Drei hart erkämpfte Siege sind für die TSG Backnang zu wenig

Mit zwei Auswärtserfolgen in die Saison gestartet kassieren die Tennisspieler aus dem Murrtal im ersten Heimspiel in der Württembergliga eine 3:6-Niederlage gegen den TV Reutlingen II. Sie gewinnen zwar drei von vier Match-Tiebreaks, doch insgesamt sind die Gäste das stärkere Team.

Sebastien Boltz hängte sich mächtig rein, doch Backnangs Nummer zwei verlor das Einzel trotzdem ziemlich knapp. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Sebastien Boltz hängte sich mächtig rein, doch Backnangs Nummer zwei verlor das Einzel trotzdem ziemlich knapp. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Vor dem ersten Ballwechsel hatte der TSG- Trainer von einer „richtungsweisenden Partie“ in der Tennis-Württembergliga gesprochen. Hans-Ulrich Kirmse deutete an, dass sich Backnang im Falle des dritten Sieges im dritten Saisonspiel vorsichtig nach oben orientieren könnte. Nach der 3:6-Heimschlappe gegen den TV Reutlingen II gilt im Umkehrschluss, dass der Vizemeister der vergangenen Runde den Blick zunächst einmal lieber in den Rückspiegel richten sollte.

Um für dieses wichtige Duell bestmöglich gewappnet zu sein, hatten die TSG-Verantwortlichen zum zweiten Mal in dieser Runde zwei von drei zum Kader zählenden Franzosen ins Murrtal beordert. Mehr als zwei Ausländer einzusetzen ist in dieser Spielklasse mittlerweile zwar erlaubt, aber zugleich aus Kosten- und Fairnessgründen verpönt. Gabriel Petit reiste die über 1100 Kilometer aus Bordeaux mit dem Auto an, um nach zwei Übernachtungen am heutigen Montag den Rückweg anzutreten. Der in Lyon wohnende Sebastien Boltz nahm den Zug, kam am Samstag an und fuhr bereits gestern Abend kurz nach dem Spiel wieder nach Hause.

Pech für Boltz, aber Glück für König

Laut Kirmse war es „eine bewusste Entscheidung“, verstärkt auf Tenniscracks aus dem Nachbarland zu setzen. Die Wege sind kürzer und der Kontakt ist enger als es einst bei den Spitzenspielern war, die beispielsweise aus Indien oder Usbekistan stammten. Hinzu kommt das „gute Vertrauensverhältnis“, das Backnangs Coach mit einem französischen Spielervermittler verbindet. Daran ändert die Niederlage, die sich Boltz gegen Reutlingens Jimmy Yang einhandelte, nichts. In dem Match-Tiebreak, mit dem bei 1:1-Sätzen alle Begegnungen entschieden werden, zog die Nummer zwei der TSG mit 4:10 den Kürzeren. Für Kirmse kein Anlass, über fehlendes Glück zu lamentieren. Immerhin habe Elmar König in einem der beiden Parallelspiele der ersten Einzelrunde im Match-Tiebreak mit 10:5 die Nase vorne gehabt: „Das gleicht sich meistens aus.“

Elmar König erobert in den ersten drei Einzeln den einzigen Punkt für die TSG

Weil Florian Jakob eine Zweisatzniederlage hinnehmen musste, blieb das zunächst der einzige Punkt für die Hausherren. Für einen 38-Jährigen wie ihn sei dieses Match „sehr lang und sehr intensiv“ gewesen, kokettierte Elmar König lachend mit seinem Alter, nachdem er Maximilian Renz niedergerungen hatte. So lange, dass sein eineinhalbjähriger Sohn Luis genug Zeit hatte, um erst ein bisschen zu sandeln und dann das Ende des Spiels mal eben zu verschlafen.

Backnang lief also einem 1:2-Rückstand hinterher, als die zweite Einzelrunde eingeläutet wurde. Es ist Usus, dass immer drei Partien auf einen Streich über die Bühne gehen, doch das macht es den Zuschauern alles andere als leicht, den Überblick zu wahren, erst recht, wenn die beteiligten Spieler ihre Aufgabe, die Täfelchen mit dem aktuellen Spielstand selbst umzudrehen, nicht regelmäßig erledigen oder sogar einen Fehler einbauen. Das passierte im Duell von Gabriel Petit mit Peter Torebko. Backnangs Spitzenspieler lag angeblich mit 3:4 hinten, als er erst sein Aufschlagspiel gewann und danach ein Break schaffte. Also 5:4, doch die Rivalen machten mit dem zweiten Satz weiter. Des Rätsels Lösung: Petit hatte mit 4:3 geführt. „Normalerweise klappt das“, brach Kirmse eine Lanze für die Zuverlässigkeit der Spieler, „das passiert nur sehr selten.“

Petit wahrt Backnangs kleine Siegchance

Auf dem benachbarten Platz stand Maximilian Hepp, der zugleich auch TSG-Sportwart ist, im ersten Satz gegen Christian Wedel auf verlorenem Posten. Vom 0:6 erholte er sich aber noch einmal und war im zweiten Durchgang auf Augenhöhe. „Beim 4:4 hatte ich zwei Spielbälle zum 5:4, aber diese Chancen habe ich nach engen Ballwechseln nicht genutzt“, ärgerte sich Hepp, der nach dem 4:6 dann doch seinem Widerpart gratulieren musste. Da auch Nils Hoffacker gegen Peter Mayer-Tischer in zwei Sätzen das Nachsehen hatte, lag es an Petit, ob Backnang in den Doppeln überhaupt noch etwas auszurichten haben würde. Er musste siegen, um wenigstens für das 2:4 zu sorgen – und das tat der Franzose, der mit dem 450. Weltranglistenplatz im Dezember 2018 den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte. Der 26-Jährige gab gegen Torebko zwar den zweiten Satz ab, behielt im Match-Tiebreak aber die Nerven und gewann ihn mit 10:7.

Nächstes Wochenende stehen zwei Spiele an

Backnang stand vor der Herkulesaufgabe, alle drei Doppel auf der Habenseite verbuchen zu müssen, um das Heimspiel unter dem Strich noch für sich zu entscheiden. Einen Versuch war es wert, aber er war zum Scheitern verurteilt. Lediglich Petit und König freuten sich nach dem hart erkämpften 12:10 im Match-Tiebreak noch über einen Punkt; die beiden anderen Partien gingen mehr oder weniger deutlich an die Gäste.

Backnang bietet sich schon am nächsten Samstag ab 10 Uhr die Möglichkeit, in die Erfolgsspur zurückzukehren. Erwartet wird Schlusslicht TC Markwasen Reutlingen, ehe es tags darauf zum Spitzenreiter VfL Sindelfingen geht. Was für ein Kontrastprogramm.

Ergebnisse: Petit – Torebko 6:3, 4:6, 10:7; Boltz – Yang 7:5, 2:6, 4:10; Hepp – Wedel 0:6, 4:6; Jakob – Portmann 2:6, 3:6; Hoffacker – Mayer-Tischer 4:6, 0:6; König – Renz 7:6, 5:7, 10:5; Hepp/Jakob – Torebko/ Yang 3:6, 4:6; Petit/König – Wedel/Renz 6:7, 6:3, 12:10; Boltz/Hoffacker – Portmann/Mayer-Tischer 4:6, 6:7.

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Erstellt:
11. Juli 2022, 06:00 Uhr

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