Eklat in Montenegro

Dunkelhäutige Spieler Englands werden rassistisch beleidigt

Podgorica /SID - Raheem Sterling gab die Antwort auf den Rassismus-Eklat von Podgorica deutlich in Wort und Tat. „Die beste Art, Hasser zum Schweigen zu bringen“, schrieb der englische Fußball-Stürmerstar bei Twitter neben ein Foto seines „Ich kann euch nicht hören“-Torjubels. Er schob hinterher: „Ja, ich meine Rassisten.“ Dahinter ein Hashtag: „Bildet euch mal.“ Mit Affenlauten und anderen Schmähungen waren die dunkelhäutigen Spieler während des 5:1 in der EM-Qualifikation in Montenegro beleidigt worden. Es traf Danny Rose, Callum Hudson-Udoi, Raheem Sterling und indirekt Jadon Sancho von Borussia Dortmund, der auf der Bank saß. Englands Teammanager Gareth Southgate sprach erschüttert von einem „sehr traurigen Abend“.

Southgate traf während seiner 14-minütigen Pressekonferenz im „Stadion pod Goricom“ perfekt den Ton. Er sprach klar und gefühlvoll, abwägend, fair, klug und sehr persönlich. „Meine Kinder denken keine Minute darüber nach, wo Menschen geboren sind, welche Hautfarbe sie haben“, sagte er: „Junge Menschen. Die sind noch unschuldig. Um sie müssen wir uns kümmern. Sanktionen sind wertlos, wenn sie nicht von Erziehung begleitet werden.“ Dennoch wird es Sanktionen geben. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat ein Verfahren eröffnet. Es sieht im Disziplinar-Code zunächst mindestens einen Zuschauer-Teilausschluss vor. Im Wiederholungsfall drohen Spiele in leerem Stadion und Punktabzüge. Southgate weiß, dass dies vielleicht wenig bewirkt oder an falscher Stelle ansetzt. „Du kannst Vereine oder Verbände bestrafen, aber das wird die Einstellung Einzelner nicht ändern“, sagte er. „Es ist sehr traurig. Callum ist 18. Er wird nach dem Spiel interviewt, er sollte über seine Freude am Spielen reden, und dann das.“

Auch Hudson-Udoi äußerte sich gewandt und angemessen, beschämend war jedoch die Reaktion von montenegrinischer Seite. Bei der ersten Frage an Trainer Ljubisa Tumbakovic grätschte gleich ein Pressemann dazwischen, er verkündete unter dem Protest der englischen Journalisten: „Niemand hat rassistische Äußerungen gehört. Niemand! Es gab keine.“ Southgate hörte sie, seine Spieler, der Uefa-Delegierte, Reporter und Kommentatoren. Es waren keine konzertierten Gesänge ganzer Blöcke, sondern Einzelfälle, die sich zu einem schlimmen Bild summierten. Tumbakovic redete sich trotzdem heraus: „Ich war auf das Spiel konzentriert.“

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Erstellt:
27. März 2019, 03:04 Uhr

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