Erster Punktverlust für den Tabellenführer SG Sonnenhof Großaspach

Von Steffen Grün

„Wir können sehr gut mit diesem Punkt leben“, sagte Gianni Coveli nach dem Abpfiff. Für dieses Fazit des Göppinger Trainers gibt es einige logische Erklärungen, etwa diese: Sein Team hatte zuletzt mit dem 0:1 gegen Bissingen eine unerwartete Bauchlandung hingelegt, war vor dem Topspiel in Großaspach vom dritten auf den fünften Platz abgerutscht und musste das Duell im Fautenhau nach der Ampelkarte für Levin Steinbrenner in der 78. Minute beim Stande von 1:1 auch noch in Unterzahl beenden. Trotzdem war es zugleich etwas überraschend, dass der 53-Jährige, der bereits seit 2014 im Amt ist, dem möglichen Sieg zumindest öffentlich so gar nicht nachtrauerte. Das lag an der Szene, die sich in der vierten Minute der sechsminütigen Nachspielzeit ereignet hatte. Luca Maximilian Piljek hebelte mit einem klugen Pass die aufgerückte SG-Abwehr aus und Frederik Schumann eilte alleine auf den Aspacher Torwart zu. Maximilian Reule kam entgegen, bäumte sich auf und lenkte den Schuss bravourös ab. Der Ball hatte aber einen Drall und drohte doch noch ins Netz zu fallen. Das verhinderte der eingewechselte Verteidiger Marco Manduzio, indem er den Ball von der Linie köpfte.

„Wir können uns am Ende bei Max und bei Mandu bedanken“, gab SG-Trainer Pascal Reinhardt mit Blick auf diese Situation zu und kam zur selben Erkenntnis wie sein Göppinger Kollege: „Es ist klar, dass man nicht jedes Spiel gewinnen kann. Wir können deshalb heute auch mal mit dem einen Punkt leben.“ Zumindest die, die nicht allzu abergläubisch sind. Die, auf die das doch zutrifft, werden vielleicht ein böses Omen wittern, denn auch in der Vorsaison hatte Großaspach die ersten fünf Partien allesamt gewonnen und sich dann mit einem 0:0 gegen Ravensburg zufriedengeben müssen. Es folgte eine 1:3-Niederlage in Mutschelbach und am Ende der Runde waren die Kickers Meister und die SG verpasste den Regionalliga-Aufstieg in der Relegation. Nun geht es am kommenden Freitag wieder nach Mutschelbach, doch das soll es mit der Duplizität der Ereignisse auch gewesen sein.

Stürmischer Beginn, aber Großaspach nutzt die Chancen in dieser Phase nicht

Es ist ohnehin davon auszugehen, dass Pascal Reinhardt den Fokus bei der Aufarbeitung der gestrigen Begegnung auf andere Aspekte richten wird. Beispielsweise auf den Umgang mit den Torchancen in der Anfangsphase, in der sich der Tabellenführer für „die richtig guten Ballbesitzphasen“, die der Coach seinem Team bescheinigte, nicht mit etwas Zählbarem belohnte. Los ging es mit einer doppelten Möglichkeit, als nach einem Missverständnis in Göppingens Defensive erst ein Feldspieler den Schuss von Dominik Salz kurz vor der Linie klärte und dann Keeper Marcel Schleicher den zweiten Versuch von Anthony Mbem-Som Nyamsi entschärfte. Die SG blieb am Drücker, doch Benedikt Landwehr, der im Vergleich zum 2:1-Sieg in Backnang am vergangenen Mittwoch als einziger Akteur für Lukas Stoppel in die Startelf gerückt war, verpasste die Hereingabe von Mert Tasdelen haarscharf.

Statt im Rahmen dieses stürmischen Beginns vorzulegen, geriet Großaspach in der 33. Minute ins Hintertreffen. Wie schon im Nachbarschaftsduell bei der TSG und „wieder nach einer Standardsituation“, wie Pascal Reinhardt kritisch anmerkte: „Das müssen wir einfach abstellen.“ Genauer gesagt war es erneut ein Eckball, nach dem die SG das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr völlig aus heiterem Himmel gekommene 0:1 kassierte. Der Ball segelte von der rechten Seite auf den zweiten Pfosten und wurde von dort zum ersten Pfosten geköpft, wo ihn der lauernde Emmanuel McDonald aus kurzer Distanz über die Linie nickte. Die Hausherren schlugen aber noch vor der Pause zurück – zum, wie es dann oft heißt, psychologisch günstigsten Zeitpunkt. Die Gäste hatten die Kugel bereits aus der Gefahrenzone befördert, doch sie kam postwendend zurück. Im Strafraum wurde Dominik Salz von Tim Schraml zu Boden gerissen und der Referee zeigte auf den Punkt. Zum fälligen Elfmeter lief Volkan Celiktas an, verlud den Torwart und sorgte in der 44. Minute fürs 1:1. Es war schon das vierte Saisontor des Kapitäns.

In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit kochten die Emotionen nach einem Foul im Mittelfeld an Benedikt Landwehr nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal hoch. Der Unparteiische beruhigte die Gemüter wieder etwas, indem er Levin Steinbrenner die Gelbe Karte für das Foul zeigte und zudem Volkan Celiktas verwarnte. Bevor der Göppinger später Gelb-Rot sah, hatte die SG in der insgesamt nun eher zähen Partie zwei Torchancen. Den Schuss von Niklas Mohr lenkte der Keeper über die Latte (61.), der Freistoß aus halblinker Position des eingewechselten Youngsters Lukas Stoppel strich um Zentimeter am linken Pfosten vorbei (74.). Viel mehr war da nicht, auch nicht am Ende in Überzahl. „Weil wir falsche Entscheidungen getroffen und den Ball nicht in die Box gebracht haben, wo es gefährlich hätte werden können“, analysierte Pascal Reinhardt. Und weil „die Kräfte in den letzten 20 Minuten bei uns deutlich nachgelassen haben“, wie Volkan Celiktas mit Verweis auf die englische Woche und viele Spieler, die bei allen drei Partien die vollen 90 Minuten oder zumindest den Großteil absolviert haben, einräumte. Nun gilt es, bis zum Spiel in Mutschelbach etwas durchzuschnaufen.

SG Sonnenhof Großaspach Reule – Rahn (76. Manduzio), Frölich, Nuraj, Mohr – Mbem-Som Nyamsi (90.+3. Dautaj), Celiktas, Mistl – Landwehr (63. Stoppel), Salz, Tasdelen (84. Engel).

1. Göppinger SV Schleicher – Schramm (75. Yalman), Steinbrenner, Milisic, Idehen – Schraml, Brück – Baroudi (75. Piljek), Mayer (75. Ulici/85. Cerimi), Schumann – McDonald (82. Hirth).

Tore 0:1 (33.) McDonald, 1:1 (44./FE) Celiktas. – Gelb-Rote Karte Steinbrenner (78.). – Schiedsrichter Bergmann (Laupheim). – Zuschauer 503.