Echte Aufbauarbeit führt zum Erfolg

Aufstiegsgeschichten: Backnangs Basketballfrauen bejubeln den Sprung von der Bezirks- in die Landesliga. Die vor zehn Jahren ins Leben gerufene Mädchenmannschaft bildet nun das Gerippe des Frauenteams, das vergangene Saison nur einmal verlor.

Backnangs Basketballfrauen jubeln. Die junge Mannschaft hat den Sprung von der Bezirks- in die Landesliga geschafft. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Backnangs Basketballfrauen jubeln. Die junge Mannschaft hat den Sprung von der Bezirks- in die Landesliga geschafft. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Backnangs Frauenbasketball hat schon richtig gute Zeiten erlebt. Jahre, in denen die TSG in der höchsten deutschen Liga auf Korbjagd ging. Ein gutes halbes Jahrhundert später sind die Murrtalerinnen von solchen Erfolgen zwar weit entfernt, doch Erfolge werden noch gefeiert. Gerade eben hat die Mannschaft um Trainerin Maria Kiritsi die unterste Spielklasse verlassen und ist von der Bezirks- in die Landesliga aufgestiegen. Ein Meisterstück, das mit reichlich Vorlaufzeit bewerkstelligt wurde.

Rund zehn Jahre ist es her, als Kiritsi begann, einige Mädels für Basketball zu begeistern. Zwei von ihnen sind immer noch dabei: Fotini Terzidou und Juliana Wendland. Mit erst 20 Jahren sind sie nun die Ältesten. Das sagt viel über die Altersstruktur des Erfolgsteams aus. „Meine Spielerinnen sind zwischen 16 und 20 Jahre alt“, erzählt die Trainerin. Die TSG hat den Aufstieg bereits in der zweiten Saison nach der Rückkehr in den Frauenspielbetrieb geschafft. Kiritsis einstige Jugendmannschaft bildete das Gerippe, obwohl „viele Spielerinnen wegen des Studiums oder des Berufs weggezogen sind oder aufgehört haben“. Aufgefangen werden die Verluste oft mit Einsteigern und Jugendlichen, die bei der TSG sonst kaum Spielmöglichkeiten haben. „Derzeit gibt es bei uns kein weibliches Jugendteam“, sagt Kiritsi bedauernd und erklärt: „Die Mädchen, die wir haben, spielen mit den Jungs gemeinsam.“ Sind die Mädels dann alt genug, dürfen sie bei den Frauen mitmachen. Manchmal springt am Schluss ja sogar ein Titel heraus.

Coronakrise verhindert die Meisterschaft, jedoch nicht den Aufstieg.

Wobei es den offiziell diesmal nicht gibt. Wegen Corona wurde die Saison kurz vor Schluss abgebrochen. „Wir hätten aber nur noch eine Partie gehabt, die keine Rolle mehr gespielt hätte, da wir bereits als Erster feststanden“, erzählt die Trainerin, die vor 23 Jahren der Liebe wegen ins Murrtal gekommen ist. Dem Basketball, mit dem sie als 13-Jährige begonnen hatte, blieb sie auch fern der hessischen Heimat treu. Nach ihrer Ankunft im Schwäbischen schloss sie sich der TSG an. Auch wenn es aus familiären Gründen mal die eine oder andere Pause gab, ist sie seither im Murrtal am Ball. Erst als Spielerin, nun als Trainerin.

Mit entsprechend viel Herzblut ist die Ehefrau des Backnanger Ex-Fußballers Michael Terzidis dabei. Leidenschaft, die für eine solche Aufbauarbeit notwendig ist. Denn aus einem Pool fertiger Spielerinnen kann die Trainerin nicht schöpfen. Sie muss vor allem junge Mädchen ausbilden, bei Laune halten, Abgänge mit neuem Nachwuchs, mit Einsteigern sowie der einen oder anderen Basketballerin ausgleichen, die mehr oder weniger zufällig im Murrtal landet. Die Macherin der TSG-Frauen sagt: „In unserer Mannschaft gibt es einige, die erst spät angefangen haben.“ Die aber fast alle eben auch noch sehr, sehr jung sind.

Entsprechend vorsichtig gibt sich Maria Kiritsi, wenn sie nach dem Ziel für die neue Saison gefragt wird. „Eigentlich geht es darum, eine echte Mannschaft zu sein, bei der der Teamgeist stimmt.“ Deshalb will sie auch niemanden aus dem Erfolgsteam hervorheben: „Jede hat ihre Stärken, jede ist wichtig. Das, was wir geschafft haben, ist eine Gemeinschaftsarbeit.“ Eine, die nicht von vornherein eingeplant war. Denn: „Wir hatten den Aufstieg nicht als erklärtes Ziel.“ Da die TSG in ihren Saisonspielen aber nur einmal verlor, wurde nun trotzdem gejubelt.

Klar sei, dass die höhere Spielklasse für ihre Truppe richtig hart wird, „aber wir sind sehr motiviert“, sagt die Trainerin. Allerdings weiß sie, dass ihre Spielerinnen ein wenig umdenken müssen. „In der Jugend waren wir recht erfolgsverwöhnt“, erzählt die Trainerin und sagt: „Wenn wir jetzt öfter mal verlieren, dann dürfen wir nicht verzagen, sondern müssen versuchen, uns von Spiel zu Spiel zu steigern.“ Ihre Prognose für die Landesliga: „Es kann spannend werden.“ Positiv ist, dass der Aufsteiger zahlenmäßig gut aufgestellt ist und vom bisherigen Kern der Mannschaft nur die nach Ungarn zurückgekehrte Dori Urban ersetzt werden muss. Rund zehn Spielerinnen beträgt der feste Stamm. Hinzu kommen noch Einsteiger, Jugendliche und solche, die aus beruflichen, privaten oder sonstigen Gründen nicht immer da sein können.

Wobei Kiritsi und ihr Team derzeit schon froh wären, „überhaupt mal wieder vernünftig trainieren zu können“. Wegen der Coronakrise war das in den vergangenen Monaten nicht möglich. Die basketballlose Zeit wird demnächst wohl der Vergangenheit angehören. Zumindest, was das Training anbelangt. Richtig auf Punktejagd wird es für die Korbjägerinnen dagegen erst im Herbst gehen. Dabei brennt der Aufsteiger geradezu darauf, die neue Stärke nun auch eine Spielklasse höher beweisen zu dürfen.

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Erstellt:
18. Juli 2020, 06:00 Uhr

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