dafür war er zu gut gelaunt. Er hatte auch mit dem gellenden Pfeifkonzert kein Problem, das Stuttgarts Stadionsprecher Daniel Räuchle von den eigenen Fans kassierte, als er Großaspach nach dem Schlusspfiff „alles Gute für die Relegation“ wünschte. „Solche Emotionen sind doch mit das Schöne am Fußball. So etwas gehört dazu, solange alles im Rahmen bleibt – so wie heute.“ Einzig das mit der Relegation wird er wohl nicht so gerne gehört haben. Auf die Aufstiegsrunde der Vizemeister der Oberligen Hessen, Baden-Württemberg und Südwest angesprochen gab’s dieselbe Antwort wie in den Wochen zuvor: „Nicht mein Thema.“ Das wird es erst, wenn auch rechnerisch alles klar ist, die SG den noch fehlenden einen Zähler endlich auf ihrem Konto hat.

Offensivmann Kutlu legt in Sachen Relegation die Zurückhaltung ab

Hakan Kutlu war da schon etwas offensiver als sein Trainer und gestand, dass „er mit dem Kopf schon in der Relegation“ ist. Angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf den Dritten Pforzheim zwei Spiele vor Schluss ist die Aussage nicht allzu gewagt. Wobei Aspachs Routinier weiß: Sicher aufgestiegen sind nur die Kickers. „Dort wünsche ich ihnen alles Gute und würde mich freuen, wenn wir uns nächste Saison in der Regionalliga dann wiedersehen.“

Dafür muss der Zweite in Sachen Aufstieg aber erst noch nachziehen. Bei den Feierfähigkeiten lag er am Samstag dagegen schon gleichauf. Nicht allzu lange nach dem Spiel machte sich das komplette SG-Team mit dem Mannschaftsbus auf den Weg nach Cannstatt. Dort gab’s zwar – noch – keine Sause fürs Erreichen der Relegation, aber das Frühlingsfest als Partygelegenheit. Ein Aspacher hatte dabei allerbesten Grund, in Stimmung zu sein: Elias Rahn. Nach fast achtmonatiger Verletzungspause hatte er im Topduell am Fuß des Fernsehturms erstmals wieder in der Startelf gestanden. Nach 45 Minuten war dann Schluss, weil „Elias einfach noch nicht mehr im Tank hat“, wie Sbonias erklärte. Der 20-jährige Rechtsverteidiger war trotzdem „sehr froh“. Während das Team noch ein Schrittchen machen muss, ist Elias Rahn in Sachen Comeback der letzte Schritt offenbar gelungen.

Stuttgarter Kickers: .Otto – Polauke (46. Berisha), Zagaria, Kolbe, Guarino – Campagna – Riehle (61. Loris Maier), Kiefer (89. Eroglu), Dicklhuber, Leon Maier – Braig

SG Sonnenhof Großaspach: Reule – Frölich, Dinger, Manduzio – Mohr, Celiktas, Wöhrle, Rahn (46. Benko) – Kutlu (72. Diakiese) – Nyamsi (46. Häußermann), Engel (87. Sahiti).

Tore: 1:0 (38.) Dicklhuber, 1:1 (40.) Mohr. – Gelb-Rote Karte: Diakiese (84.). – Schiedsrichter: Lämmle (Rommelshausen). – Zuschauer: 6650.

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Erstellt:
15. Mai 2023, 06:00 Uhr

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