Emelie Petz findet den Weg Schritt für Schritt zurück

Nach der Verletzung bei den Olympischen Spielen ist die TSG-Turnerin noch nicht ganz fit. Die 18-Jährige ist nach Überlegungen, ob und wie es weitergeht, nun wieder guten Mutes, trainiert fleißig und hat neue Ziele.

Bereitet sich intensiv aufs Comeback bei den Titelkämpfen im Juni vor: Emelie Petz. Foto: Imago

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Bereitet sich intensiv aufs Comeback bei den Titelkämpfen im Juni vor: Emelie Petz. Foto: Imago

Von Uwe Flegel

Zum neuen Frauen-Bundestrainer Gerben Wiersmar hatte sie bisher nur kurz Kontakt. Denn noch ist Emelie Petz nicht richtig fit, nachdem sie sich im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio in einem Training die Achillessehne des linken Fußes riss. Einmal mehr kämpft die Turnerin der TSG Backnang nach einer schweren Verletzung um die Rückkehr an die Spitze. „Ich bin’s schon gewohnt“, sagt sie dazu – und lächelt.

Kurz danach fügt sie ein wenig nachdenklicher hinzu: „Ich werde ja nicht jünger.“ Mit 18 Jahren spricht die Allmersbacherin davon, dass sie nach der Operation vor gut einem halben Jahr durchaus überlegte, „wie und ob es weitergeht“. Nach einer kurzen Pause fiel die Entscheidung für den Sport. „Ich habe in der Zeit gemerkt, dass ich das Turnen schon unheimlich vermisse“, erklärt Emelie Petz.

Gerätetraining ist bislang nur am Stufenbarren möglich

Seit Oktober müht sie sich nun ab, möglichst rasch den Rückstand aufzuholen und sagt: „Mir geht es so weit ganz gut. Ich mache fleißig meine Reha und bin zufrieden, wie es läuft.“ Noch funktioniere der linke Fuß zwar nicht hundertprozentig und auch ihr Kraftdefizit sei noch ziemlich groß, aber es gehe vorwärts, sagt die für den deutschen Serienmeister MTV Stuttgart in der Bundesliga turnende Sportlerin. „Gesund werden und einen Schritt nach dem anderen machen“, hat sich die junge Frau, die als Juniorin binnen vier Jahren 15 deutsche Meistertitel sammelte, zunächst einmal vorgenommen. Deshalb ist sie bereits damit zufrieden, dass es für sie im Januar wieder in die Trainingsgruppe am Kunstturnforum in Stuttgart zurückging. „Momentan bin ich im Prinzip wieder täglich ganz normal in der Halle und mache, was geht.“ Fürs sogenannten Gerätetraining heißt das, dass am Stufenbarren schon einige Übungen drin sind, während Boden, Sprung und Schwebebalken fast außen vor bleiben, funktioniert dort doch wenig, ohne den Fuß zu belasten.

Das alles hört sich nicht unbedingt danach an, als sei für Emelie Petz das Leben als Hochleistungssportlerin vergnügungssteuerpflichtig. Vielleicht ist es deshalb gerade sehr gut, dass die Schule für Abwechslung sorgt. „Für mich steht gerade das Abitur im Frühjahr im Vordergrund“, bekennt Emelie Petz. Der Turnsport genießt bei ihr derzeit zwar immer noch hohe Priorität, aber eben nicht die allerhöchste. Zumindest in den nächsten drei, vier Monaten. Danach will sie allerdings wieder durchstarten. Die deutsche Meisterschaft am letzten Juniwochenende hat die Tochter des ehemaligen Verbands- und Oberliga-Fußballers der TSG Backnang und der SG Sonnenhof Großaspach Klaus Petz auf jeden Fall schon im Blick. Am Stufenbarren, an dem der selbst kreierte Abgang mit einem Salto mit einer Schraube aus der Staldergrätsche (Umschwung mit gegrätschten Beinen) heraus, als Übungsteil ihren Namen trägt, sieht sie die größten Chancen fürs Comeback auf der großen Wettkampfbühne.

Die Titelkämpfe in der Berliner Max-Schmeling-Halle sind für die Allmersbacherin, die nächsten Monat ihren 19. Geburtstag feiert, aber nur das Nahziel. Der große Traum von Olympia lebt trotz des Erlebnisses von Tokio in ihr weiter. Die Spiele in Paris in nicht ganz zweieinhalb Jahren sind mit der entscheidende Grund, weshalb sie sich derzeit plagt und darum kämpft, zu alter Stärke sowie Klasse zurückzukehren. Den Plan dafür hat sie bereits im Kopf. Erst das Abi schaffen und damit die Doppelbelastung aus Schule und Hochleistungssport hinter sich lassen, dann ab dem Sommer ganz auf Training und Wettkampf konzentrieren. Zumindest bis zu den Olympischen Spielen in der Stadt der Liebe soll die Liebe zum Turnen auf jeden Fall anhalten.

Die Schülerin spielt mit dem Gedanken, sogenannte Sportsoldatin zu werden

Auch deshalb spielt die Athletin, die schon als 16-Jährige bei der deutschen Meisterschaft der Frauen am Sprung, am Schwebebalken und am Barren zweimal Vizemeisterin und einmal Dritte geworden ist, mit dem Gedanken, eine sogenannte Sportsoldatin zu werden. Die notwendigen Unterlagen hat sie schon eingereicht. Klappt alles wie erhofft, dann hat sie dank der Unterstützung der Bundeswehr in den nächsten zwei Jahren den Rücken komplett fürs Turnen frei. Davor heißt es für die ehrgeizige Frau aus dem Täle jetzt aber erst einmal, wieder richtig fit zu werden und möglichst rasch das alte Niveau zu erreichen. Schließlich soll es ja nicht bei einem kurzen Kontakt zum neuen Bundestrainer bleiben.

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Erstellt:
24. Februar 2022, 06:00 Uhr

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