Ein Verein geht seinen Weg
Die LG Weissacher Tal ist mit ihren Sportlern und ihrem Engagement das Aushängeschild der Leichtathletik im Backnanger Raum
Die gute Balance zwischen Leistungs- und Breitensport sowie die Jugendarbeit sorgen dafür, dass die LG Weissacher Tal konstant wächst. Mit Lena Schlag und Kathrin Wurst bei den Frauen sowie Aydin Tekdal und Pascal Hoffmann bei den Männern ist der Verein auch sportlich vorne mit dabei. Zudem gibt es finanziell keine Sorgen. Lediglich der Trainernachwuchs muss im Auge behalten werden.

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Die 18-jährige Lena Schlag ist momentan eine der besten LG-Sportlerinnen. Foto: R. Görlitz
Von Andreas Ziegele
Wie motiviert ein Vorstand sein kann, das erfährt man bereits nach den ersten Sätzen im Gespräch mit Timo Kühnert. Der 35-Jährige sprüht vor Energie und ist stolz auf die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Weissacher Tal, die er seit 2012 führt. Über 200 Mitglieder hat der Verein mittlerweile. „Davon sehr, sehr viele junge Menschen“, wie Kühnert sagt. „Am Trainingsdonnerstag in der Auenwaldhalle in Unterbrüden sind es dann auch schon mal 50 Kinder ab acht Jahren, die da rumrennen“, ergänzt er.
Um als Verein attraktiv zu sein, braucht man erfolgreiche Athleten. Timo Kühnert nennt hier beispielsweise Lena Schlag und Aydin Tekdal. „Lena ist eine junge 18-jährige Sportlerin, kommt aus Heiningen und ist seit zehn Jahren bei der LG“, sagt der Vorsitzende. Ihre Spezialdisziplin sind die 400 Meter Hürden. Als Trainerin betreut sie Sinje Kühnert, die Schwester von Timo. Um Lena Schlag zu charakterisieren, bemüht Timo Kühnert einen Vergleich mit dem Biathlon: „Vom Ehrgeiz her vergleiche ich sie immer mal wieder mit Laura Dahlmeier. Sie ist eine richtige ‚Kampfsau‘, aber das muss man in dieser Disziplin auch sein.“ Die 400 Meter Hürden gehören nach seinen Worten „insbesondere hinten raus“ zu den härtesten Strecken, die man in der Leichtathletik angeht. Intensiv ist dabei das Training. Vier Einheiten von bis zu drei Stunden pro Woche sind hier zu leisten. Dazu gehören Sprint-, Kraft- und Ausdauerübungen.
Der 1996 geborene Aydin Tekdal hat seinen Wechsel von der TSG Backnang zur LG nicht bereut. Dank kontinuierlicher Verbesserung im Training konnte er seine Bestzeit über 100 Meter innerhalb einer Saison um fünf Zehntelsekunden steigern. „Eine Zehnerzeit wird wohl in dieser Saison drin sein“, ist sich Timo Kühnert sicher. Er glaubt, dass man auch von Tekdal in Zukunft noch einiges erwarten kann und hören wird.
Um die erfolgreichen Sportler im Verein zu halten, sieht Kühnert den Teamgedanken als wesentlich an. Nicht umsonst ist der Slogan der LG Weissacher Tal „Wir sind ein Team“. Die Mitglieder sollen sich, trotz der Einzelsportarten in der Leichtathletik, wie in einer Familie fühlen. Ebenfalls als Pluspunkt sieht der Vereinsvorsitzende das Vertrauensverhältnis der Trainer zu den Sportlern. Genauso wichtig wie Training und Wettkampf sind für einen Verein aus seiner Sicht aber auch weitere gemeinsame Aktivitäten. Beispielhaft nennt Kühnert hier die Grillfeste, Freizeitwochenenden und den Besuch von internationalen Leichtathletikveranstaltungen. Kühnert ist aber auch nicht so blauäugig, dass er ausschließt, dass auch erfolgreiche Sportler die LG verlassen könnten. „Wenn es mit Studium oder Ausbildung losgeht, wird es für den einen oder die andere schon schwierig, weiter für die LG Weissacher Tal zu starten.“
Ein größeres Problem spricht der Vorsitzende dann doch noch an: „Im Moment fehlen uns die lizenzierten Trainer, denn meine Schwester, die Sportlehrerin ist, ist derzeit die Einzige mit einer entsprechenden Trainerlizenz.“ Und Trainer sind für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Aus diesem Grund wird derzeit viel investiert, um Mitglieder zu motivieren, diese Lizenz zu erwerben. Und einige sind auch bereits dabei, diese Trainerprüfungen anzugehen. „Der Trainerstab ist bei einem Leichtathletikverein das A und O“, da ist sich Kühnert sicher.
Was ebenfalls fehlt, ist ein eigener Kraftraum. Die Kooperation mit einem Fitnessstudio sei zwar hilfreich, aber finanziell nicht durchgängig darstellbar. Schwierig bezeichnet er auch die Trainingsbedingungen im Winter. „Die Hallenkontingente sind vergeben und daran lässt sich auch nicht rütteln.“
Die Frage nach einem Blick in die Zukunft beantwortet der Macher der LG eher vorsichtig: „Es gibt eine Vision, aber die ist bodenständig.“ Die LG will so weitermachen wie in den vergangenen Jahren. Und die Verdoppelung der Mitgliederzahlen seit 2012 ist ein Beleg dafür, dass hier vieles richtig gemacht wird. „Stillstand ist das Schlimmste, was es gibt und das wollen wir natürlich nicht“, ergänzt Kühnert. Deshalb soll auch das Sponsoring weiter professionalisiert werden. Mit dem jungen Vorstands- und Trainerteam kann der Verein aber positiv nach vorne schauen.
Am kommenden Samstag werden sich die besten Werfer und Langstreckenläufer aus Baden-Württemberg im Weissacher Stadion messen. Zum vierten Mal richtet die LG Weissacher Tal die württembergischen Winterwurfmeisterschaften der U 16 aus. Parallel finden die baden-württembergischen Langstreckenmeisterschaften der Frauen und Männer statt. Einer hat sich dabei besonders viel vorgenommen: Jens Mergenthaler, Sieger des Backnanger Silvesterlaufes 2018 und amtierender deutscher Crossmeister, wird über die 5000 Meter die Qualifikationsnorm für die Junioren-Europameisterschaft in Schweden in Angriff nehmen. Los geht es mit den Wurfdisziplinen Diskus und Speer der männlichen und weiblichen Jugend um 11 Uhr. Die Läufe starten um 13.15 Uhr mit den 2000 Metern der weiblichen Jugend. Der Lauf der Männer über 5000 Meter beginnt um 16.30 Uhr.