Einsatzwille schweißt Judokas zusammen

Die TSG Backnang hat an zwei Wettkampftagen die süddeutsche Einzelmeisterschaft der U 15 ausgerichtet. Viele Helfer des gastgebenden Vereins, ob Groß oder Klein, sorgten dafür, dass die Großveranstaltung in der Mörikehalle mit 250 Sportlern reibungslos verlief.

An zwei Tagen haben 250 Judokas der Altersklasse U15 auf drei Matten in der Backnanger Mörikehalle gekämpft. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

An zwei Tagen haben 250 Judokas der Altersklasse U 15 auf drei Matten in der Backnanger Mörikehalle gekämpft. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Die Judokas starteten am ersten Wettkampftag ab 10 Uhr, für die ersten Helfer ging es aber schon am Abend zuvor los. Da trafen sich die Sportler und Eltern in der Mörikehalle zum Aufbau. Dabei gab es einiges zu tun. Drei Matten, drei Kampfrichtertische mit je einem Laptop und Bildschirm sowie Plätze für Trainer und Zuschauer mussten vorbereitet werden. Wie auch ein Gebäude weiter die Cafeteria. Dort ging es die nächsten Morgen weiter. Um 7 Uhr waren die ersten Kuchen schon im Gepäck, wurden Brötchen und Brezeln vom Bäcker geholt, Gemüse geschnippelt und eine große Kanne Kaffee gekocht. Bevor die ersten Judokas ab 9 Uhr auf die Waage mussten, war das aus Eltern bestehende Küchenteam fast fertig. Nach und nach trafen dann weitere Kuchenspenden ein.

Zur gleichen Zeit unten in der Halle: Marcel Ruoss. Als Junge fing er am Kampfrichtertisch an und regelt seit 20 Jahren bei Judoevents in Backnang alles, was mit Strom zu tun hat. Dafür ist er oft quer durch Deutschland gereist und laut seinen Kolleginnen in der Küche „absolut unentbehrlich“. Ein Kompliment, das Ruoss spätestens nach einer Tasse Kaffee vermutlich zurückgeben würde. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag wurde die Cafeteria zur wichtigen Auflaufstelle für alle, die ihren Weg in die Mörikehalle fanden.

Das war auch für erfahrene Bewirtungsorganisatorinnen um Ina Behl, Marion Riener und Steffi Simon hin und wieder anstrengend. Warum sie und weitere Eltern trotzdem kommen und mit anpacken, fasst Rainer Hehl so zusammen: „Weil ein Verein ohne Helfer schlichtweg nicht funktioniert.“ Es ist aber nicht das reine Pflichtgefühl, das die Eltern dazu ermutigt, im freundschaftlichen Miteinander über 300 Personen zu verköstigen, es macht ihnen Spaß. Hinter der Kuchentheke freute sich beispielsweise Petra Angerer nach der Coronapause wieder über den Kontakt zu Judobegeisterten anderer Vereine, welche sie „zum Teil schon viele Jahre kennt“.

Gespräche in der Cafeteria oder neben dem Mattenrand sind ein wertvoller Teil

Das kann der sportliche Leiter Jens Holderle von der TSG gut nachvollziehen. Für ihn sind die Gespräche in der Cafeteria oder neben dem Mattenrand ein wertvoller Teil jedes Judoevents. Das kam während der Pandemie zu kurz. Wenn Veranstaltungen stattgefunden haben, waren diese rein aufs Sportliche fokussiert, so Holderle: „Der soziale Austausch zwischen Judoka, Kampfrichtern, Trainern und Eltern, ist unter Coronabedingungen kaum möglich gewesen.“

Bei den Gästen aus Bayern sorgte besonders eine Backnanger Spezialität für Gesprächsstoff: der Maultaschenburger. Bekannt und beliebt ist der Heimkampfklassiker bei den TSG-Judokas der U 15, von denen es über den Verlauf beider Tage immer mehr zur süddeutschen Einzelmeisterschaft trieb, obwohl nur die wenigsten von ihnen im Turnier antraten. „Die, die samstags kämpfen, helfen sonntags. Die, die sonntags kämpfen, helfen samstags. Und die, die gar nicht kämpfen, helfen doppelt“, erklärt Elias Reisch, der die U 15 seit fünf Jahren trainiert und damit am Wochenende gleich doppelten Grund hatte, auf die Arbeit von sich und seinen Kollegen stolz zu sein. Grund eins: Acht seiner Schützlinge haben sich für das größte deutsche Turnier ihrer Altersklasse qualifiziert. Ein Kräftemessen mit Kämpfern aus drei Landesverbänden, dessen Leistungsniveau, das betont Reisch, trotz geringerer Teilnehmerzahlen nicht abgenommen habe. Grund zwei: Die Kampfrichtertische waren voll besetzt. Mit je mindestens drei TSG-Judokas, von denen einer die Begegnungen ansagte, einer die Listen führte und einer die Kampfzeit und Wertungen über den Bildschirm anzeigte.

Reisch resümiert: „Bei solchen Wettkämpfen zeigt sich, wie stark der Zusammenhalt auch bei einer Individualsportart wie Judo ist.“ Erwähnenswert sind dabei auch die Judokas aller Altersgruppen, die in die Mörikehalle kamen, um ihre Freunde anzufeuern. Zusammengefasst: Auch wenn es auf der Matte so aussehen mag, kämpft hier nicht jeder für sich allein.

Dass sich neben Eltern auch die Athleten selbst mit einbringen, ist auch Bundesligatrainer Jens Holderle wichtig. Er meint: „Ein Blick hinter die Kulissen eines Wettkampfes bringt die Sportler entscheidend weiter, ob auf lokaler Ebene oder auch international.“ Das am heimischen Kampfrichtertisch erworbene Know how zum Beispiel ermögliche es den Backnanger Wettkämpfern, auswärts auf eventuelle Fehler aufmerksam zu werden, aber auch für deren Ursachen Verständnis aufzubringen.

Gründe fürs Engagement liefert der TSG- Nachwuchs aber auch selbst. Rachel Balthes macht es hauptsächlich Spaß, Listen zu schreiben und dadurch am Wettkampfgeschehen mitzuwirken. Sara Heissenberger gefällt die Verantwortung, die sie gemeinsam mit Balthes am Kampfrichtertisch übernehmen kann. Für Maximilian Lucatoni und Liron Bäßler ist die Betreuung eines Kampfrichtertisches eine gute Gelegenheit, ihrem Verein zu helfen und gleichzeitig als Freunde Zeit zu verbringen. Die Aussicht auf Zeit mit seinen Freunden brachte wohl auch Kai Lange auf den Plan, der ursprünglich nur zum Zuschauen kam, schließlich bei Lucatoni und Bäßler am Kampfrichtertisch blieb und dort die Listen führte. Den größten Vorzug für alle hinter dem Kampfrichtertischsitzenden nennt Mia Pfitzenmayer: „Von hier aus kann man die Kämpfe am besten sehen.“

Es seien vor allem auch „die Wertschätzung und Hilfsbereitschaft der Kinder untereinander“, so einige Eltern, die sie dazu motivieren würden, solche Events für und mit ihren Sprösslingen, welche man vereinzelt sogar hinter dem Spültisch fand, auf die Beine zu stellen. Auch wenn Wettkämpfe dieser Größenordnung allen Vereinsmitgliedern einiges abverlangen, stärken sie die Gemeinschaft. „Als Verein repräsentieren wir bei solchen Großveranstaltungen außerdem die Stadt Backnang sowie unsere Sponsoren, die somit in der Judowelt wahrgenommen werden“, erläutert Holderle.

TSG-Sportler auf dem Podest

Jungen Beim bundesoffenen Turnier sicherte sich die TSG Backnang einige Podestplätze. Zweite wurden Eddie Bauer (Gewichtsklasse bis 34 Kilogramm) und Kai Lange (bis 55). Auf Rang fünf kam Maximilian Lucatoni (bis 55). Trotz guter Leistungen gab es keine Platzierung für die Backnanger Jonas Hehl, Hannes Munzinger und Ivan Begic.

Mädchen Den einzigen Sieg der TSG-Athleten sicherte sich Riana Kasper (über 63). Silber holte sich Jule Simon (bis 63).

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Erstellt:
31. Mai 2022, 06:00 Uhr

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