Ein Titel auf Mike Neulingers Weg zum Profi

Einen großen Schritt nach vorne hat der Kampfsportler vom KSC Backnang gemacht. Der 18-Jährige gewinnt die Begegnung um die deutsche Meisterschaft im K-1 der Männer. Der Juniorenweltmeister von 2019 behauptet sich mit einer ausgeklügelten Taktik über fünf Runden.

Mike Neulinger (Zweiter von rechts) freut sich mit seinen Unterstützern Lea Skworzow, Artur Allerborn und Thorsten Kronz (von links) über den Gewinn der deutschen Meisterschaft in der Disziplin K-1. Foto: privat

Mike Neulinger (Zweiter von rechts) freut sich mit seinen Unterstützern Lea Skworzow, Artur Allerborn und Thorsten Kronz (von links) über den Gewinn der deutschen Meisterschaft in der Disziplin K-1. Foto: privat

Von Heiko Schmidt

Mike Neulinger hat seit September vergangenen Jahres auf den Titelkampf im Kickboxen im Halbschwergewicht der World Kickboxing Association (WKA) gewartet. Durch Corona und anderen Gründe verschoben die Verantwortlichen diese Begegnung immer wieder. Nun war es endlich so weit. In Gschwend fand eine Veranstaltung der Serie Future Champs statt. 43 Kämpfe im K-1 und Thaiboxen standen auf dem Programm. Neulinger bestritt den Hauptkampf um den deutschen Semi-Pro-Titel im K-1. „Das war wichtig, dass Mike nun endlich antreten durfte“, sagt Trainer Artur Allerborn.

Schließlich hat der Backnanger ein großes Ziel. „Ich will MMA-Profi werden“, erklärt der 18-jährige Neulinger. Dafür trainiert er jeden Tag etwa zwei bis drei Stunden bei der Kampfsportschule Allerborn in Backnang. Weit hat er es nicht, denn Neulinger wohnt im Ungeheuerhof. Zudem macht er derzeit sein Fachabitur in Richtung BWL an der Eduard-Breuninger-Schule in Backnang. Die freie Zeit verbringt er mit dem Kampfsport und somit mit der Vorbereitung auf die Begegnungen wie die deutsche Meisterschaft.

Neulingers Gegner war Tobias Potzler, der mit 32 Jahren über viel Erfahrung verfügt und erkennbar in Höchstform war. Der Pregnitzer hat eine gute Bilanz in seinen Profikämpfen. Der Bayer war als ehemaliger WKU-Weltmeister angereist. Mike Neulinger hielt seinen WKA-Welttitel der Junioren von 2019 dagegen. Allerdings ging es nun um den deutschen Gürtel. „Den wollte ich unbedingt gewinnen“, gab sich Neulinger vor der Begegnung selbstbewusst.

Mit Tempowechseln hat Neulinger seinen Gegner zur Ermüdung gebracht

Wie in den meisten seiner Kämpfe hatte der Backnanger erneut Größenvorteile, die allerdings nur gering ausfielen. Das Trainerteam um Artur Allerborn hatte Videoanalysen des Gegners vorgenommen und einen Gameplan erstellt, der vor allem auf die starke Ausdauer des Backnangers ausgerichtet war. „Mit Tempowechseln sollte der erfahrene Gegner ermüdet werden“, berichtet Allerborn. Zudem sollte sein Schützling mit geraden Kick- und Boxtechniken den Kontrahenten außerhalb dessen Reichweite halten. „Dieser Plan ging auf“, freute sich Allerborn, der Neulinger mit dem anderen Trainer Thorsten Kronz und der Backnanger Kampfsportlerin Lea Skworzow betreute.

Wie geplant hielt Neulinger zunächst mit geraden Frontkicks zum Kopf, Körper und Oberschenkel seinen Gegner in der langen Distanz. Doch der Kampfrichter ermahnte den Backnanger, nicht mehr zum Oberschenkel zu kicken, da nach dem Regelwerk der Oberschenkel nur von der Seite angegriffen werden darf. Mit zunehmender Kampfdauer gelang es allerdings Potzler, sich immer besser auf die Frontkicks von Neulinger einzustellen und mit Fauststößen zu kontern, was der Allerborn-Sportler mit Frontkicks zum Kopf beantwortete, die – wie auch die Tritte zum Bein – recht schwer zu fangen sind.

Wenn Potzler in den Nahkampf kam, versuchte Neulinger mit Kniestößen seinen Gegner zu erschüttern oder Würfe zu platzieren. Auch im Boxbereich gelang es dem Backnanger, immer mehr die Dominanz zu erzwingen. Nach Abschluss aller fünf Runden mit jeweils zwei Minuten wurde Mike Neulinger zum einstimmigen Punktsieger erklärt und nahm den Gürtel des deutschen K-1-Meisters in Empfang. „In den ersten beiden Runden war ich noch nicht so deutlich vorne. Dann war es klarer“, sagt Neulinger. Somit hatte sich das lange Warten auf den wichtigen Kampf am Ende für den Kampfsportler aus Backnang gelohnt.

Was ist K-1?

K-1 Die Kampfsportart unterscheidet sich etwas vom Kickboxen. Beim K-1 sind auch Lowkicks und Angriffe mit dem Knie zum Körper oder Kopf, Front Rolling Kicks mit der Ferse zum Kopf und flache Würfe unter Taillenhöhe in Clinch-Situationen erlaubt.

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Erstellt:
14. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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