Drittliga-Turner der TSG Backnang mit unerwartet souveränem Klassenverbleib

Die Routiniers in der Riege werden immer älter, die Einsatzplanung gestaltet sich aufgrund anderweitiger Verpflichtungen zunehmend schwierig – und trotzdem können die Turner der TSG Backnang für eine weitere Drittliga-Saison planen. Sogar die befürchtete Zitterpartie bleibt aus.

Björn Kuhn und die TSG-Turner setzen auch in der kommenden Saison in der Dritten Liga zum Sprung an. Foto: Christopher Cocks

© CHRISTOPHER COCKS

Björn Kuhn und die TSG-Turner setzen auch in der kommenden Saison in der Dritten Liga zum Sprung an. Foto: Christopher Cocks

Von Steffen Grün

„Ich bin wahnsinnig happy, wie es gelaufen ist“, blickt Björn Kuhn auf die am Samstag mit dem knappen Heimsieg gegen München (siehe Infobox) so erfreulich zu Ende gegangene Drittliga-Runde zurück. Der 30-Jährige, der nicht nur als eifriger Punktesammler an den Geräten gefordert war, sondern nach der Trennung von Mark Warbanoff im vergangenen Winter auch als Trainer fungierte, räumt nämlich ein, „dass wir vor der Saison alle etwas skeptisch waren und unsere Hoffnungen im Prinzip auf ein, zwei Wettkämpfe gesetzt haben“. Es ging den TSG-Turnern einzig und allein darum, auf keinen Fall den letzten Platz zu belegen, um der Relegation und dem dann drohenden Abstieg zu entgehen. Den einen Verein, den sie wie 2022 unbedingt hinter sich lassen wollten und der damals das Glück hatte, dass die Relegation gestrichen wurde, war der USC München.

Das hätte aber bedeutet, sich komplett auf den siebten und letzten Wettkampftag verlassen zu müssen. Ein Vabanquespiel mit ungewissem Ausgang, das sich Backnangs Riege ersparte, indem sie schon vorher alle Zweifel am Klassenverbleib beseitigte. Die Weichen wurden schon mit dem Heimerfolg zum Auftakt gegen den TSV Grötzingen-Karlsruhe gestellt. „Das war enorm wichtig, weil ein Sieg in der Vergangenheit bereits öfter gereicht hat“, erklärt Björn Kuhn. So wie im vergangenen Jahr der TSG, die dieses Mal aber nachlegte. Nicht in Unterföhring, wo die Niederlage knapper als das so deutlich erscheinende 10:59 hätte ausfallen können. Nicht gegen den späteren Meister TG Allgäu, der wieder hinauf in die Zweite Bundesliga will und gegen den „definitiv nichts drin war“. Nicht bei der TG Wangen-Eisenharz und auch nicht daheim gegen die KTV Hohenlohe, dann aber beim Ex-Erstligisten und Schlusslicht KTT Heilbronn. Das 44:26 bedeutete das vorzeitige Drinbleiben „und hat uns eine Zitterpartie im Saisonfinale erspart“, freut sich der TSG-Trainer, der von Nico Layer, Bastian Wullert und Florian Ellinger unterstützt wurde. Der dritte Saisonsieg gegen München war der finale Bonus.

Mit Florian Ellinger hört ein weiterer Routinier der TSG Backnang auf

Björn Kuhn betrachtet es als „unser Erfolgsgeheimnis, dass wir locker an die Sache herangegangen sind“. Alle hätten sich auf sich selbst konzentriert und nie darauf geachtet, wie viel die Teamkollegen trainieren. „Wir wussten, dass wir unsere Leistung abrufen können und waren eine verschworene Einheit“, sagt der Routinier. Anders geht es gar nicht, wenn einige Turner wegen der Familie und des Berufs nicht mehr das einstige Pensum abspulen können. Ständige Flexibilität erforderte zudem der Umgang mit der „Sieben-Geräte-Regel“, wie Kuhn sie nennt. Wer weiter in einer Liga des Schwäbischen Turnerbundes antreten will, etwa für Backnangs Zweite in der Verbandsliga oder wie mit Yasir Al-Dulaimi einer der beiden Gastturner für Schmiden, der darf bei allen sieben Wettkämpfen zusammen höchstens an sieben Geräten mitmischen. Da das auf die Mehrzahl der Riege zutraf, wurde die Personalplanung zu einer verzwickten Sache.

Nicht leichter wird es in der neuen Saison, weil mit Florian Ellinger wieder ein verdienter Routinier die Turnriemchen an den Nagel hängt. Sonst bleibe das Team zusammen, kündigt Kuhn an, nur die Zukunft der beiden Gastturner Yasir Al-Dulaimi und Nikita Sirosh ist mit Schmiden noch zu klären. Er selbst macht als Trainer weiter und hofft, dass ihn neben Nico Layer und Bastian Wullert auch Florian Ellinger im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt. Verstärkungen für die Riege werden nur dann geholt, „wenn sie Bock haben, mit uns zu turnen“, finanzielle Anreize gibt es nicht. Das bedeutet aber auch, dass die Oldies so lange an Bord bleiben müssen, bis genügend Talente nachrücken. „Sie sind auf einem guten Weg, aber es wäre definitiv zu früh“, sagt Kuhn über die Jungs, die für die Dritte in der Kreisliga turnen. Vielleicht sind sie ja rechtzeitig so weit, um Backnangs Zukunft in der Dritten Liga dauerhaft zu sichern.

35:31 gegen USC München: TSG beendet die Saison mit dem dritten Sieg

Starker Auftakt Besser hätte der Heimwettkampf zum Saisonabschluss für Backnangs Drittliga-Turner kaum beginnen können. Am Boden holten Jonathan Cocks, Nikita Sirosh und Björn Kuhn elf Scorepunkte. Weil Urs Böckheler immerhin ein Remis schaffte, stand bei München die Null. Die 11:0-Führung nährte die Hoffnung der TSG, ihren dritten Sieg einfahren zu können.

Verspielter Vorsprung Für die Hausherren lief es auch am Pauschenpferd zunächst gut. Kuhn trotzte dem Rivalen ein Unentschieden ab, Timo Bölcke ergatterte drei Zähler. Florian Ellinger hatte Pech: Da sein Abgang nicht anerkannt wurde, gingen zehn Punkte an die Turner aus Bayern. Cocks ließ vier Zähler liegen. Mit dem 3:14 am Pauschenpferd stand es insgesamt 14:14, das Polster war futsch. Mehr noch: Die TSG geriet mit dem 3:8 an den Ringen in Rückstand. Nur Ellinger krallte sich drei Zähler, knackte damit beim letzten Auftritt seiner Karriere die 100-Punkte-Marke.

Spannendes Finale Dank Tom Fischer und Tim Tasol siegte Backnang am Sprung mit 9:2 und führte wieder 26:24. Am Barren holten Kuhn und Tasol Zählbares, dennoch ging das vorletzte Gerät mit 6:4 an München. Das Reck musste beim 30:30 die Entscheidung bringen. Am Königsgerät bewahrten die TSG-Turner die Nerven. Kuhn gab mit drei Punkten die Richtung vor, Bölcke schob zwei Zähler nach. Das reichte. Für die Gäste sprang in den letzten zwei Duellen nur noch ein Punkt heraus.

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Erstellt:
14. November 2023, 06:00 Uhr

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