Erst das Comeback, dann die Zukunft klären

Kapitän Oguzhan Biyik macht nach seiner Knieverletzung erste Schritte im Training, um bei Backnangs Oberliga-Fußballern diese Saison noch ins Geschehen eingreifen zu können. Abseits des Platzes führt der Routinier Gespräche, ob und wie er nach dem Sommer bei der TSG am Ball bleibt.

Oguzhan Biyik arbeitet daran, den Takt schon bald wieder vorgeben zu können. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Oguzhan Biyik arbeitet daran, den Takt schon bald wieder vorgeben zu können. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Zurück auf dem Trainingsplatz ist er bereits wieder. Allerdings stehen für Oguzhan Biyik dort nur leichte Laufeinheiten und Kräftigungsübungen an. Nach seinem Innenbandriss am rechten Knie arbeitet der Kapitän des Fußball-Oberligisten TSG Backnang dafür, in der Endphase der Saison noch einmal am Ball sein zu können. Derzeit kann er das nicht. Noch muss er vom Rand aus mitfiebern, wenn es für die Etzwiesenelf um Punkte geht. So wie morgen, wenn der Oberliga-Vierte ab 14 Uhr bei den abstiegsgefährdeten SF Dorfmerkingen gastiert.

„Es macht Spaß, die Jungs machen es gut“, beurteilt der 35-Jährige das, was er in den vergangenen Wochen von seinen Mitstreitern zu sehen bekommt. Stolz und Erleichterung schwingen dabei in Oguzhan Biyiks Stimme mit. Schließlich war nicht unbedingt zu erwarten, dass das Team aus dem Murrtal den Ausfall von so vielen verletzten Leistungsträgern so gut wegsteckt. Denn neben dem Mittelfeldorganisator, der seit Mitte Februar fehlt, muss die TSG auf viele weitere wichtige Akteure verzichten. Vor allem an Defensivexperten fehlt es. Von den insgesamt fünf gelernten Innenverteidigern im Backnanger Kader steht gerade einzig Robin Schwemmle zur Verfügung. Marc Bitzer, Michl Bauer, Patrick Tichy und seit nicht ganz zwei Wochen nun auch Thomas Doser sind verletzt.

Der Mittelfeldorganisator will sich Zeit geben, bis er aufs Spielfeld zurückkehrt

Wie lange der Spezialist für Standards und fürs zentrale Mittelfeld noch ausfällt, weiß derzeit noch niemand. Biyik will auf jeden Fall nichts überstürzen, will erst dann wieder aufs Spielfeld zurückkehren, wenn das Knie wieder richtig stabil und die Muskulatur aufgebaut ist. Ende April wird es deshalb wohl werden, bis sich der Kapitän wieder an Bord zurückmeldet. Für einen Vollblutfußballer wie Oguzhan Biyik keine einfache Zeit. Entsprechend beruhigend ist es, dass Backnang sportlich nicht mal ansatzweise in Not ist. Auf einen Abstiegsplatz hat die Elf um Spielertrainer Mario Marinic 15 Punkte Vorsprung und auf Tabellenführer Freiberg sowie die zweitplatzierten Stuttgarter Kickers hat der Oberliga-Vierte 16 sowie 15 Zähler Rückstand.

Biyik kann sich also ganz in Ruhe auf sein Comeback vorbereiten und vor allem darüber nachdenken, wie es in der neuen Saison weitergeht. Klar ist für den 35-Jährigen: „Die TSG ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Hier hat er schließlich vor fast drei Jahrzehnten als Steppke mit der Kickerei begonnen, kehrte nach einigen Jahren beim VfB Stuttgart als Jugendspieler in die Etzwiesen zurück, ehe er nach Stationen bei der TSG Hoffenheim, dem tschechischen Erstligisten FK Pribram, dem Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach und den Oberligisten SGV Freiberg sowie Türkiyemspor Berlin ab dem Januar 2012 ein drittes Mal ins rote Trikot schlüpfte. „Damals noch in der Landesliga“, erinnert sich Biyik. Mit dem sechs Monate später nach Backnang gekommenen Mario Marinic bildet er seitdem ein Führungsduo, das entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Etzwiesenklubs zu einem Oberligisten hat. „Ich habe mit Backnang drei Aufstiege mitgemacht“, ist er stolz und sieht gerne darüber hinweg, dass es für den Kapitän und den Torjäger zwischendurch auch einmal von der Ober- in die Verbandsliga runter ging.

Der 35-Jährige fühlt sich fit genug, um noch ein weiteres Jahr ranzuhängen

Mittlerweile steht so gut wie fest, dass die TSG in der neuen Saison weiterhin in der Oberliga um Punkte kämpft. Dann ohne Mario Marinic. Und auch ohne Oguzhan Biyik, dessen Vertrag im Juni ausläuft? „Wir führen Gespräche“, sagt er zum Stand der Verhandlungen mit seinem Stammverein und fügt hinzu: „In jede Richtung.“ Soll heißen, dass der Routinier durchaus auch eine andere Rolle einnehmen könnte wie die als Führungsfigur auf dem Platz. Der Mittelfeldmann sagt jedoch ebenfalls: „Als Spieler fühle ich mich noch topfit.“

Gleichzeitig ist er seit vier Monaten Vater, hat in Steinbach ein Haus gebaut und genießt dort die gemeinsame Zeit mit seiner Frau Nina und dem kleinen Naim. Zudem gibt es noch die Arbeit bei der Allmersbacher Firma Harro Höfliger. Da will gut überlegt sein, ob ein weiteres Jahr in der Oberliga noch dazu passt. Zumal Biyik, der seit rund zwei Jahren im Besitz der B-Lizenz ist, Anfragen anderer Klubs hat. Deshalb sagt er zu seiner Zukunft: „Ich bleibe auf jeden Fall im Fußball, ob als Spieler, als Spielertrainer oder anderswie.“ Und: „Die TSG ist für mich die erste Option.“ Schließlich ist sie sein Herzensverein und die große Motivation, auf dem Trainingsplatz zu schuften, um diese Saison auf dem Spielfeld noch einmal den Takt vorgeben zu können.

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Erstellt:
1. April 2022, 18:30 Uhr

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