Olympia-Kolumne aus Paris

Fertig machen zum Endspurt im olympischen Aufsaugen

Die Olympischen Spiele von Paris gehen zu Ende – und die Frage ist: Haben alle Beteiligten genügend aufgesaugt?

Die Hitze war teilweise ein ziemlicher Faktor der Sommerspiele von Paris.

© IMAGO/Inpho Photography/IMAGO/©INPHO/James Crombie

Die Hitze war teilweise ein ziemlicher Faktor der Sommerspiele von Paris.

Von Dirk Preiß

Vor Olympischen Spielen fragen sich ja viele: Was ist dabei eigentlich das Wichtigste? Für die Sportlerinnen und Sportler scheint die Antwort klar. Es geht darum, das, was jahrelang geübt wurde, bestmöglich abzurufen. Aber auch die Athletinnen und Athleten haben noch anderes im Sinn. Und wenn wir uns die Aussagen der vergangenen Wochen nochmal ans Ohr legen, ist die Sache mit den Prioritäten eigentlich schnell klar.

Es geht ums Aufsaugen.

Ja, werden Sie nun sagen, das stimmt. Denn: Sauberkeit ist wichtig, egal ob in Peking, London, Rio oder nun in Paris. Und so haben wir auch gebannt und zustimmend nickend den freiwilligen Helfern zugeschaut, die am Freitagnachmittag die Bodenfläche der La Chapelle Arena noch kurz gesaugt haben – damit danach auch wirklich kein Staubkörnchen die Sportgymnastinnen daran hindern konnte, mit Reifen, Ball, Keulen und Band ihre Kunststücke vorzuführen.

Allerdings: Die Helferinnen und Helfer taten ihren Job recht sachlich. Dabei haben die Sportlerinnen und Sportler uns doch auch mit auf den Weg gegeben, man müsse das ganze olympische Spektakel emotional aufsaugen.

Wir haben das in den ersten Tagen dieser Spiele von Paris deshalb gleich versucht. Und Sie können uns glauben: Wir waren emotional.

Zunächst, als während der Eröffnungsfeier vor allem unsere Kleidungsstücke fleißig damit beschäftigt waren, aufzusaugen – und zwar den Dauerregen über Paris. Wir haben das an dieser Stelle ja schon einmal erwähnt: Am Ende waren wir emotional derart angeschlagen, dass wir uns ein Dach über dem Kopf gesucht haben. Das sollte uns vor dem Regen schützen – so, wie wenige Tage später vor der Sonne.

Nach dem Regen kam ja die Hitze zu den Spielen. Und es wurde wieder aufgesaugt. Diesmal ging es um den Schweiß, der uns aus den Poren rann. Das war wieder die Aufgabe unserer Kleidungsstücke – aber auch wir selbst haben gesaugt, was das Zeug hält. Innerlich. Bei all dem Wasser, was wir in diesen heißen Tagen von Paris in uns hineingeschüttet haben, kamen wir uns irgendwann vor wie die Comicfigur Spongebob.

Aber: Schwamm drüber! Nun, da die Olympischen Spiele von Paris so gut wie beendet sind, haben wir uns vorgenommen, im Endspurt noch einmal möglichst viel aufzusaugen in dieser besonderen Stadt. Das Flair, die Stimmung, die Musik, die Geschichte, die Sprache. Wobei: Das mit der Sprache hat uns als Aufsaugwillige ja auch ein bisschen enttäuscht.

Um unser Schul- und Urlaubsfranzösisch vor dem Olympia-Start ein wenig aufzupeppen, haben wir uns ja mit einer Sprachlern-App zusammengetan. Wir wollten Großes erreichen. Das Ergebnis? Sagen wir es so: An der App lag es nicht.

Zugegeben: Wir haben nicht genügend Vokabeln aufgesaugt, als dass wir hier als Muttersprachler durchgehen hätten können. Schlimmer noch: Ganz oft, wenn wir uns bemüht haben, jemanden auf Französisch anzusprechen, muss das so entlarvend gewesen sein, dass uns auf Englisch geantwortet wurde. Aber: Wir geben nicht auf – demnächst geht’s ja schließlich in den Frankreich-Urlaub.

Ob wir da auch wieder alles aufsaugen? Wissen wir noch nicht. Denn diese ganze olympische Aufsaugerei ist ja auch ganz schön anstrengend. Und weil wir uns in den vergangenen Wochen in dieser Hinsicht quasi wie eine Art Vorwerk-Wesen benommen haben, kann es gut sein, dass wir nun eine Pause einlegen.

Allerdings: Wir werden nach diesen imposanten Spielen von Paris viel zu erzählen haben. Können sich alle zu Hause also schon mal bereit machen – zum Geschichten aufsaugen.

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Erstellt:
10. August 2024, 15:52 Uhr

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