Synchroneiskunstlauf: Eine von vielen Königinnen auf dem Eis
Isabelle Perri aus Oppenweiler lebt im TEC Waldau in Stuttgart ihre Liebe zum Synchroneiskunstlauf aus. In der vergangenen Saison nahm sie mit ihrem Team an der Weltmeisterschaft in den USA teil. Nun unterstützt sie ihre ehemaligen Kameradinnen als Athletiktrainerin.
Von Carolin Aichholz
Es gibt Leidenschaften, die bekommt man mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Bei Isabelle Perri, die in Oppenweiler wohnt, aber aus Oberstdorf im Allgäu stammt, war es das Eislaufen. Bereits im Kindergarten entdeckt sie das Eis für sich und „dann bin eigentlich nie mehr davon losgekommen“, sagt sie heute. Zunächst lief sie in jungem Alter alleine und für sich, bevor sie 2015 für ihr Sportstudium nach Stuttgart kam und dort die United Angels und damit das Synchroneiskunstlaufen kennenlernte (siehe Infotext). „Das ist grundsätzlich etwas ganz anderes als alleine zu laufen, aber hat auch so viel Spaß gemacht“, sagt Isabelle Perri. Es wurde ihre absolute Lieblingssportart, an der sie nach und nach ihr Leben und ihre Freizeitplanung ausrichtete.
Eine Saison lief sie 2015 für die Engel auf dem Eis, dann folgte eine Pause, in der sie sich aufs Studium und auf den Berufseinstieg konzentrierte, bevor sie 2022 wieder einstieg. „Einfach, weil ich Lust hatte und es zeitlich noch einmal gepasst hat“, wie sie erzählt. Die Saison verlief sehr erfolgreich für sie und ihr Team, das in der Eiswelt in Stuttgart auf der Waldau trainiert. Die 15 Läuferinnen und ihr einziger männlicher Mitstreiter feierten das Erreichen des deutschen Vizemeistertitels. „Um ein paar Pünktchen haben wir den Sieg in der Meisterschaft an die Berliner Konkurrenz verloren“, sagt Isabelle Perri. Dennoch qualifizierte sich das schwäbische Team für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Neben dem Team aus Berlin durften die United Angels in Lake Placid in den USA ihr Heimatland vertreten. „Das war eine große Ehre und eine tolle Erfahrung“, schwärmt Isabelle Perri, die ihre aktive Karriere nach der Saison im wahrsten Sinne des Wortes vorerst wieder auf Eis legte. Aktuell erwarten die 29-Jährige und ihr Ehemann Manuel Perri ein Baby.
Erst Läuferin, jetzt Teil des Trainerteams
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In der aktuellen Saison unterstützt sie ihre 15 Mitläuferinnen und den einen Mitläufer auf der anderen Seite der Bande – als Athletiktrainerin. „Das war eine neue Herausforderung, auf die ich mich sehr gefreut habe“, sagt Isabelle Perri, die auch beruflich in der Vereinsorganisation Fuß fasste und ihr Leben so maßgeblich dem Eissport widmet. Als Organisatorin von Zirkeltraining, Kraft- und Ausdauereinheiten ist sie nicht gerade für den angenehmsten Teil des Trainings ihrer ehemaligen Mannschaftskameradinnen verantwortlich. „Manchmal werde ich gehasst, doch auch das Training abseits vom Eis ist wichtig“, sagt Perri und lacht.
Die Übungseinheiten bestimmen einen großen Teil der Vorbereitung. Wenn die Eissaison im September beginnt, bleibt nicht mehr viel Zeit für private Unternehmungen. „Urlaub ist dann auch erst mal gestrichen“, erinnert sich Isabelle Perri nur zu gut. Dann reihen sich Schauläufe vor Zuschauern, etwa in den Drittelpausen beim Eishockey, an Wettkämpfe, die in der Weltmeisterschaft im April ihren Höhepunkt finden. Erst ab Mai wird es in der Sommerpause wieder ruhiger – aber auch nur kurz, denn um am Ball zu bleiben, müssen weiterhin Kraft- und Ausdauertrainingseinheiten absolviert werden. „Und wir stellen dann schon das neue Programm auf, damit wir rechtzeitig wieder mit dem Proben beginnen können“, sagt Isabelle Perri. Dabei kann das Team mittlerweile auf international bekannte Choreografen setzen, die der Kür den letzten Schliff geben.
Für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist die Teilnahme an Challenger Cups Voraussetzung. Dafür waren die United Angels in den vergangenen Wochen in Helsinki in Finnland, um Punkte zu sammeln. An diesem Wochenende tritt das Team im Dresden Cup an. Der erste Auftritt der United Angels fand gestern statt, heute Abend um 20.45 Uhr steht ein weiterer an. Einen Livestream des Auftritts kann man unter www.dresdencup.eu/livestream-2024 oder auf sportdeutschland.tv anschauen.
Synchronized Skating wurde erstmals 1957 in den USA öffentlich präsentiert. Erst 1977 entwickelten Kanada und die USA die ersten Regeln. Teams mit 16 meist weiblichen Läuferinnen sind international zugelassen, es dürfen auch bis zu vier männliche Eisläufer teilnehmen.
Der Wettbewerb ist zweigeteilt: Im Kurzprogramm werden fünf festgelegte Elemente gezeigt, in der Kür haben die Teams mehr Freiheiten zur Gestaltung. Bewertet werden Synchronität und Präzision, aber auch das Tempo, die technische Schwierigkeit der Programme, die Interpretation der Musik und die Ausdrucksstärke der Läufer.
Populär ist die Sportart vor allem im Norden der USA, in Kanada und in Skandinavien, im Rest von Europa ist sie eher unbekannt. In Deutschland gibt es sieben Teams.